Theater: Das Wunder Rosemarie

3.05.25 Freiburg, Theater der Immoralisten

 

Nach einiger Abstinenz besuchte ich mal wieder die Freiburger Immoralisten. Es gab an diesem lauen Samstagabend die tatsächlich letzte Aufführung des Erfolgsstücks Das Wunder Rosemarie zu sehen, inspiriert von der kurzen, eindrucksvollen Lebensgeschichte einer Frau, die in den Neunzehnfünfzigern, also in der Nachkriegszeit und während des damaligen bundesrepublikanischen Wirtschaftwunders, ziemlich mutig für ihre Selbstbestimmung gekämpft hat – trotz von Geburt an widriger und von Gewalt geprägter Umstände. Und die es geschafft hat, als Sexarbeiterin zu einer der bestverdienenden Personen in der seinerzeit bereits sehr kapitalistisch geprägten Gesellschaft zu werden.

Zu Beginn empfand ich das Stück etwas klamaukig angelegt, was zwar durchaus für Lacher sorgen, einem aber auch mal zuviel werden konnte. Es war zwar unterhaltsam und amüsant, die Spielenden in ihren abstrus verklemmten Haltungen und Gebahren zu beobachten; auch war es raffiniert inszeniert, dass die zu Beginn tot auf der Bühne liegende Rosemarie plötzlich aufstand und in der Thesenbildung um ihre Ermordung eifrig mitmischte. So richtig Fahrt kam jedoch erst auf, als die von ihrer Darstellerin großartig verkörperte Edelprostituierte sich mal so richtig lautstark und vehement verschiedenes von der Seele redete und ihren Gegenübern, dem Freier mit Bestrafungsfetisch, ihrem auf ihr Geld gierenden Hausfreund sowie ihrer Putzfrau so einige Dinge vor den Latz knallte, die zu jener Zeit – und auch lange danach immer noch!! – nur ungerne thematisiert oder – gar schlimmer noch – schlicht totgeschwiegen wurden.

Im zweiten Teil des zweistündigen Stücks wurde nun immer deutlicher, dass die Charaktere und deren Darstellung eben eine beabsichtigte Überzeichnung des damals gelebten Zeitgeists ins Groteske war. Und damit vermutlich mehr Nägel auf den Kopf getroffen hat, als die Schauspielerin beim imaginär dargestellten Bilderaufhängen in ihrem Appartment. Der Spannungsbogen lag in den oft harschen Wendungen der Erzählung vom Komödiantischen ins Reale der damaligen Zeit, der vorherrschenden gesellschaftlichen Moral und vor allem des Nicht-Umgangs mit längst nicht verheilten Wunden jüngerer Erinnerungen und Geschehnisse.

So stritten und versöhnten sich die oft in sich widersprüchlich agierenden Figuren bis zum dramatischen Finale, in welchem der mutmaßliche Verlauf von Rosis Ableben durchgespielt wurde. Letztlich ging es allem voran um die zumeist verborgenen Sehnsüchte der Einzelnen, in welchen sich die Protagonist*innen in ihrem höchst unterschiedlichen Umgang des steten Verdrängens doch sehr nahe waren. Freilich ohne das zu bemerken und ohne es sich, geschweige denn Anderen, einzugestehen.

Alles in allem war das eine sehr gelungene Aufführung, wie ich meine, die, bei aller Unterhaltsamkeit, auch im Nachgang noch sehr zum Nachdenken anregt und dabei immer wieder Parallelen zur jetzigen Zeit erkennen lässt. Es wundert also keineswegs, dass Das Wunder Rosemarie damit – und natürlich aufgrund der tollen darstellerischen Leistungen!! – einen so großen Anklang beim durchaus begeisterten Publikum finden konnte…

4.05.25

Infos und Bilder gibt’s HIER

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