Spermbirds 20.11.10 Freiburg, Atlantik
Support: Hyphonics
Schuld sind immer die anderen. Oder wie sonst ist zu erklären, dass mir in meinen prä-finalen Teenager-Jahren, als ich sehr dem Heavy Metal verfallen und mir die Spermbirds ausschließlich als Vorlagengeber zum Covern bekannt waren, nie jemand was von denen gebrannt hat? ... Moment mal, das gab's ja noch gar nicht - egal, 'ne Kassette hätt's auch getan...
So musste ich mich also mal wieder selber drum kümmern, was ich denn auch pflichtbewusst tat und mich schließlich voller Vorfreude im Atlantik einfand. Dort standen bei meiner Ankunft bereits (fremd)geschätzte hundertsechzig Jahre Punkrock auf der Bühne, in hiesigen Gefilden auch namentlich als Hyphonics bekannt. Jene schienen schon mächtig Spaß zu haben, schickten ihren schön rifforientierten Sound mitsamt right-from-the-heart rotzender Songs getreu ihrer Devise 'Shut up 'n play' in die gut gefüllte Hütte - stets untermalt vom gelegentlich aus Sänger Reinis Augen verschmitzt hervorlugenden Wahnsinn.
So konnten die Anwesenden optimal auf die Truppe um Lee Hollis vorbereitet werden, denn auch die Spermbirds gingen gleich richtig in die Vollen. Sie begannen mit "Something To Prove", dem sie direkt "Set An Example" folgen ließen, womit umgehend für Klarheit gesorgt war, wo es die nächsten knapp siebzig Minuten lang gehen sollte: auf eine Power-Tour nämlich, welche die teils knüppelharten früheren Werke ebenso einschloss wie jüngere, groove-orientiertere Songs. So fanden sich im Set auch meine drei Lieblingsstücke vom (wie ich meine sehr geilen) aktuellen Album. Neben dem namensgebenden "Columbus Feeling" waren außerdem "Matter Of Fact" und das hymnische "Meet Me In The Middle" zwischen viele alte Hauer eingereiht; musikalisch schön aufgelockert durch den "Texas Cowboy", den man etwa in der Mitte des Hardcore-at-its-very-best-Reigens antraf.
Sehr amüsant zu beobachten war, dass der gute Lee von seinen Mitstreitern, allen voran Drummer Beppo, immer wieder in die Parade gefahren bekam, wenn er grade mal eine Ansage machen wollte. Dieser nahm's mit Humor, konterte einen Hinweis Beppos auf den Verkaufsstand ihrer Platten mit den Worten "...or you can download for nothing..." und führte auch sonst souverän durch's Konzert, welches mit den mehrfach geforderten "Try Again" und "Shit For Sale" als weitere Highlights zwei ganz große Klassiker in den Zugaben aus dem Versteck entließ.
So hatte man mit dem letzten Auftritt der Spermbirds in diesem Jahr eine fast rundum gute Punkrock-Show erlebt, einzig der Sound schien mir insgesamt ein klein wenig dumpf daher zu kommen, doch konnte dieses Mini-Manko der sonstigen Qualität keinen bedeutsamen Schaden zufügen. Nach dieser Energie-Party führte ich noch erquickliche Gespräche über Monsterbäbys, bevor mich die neblig-nasskalte Novembernacht verschluckte und nach ruhigeren Gefilden schweifen ließ...
21.11.10