SOUND OF LIBERATION – SOL Sonic Festival Part II

28.06.25 Wiesbaden, Schlachthof

(u. a. mit Brant Bjork, King Buffalo, My Sleeping Karma, Daily Thompson)

 

Kurz vor 17 Uhr waren wir vor Ort am Wiesbadener Schlachthof, wo an diesem heißen und sonnigen Samstag das Sound of Liberation Festival stattfand. Teils drinnen, teils draußen spielten die Bänds. Als wir ankamen, waren auf der großen Bühne drinnen Kant bei ihrem letzten Stück angelangt... 

In der Halle war es recht angenehm, verhältnismäßig sogar kühl – im Gegensatz zu draußen, wohin wir uns nach verklingen der letzten Töne begaben. Dort waren soeben The Machine am Soundcheck; ein Trio, das mächtig verhallten und verzerrten Rock spielte, leider mit eher mäßigem Sound, so dass wir noch vor deren Setende und nachdem wir uns draußen ein wenig umgesehen hatten, wieder reingingen, wo nicht viel später Valley of the Sun starteten. Der Sänger und Gitarrist der drei stellte die Bänd mit deren Herkunft aus den Vereinigten Staaten von Amerika vor, um sich umgehend für diese Staaten zu entschuldigen, ehe bluesiger Desert-Rock aus den Boxen schallte. Im Laufe der vierzig Minuten sollte der Sound, der anfangs ebenfalls nicht so richtig gut war, noch besser werden und in der zweiten Hälfte, in welcher die Handbremse ein wenig angezogen wurde, die Songs langsamer, schleppender und eindringlicher wurden, klang das Ganze dann auch recht ordentlich.

Damit war mein Warm-Up als Rezipient absolviert, so richtig los ging es für mich, als draußen, wo eine Sprinkleranlage zum Abkühlen bereitstand, DAILY THOMPSON auf der Bühne standen. Die Bänd aus Dortmunder war denn auch die erste, die von Beginn an einen guten Sound hatte und trotz der Hitze gaben die drei alles, hatten sichtlich Spaß, der sich mit Leichtigkeit auf das Publikum übertrug. Insbesondere Mephi tobte mit ihrem Bass wie ein Derwisch wurde zu keiner Zeit müde, die Leute von der Bühne aus anzurocken und mitzureißen. Sehr geil!!

Hiernach gönnte ich mir eine kurze Auszeit, ehe ich mich auf den wunderbar schleppenden Psychedelic-Instrumentalrock des Quartetts MY SLEEPING KARMA einlassen konnte, nachdem ich mir das Intro vom Band angehört hatte, das gute alte „The Four Horsemen“ von Aphrodite’s Child, welches den Auftritt angemessen einzuläuteten wusste. Unterstrichen wurde das Geschehen, noch bevor das Quartett sich auf der Bühne formierte, durch stete Videoprojektionen und -spielereien im Bühnenhintergrund. Die Aschaffenburger kamen während ihrer Stunde am frühen Abend gänzlich ohne Worte aus, kommunizierten per Musik und gelegentlichen Gesten des Bassisten ans Publikum mit den Anwesenden. Ziemlich geil, dieser Auftritt, mit ziemlich vielen Augen-zu-Momenten zum Genießen!!

Leider hatte ich zwischenzeitlich etwas Hunger bekommen und ging noch vor Ende des Sets wieder nach draußen und schnurstracks zum einzigen Essensstand, von wo aus ich beim Warten den kompletten Soundcheck von Greenleaf verfolgen konnte. Deren Sänger legte eine schweißtreibende Performänce hin, faszinierend fand ich dabei vor allem den Gitarristen zu seiner Rechten, der als Rechtshänder eine umgedrehte Linkshändergitarre bearbeitete. Und damit ziemlich geile Riffs und Sounds über die Leute vor der Bühne hinwegjagte. Trotzdem fiel mit diesem Quartett für mich der Spannungsbogen ein wenig ab, was einerseits daran lag, dass mich die Songs einfach nicht so anfixen konnten, jedoch auch mit der Vorfreude auf die darauf folgenden KING BUFFALO zu tun hatte. Definitiv mein persönlicher Top-Äct dieses Tages!!

Siebzig Minuten Spielzeit hatten die drei und nutzten jede Sekunde für ihren druckvollen Sound aus trocken-schwerer Gitarre, Maiden-like gallopierendem Bass und deftigen Drums, immer wieder ergänzt durch späcey Synthiesounds – mal vom Bassisten oder Gitarristen und Sänger erzeugt. Der Schwerpunkt lag auf dem letzten Album ‚Regenerator‘, dazu gesellten die drei noch ein paar Stücke von fast allen anderen Alben und fertig war das Set aus Highlights. Dazu war der Sound richtig gut gemischt, sodass es verdammt viel Spaß gemacht hat, die Bänd aus Rochester/New York mal wieder live zu hören!! Zumal ich leider an deren Auftritt in Karlsruhe verhindert bin, diesen aber allen, die hierzu die Möglichkeit haben, wärmstens ans Herz legen kann!!

Nachdem King Buffalo geendet hatten, war die Türe zur Bühne draußen hinter der Halle geschlossen und es gab erstmals eine Pause von mehr als fünf Minuten zwischen zwei Bänds. Dabei kann ich durchaus sagen, dass die Organisation dieses Festivals echt top war!! Wasser für ‘nen Euro, ein Zeitplan, bei welchem sich nicht entschieden werden musste, was man jetzt guckt, weil eben im Wechsel drinnen und draußen gespielt wurde und ein insgesamt sehr entspanntes und friedliches Publikum!! Sehr geil, das!!

Pünktlich um zehn nach halb elf betrat dann ein alter Recke des Stonerrock mit neuer Bänd die Bühne – Zeit für das BRANT BJORK TRIO um den gleichnamigen Sänger und Gitarristen, der ehemals bei Kyuss und Fu Manchu für den Takt am Schlagzeug zuständig war. Die drei wirbelten dem sich zwischenzeitlich zahlenmäßig reduzierenden Publikum in sehr cooler Manier den typischen Mix des Wüstenrockers aus trocken verzerrter Gitarre, wild groovendem Bass und treibenden Drums um die Ohren. Das Set deckte so manche Station der mittlerweile über dreißigjährigen Karriere des Kaliforniers aus Palm Springs ab, der durchweg mit entspannter Gelassenheit auf der Bühne agierte und das Geschehen souverän im Griff hatte. Eine gute dreiviertel Stunde ließen wir uns vom erdig robusten Sound der Bänd treiben, ehe wir kurz vor Mitternacht und nach gut acht Stunden voll mit Sound, langsam aber sicher manch Ermüdungserscheinung bekamen...

Hätten wir allerdings geahnt, wie lange sich die Abfahrt der Bahn dann doch noch verzögern würde, wären wir sicherlich lieber noch auf dem Konzert geblieben, anstatt die Zeit unfreiwillig bei schlechter Luft und ohne vernünftige Klänge um die Ohren am Wiesbadener Bahnhof zu verbringen!! Doch auch mit dieser letztlich wenig überraschenden Unwägbarkeit kann ich sagen, dass es ein insgesamt sehr geiler und sehr lohnenswertet Konzerttag war; auch bei großer Hitze gut aushaltbar, schön entspannt und mit geilem Sound von geilen Live-Bänds!!

7.07.25

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