MOTORPSYCHO Here Be Monsters
(VÖ 12.02.16 CD / 19.02.16 LP+CD / Stickman)
Immer wieder spannend ist die Ankündigung eines neuen Werks der Herren von Motorpsycho. Wohin geht die Reise wohl diesmal? Prinzipiell möglich scheint - von elektro-technoiden Klängen mal abgesehen - so ziemlich alles, was mit der Basis von drei Instrumenten - ggf. plus Gästen - mit Händen, Füßen und unter Verwendung von Atemluft spiel- und machbar ist.
Das frisch gepresste Opus Here Be Monsters beginnt mit einer Ouvertüre. "Sleepwalking" - ein knapp einminütiges, klassisch klingendes Piano-Stück, das aufgrund seiner Ruhe ausströmenden Reduziertheit für Aufmerksamkeit sorgt und gleichzeitig den Beginn eines sich dehnenden Spannungsbogens markiert. Ebenso sanft wie das melancholische Klavier beginnt hiernach "Lacuna/Sunrise" mit sehr verhaltenem Gitarren-Intro, sich bald an einen Soundträck erinnernd immer weiter hin zu einer Hymne entfaltend - zudem mit ausgedehntem, träumerischen Gitarrenepos versehen. Wunderschön!! Der Song geht fast nahtlos in "Running With Scissors" über, ein Instrumentalstück aus Snah's Feder. Auch hier lässt die Bänd den Hörer auf sicherem Floß einen ruhigen, kristallklaren Strom hinabgleiten; auf der Haut Wind und Sonne, die Sinne immer wieder von Klängen und Bildern aus der Umgebung angezogen, während die Basis beruhigend schaukelt, ja, in Sicherheit wiegt. Von im Titel verkündeten Monstern ist bislang nicht viel zu bemerken, von den monströs verdichteten und durchweg fesselnden Arrangements mal abgesehen.
"I.M.S." - in ganzen Worten: Inner Mounting Shame - wird mit etwas rastloseren Piano-Klängen eingeläutet, die in das bis hierhin schnellste wie härteste Stück münden. Nach etwa einer Minute sich mehrender Tastenklänge gesellen sich Bass, Gitarre und Schlagzeug hinzu und drücken ordentlich auf die Tube. Und während die Rhythmus-Maschine treibt, tritt die Gitarre immer wieder wie quer über den Horizont blitzend in Erscheinung, ehe der Song nach knapp sieben Minuten in einer winzigen Lärmorgie endet und die A-Seite beschließt.
Beim ersten Stück der B-Seite, "Spin, Spin, Spin", ein Cover eines gewissen Terry Callier, adaptiert an die Version der ehemaligen Psych-Rock-Bänd H.P. Lovecraft (beide in meinem Universum bislang vollständig unbekannt), wissen mich insbesondere die Gesänge der Herren Ryan & Sæther stark zu beeindrucken. Und dieser Song lässt nicht nur hippie-eskes Sechziger-Jahre-Feeling anklingen, er bringt auch jenes Ende der A-Seite ausgesetzte Wiegen in Sicherheit wieder zurück, so dass der Eindruck kaum ausbleibt, die Bänd wolle den Hörer erneut in akustische Watte packen, fast schon einlullen, bevor hiernach erneut die Ouvertüre, nun unter dem Titel "Sleepwalking Again", aufhorchen lässt. Wie mir scheint ist hier lediglich von Dur nach Moll gewechselt, vielleicht auch die Tonart?
Egal. Das hübsche kleine Stück jedenfalls wirft gefühlt zum Auftakt der Platte zurück, wie auch der verhaltene Beginn des abschließenden "Big Black Dog". Doch der große schwarze Hund entwickelt sich zu einem wahren Monster, besticht mit dem typischen und unverwechselbaren Motorpsycho-Groove und sorgt in seiner entfesselten Dynamik dafür, dass man ihm die knapp achtzehn Minuten in keinster Weise anmerkt, während man nicht umhin kommt, sich genüsslich mit auf diesen großartigen Trip mitnehmen zu lassen. Ein echter Hammer zum Abschluss!!
Here Be Monsters, soviel sei eben noch erwähnt, hatte seine Keimzellen in einer Auftragsarbeit zu einem einmaligen Auftritt - zusammen mit Ståle Storløkken - im November '14 für das Norwegische Technik-Museum, entwickelte sich dann aber im Lauf des darauf folgenden Jahres zu dem, was es nun ist: Ein erneut absolut großartiges Album aus dem Hause Motorpsycho...
9.03.16
P.S.: Wer das Video zur Single-Auskoppelung "Spin, Spin, Spin" sehen möchte - bitte hier lang...
Randnotiz: Ich habe bei dieser Rezension bewusst mit endlos schwärmerischen Superlativen geknausert. Denkt sie Euch einfach selbst dazu - ich jedenfalls bin (unüberraschender Weise) mal wieder restlos begeisterst...