MOTORPSYCHO  7.05.25 Freiburg, Jazzhaus

 

Seit fast dreißig Jahren höre ich diese Bänd, seit fast dreißig Jahren liebe ich deren Musik, seit fast dreißig Jahren reise ich, wann immer es irgendwie geht, wenigstens einmal pro Tour irgendwohin, um sie live erleben zu können. Jetzt spielten sie erstmals bei mir um die Ecke!! Wie geil!!

Um Punkt acht betraten die Four Norsemen im gut gefüllten Jazzhaus die Bühne. Gitarrist Snah, mit Gehstütze, hatte offenbar noch mit Unfallfolgen am Bein zu kämpfen – nicht aber an den Händen, wie er in den kommenden knapp zweieinhalb Stunden ein ums andere Mal eindrücklich hören ließ. Nachdem sich die vier formiert hatten und nach einigen Worten der Begrüßung seitens Herrn Saether, für den Auftakt ausgestattet mit Doppelhals-Instrument, gabs mit „Balthazaar“, einem meiner Favoriten vom aktuellen, selbstbetitelten Album, einen ziemlich gelungenen Einstieg. Zwar war der Sound längst nicht optimal, das sollte noch ein paar Stücke dauern, doch die Spielfreude des sich seit zwei Wochen auf Tour befindenden Quartetts war von Beginn an sehr deutlich zu spüren.

Auffallend war, dass Snah an diesem Abend ziemlich viel zu singen hatte, was nicht immer unangestrengt wirkte. Im Gegensatz zu dessen Gitarrenspiel, von welchem mir heute morgen noch immer das Solo von „Lucifer (Bringer Of Light)“, als drittes nach „This Is Your Captain“ von ‚Neigh‘ im Set, noch immer durch die inneren Ohren rast. Hiernach war ein wenig Zeit, um Luft zu holen während „My Best Friend“, dargeboten in einer wunderbar jäzzigen Version inklusive eines Ausflugs gegen Ende des Stücks in „The Other Fool“ vom selbigen Album, dem 2000er ‚Let Them Eat Cake‘. Der absolut größte, ganz spezielle Motorpsycho-Moment des Abends kam dann in „A Pacific Sonata“, nach ruhigem, verhaltenen Beginn ging es in zunehmend hypnotisierend ausufernden Jäm, der nicht nur mich, sondern den gesamten Saal nach und nach in Bann zog, diesen bald gänzlich im Griff hatte und mich zwischenzeitlich ganz weit weg fegen konnte!! Supergeil, das!!

Spätestens von hier an war die Bänd in ihrer Spielfreude nicht mehr aufzuhalten. Es folgten noch einige ganz große Highlights und Big Moments, das wunderbare „Feel“ etwa, in akustischer Version mit Reine am Mellotron; oder nicht viel später, einer meiner ganz großen Klassiker, „Hey Jane“ und in direktem Anschluss „Theme de Yoyo“, ein nur selten live gespielter Song aus den Sessions 2002 mit den Jaga Jazzists, worauf wiederum der hymnische Ohrwurm „Stanley (Tonight’s The Night)“ folgte.

Es ging auf der akustischen Reise also wie gewohnt Schlag auf Schlag durch eine Setliste mit gewohnt breitem Abdecken des Motorpsycho-Schaffens, ein Aneinanderreihen von mehr oder weniger großen Klassikern, wie auch mit selten oder lange Zeit gar nicht live gespielten Stücken. Da ist mehr als verzeihbar, dass die Stimmen nach zwei Wochen Tourdauer auch mal kurz versagen; recht deutlich beim, davon abgesehen sehr fabelhaft gelungenen, „Go To California“-a-capella-Einstieg Bents, der dies mit ausgedehntem Grinsen auf dem unter der Mähne versteckten Gesicht kommentierte…

Der Basser unterstützte und dirigierte ansonsten stets Olaf Olsen an den Drums durch die Stücke, während Reine Fiske an Gitarren und Mellotron zunehmende Freiheiten genießen kann, nachdem er seit vielen Jahren live wie auf Alben präsent ist und nicht eben geringen Anteil am Gesamtsound der Bänd hat. Nur selten unterbrochen wurde der Spielfluss von kurzen Kontaktaufnahmen Bents mit den Anwesenden, etwa beim zu dessen sichtbarer Freude vielstimmig mitgesungenen „Feel“ oder einer leicht verschmitzten Bemerkung zwischendurch über die Lokalität, die „ein schöner Raum für akustische Musik und ein lauter Raum für elektrische Musik“ sei. Ja, die Lautstärke; die war mittlerweile stark an der oberen Grenze, nicht eben selten auch mal einen Tick übersteuert, wurde aber im Verlauf des Abends zunehmend besser, um irgendwann richtig gut und klar zu werden.

Mit dem ebenfalls ausufernden „The Tower“ vom gleichnamigen 17er Album endete das reguläre Set nach zwei Stunden und zehn Minuten, Bent stellte, im Jubel des Publikums nahezu untergehend, die Musikanten vor, die sodann die Bühne verließen, um gleich darauf zurück zu kommen und mit „Fools Gold“ den Abend sehr stilvoll, am Ende geradezu andächtig ausklingen zu lassen. Musikherz, was willst du mehr?!

Fast schon übervoll des Lobes – was ich schlicht als völlig angemessen erachte!! –, kann ich also wieder mal ganz schön entrückt zusammenfassen: Waoh!! Was für eine geile Live-Bänd!! Oder, wie es nach dem Konzert ein anderer Besucher im Vorbeigehen auf den Punkt brachte: „Das sind halt einfach die Götter!!“
In jedem Fall geht ganz großer Respekt an Drummer Olaf Olsen, der auf zwei Songs des aktuellen Albums zu hören ist und sich für diese Tour auf ein ziemliches Repertoire an Stücken der gesamten Karriere von Motorpsycho, dieser in vielerlei Hinsicht Ausnahmebänd, einstimmen musste und dies nicht weniger als bravourös meisterte!! Chapeau dafür!!

Nach dem Konzert gabs zum angemessenen Ausklang des Abends noch Drinks, Goodies, ein paar Zigaretten danach und – zu meiner speziellen Freude – konnte ich zuvor eine der Setlisten ergattern, die ich hier gerne in originaler Abschrift wiedergebe:

balthazaar > captain / lucifer / my best friend / august / pacific / dreamhome / A: feel / A: sunchild / barleycorn / hey jane / theme de yoyo / stanley / go to cali / the tower // fools gold

8.05.25

Hier gibt’s ein Video von "The Tower" Ende März des Jahres. Feel the Spirit!!

Und außerdem natürlich empfehlenswert – die Bändwebsite

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