Jozef van Wissem   11.01.25 Freiburg, Slow Club

 

Wann erschallen in den musikalischen Sphären, in welchen ich mich zu tummeln pflege, schon mal die Klänge einer Laute von der Bühne? Zumal als einziges Instrument dort? So gab es samstagabendlich zu meinem diesjährigen Konzertauftakt ein nahezu extravagant zu nennendes Debüt...

Doch erwarte nun bitte niemand, dass ich das Instrument zu erklären in der Lage wäre. Nur soviel: Es wird gehalten wie eine Gitarre, hat aber wesentlich mehr Saiten draufgespannt. Während die frühen Vorgänger der Laute bereits unfassbar alt sind, war der Vorläufer der heutigen Version dieses Saiteninstruments aus Holz, wie ich recherchiert habe, ein arabisches Instrument, aus welchem sich so um das 16. Jahrhundert die Form jener Laute entwickelt hat, die der Künstler des Abends bespielte. Gespielt wird die Laute also ähnlich der Gitarre, mit der linken Hand am Griffbrett und mit rechts wird wahlweise gezupft oder geschlagen. van Wissem spielte, soweit ich sehen konnte, ausschließlich mit den Fingern; zur Bereicherung des Sounds nutzte er auch mal einen Bottleneck, wie er von der Blues-Gitarre bekannt ist.

Optisch erinnerte mich der Lautenist, ja, so heißt das korrekt, ein wenig an eine Mischung aus Iggy Pop und David Eugene Edwards, wie er da auf seinem Stuhl saß, stoisch in sein Instrument versunken, fast damit verschmolzen und recht konzentriert mal durch den Raum, mal auf seine Hände blickend, während er zur Eröffnung ein ziemlich langes, ruhiges Stück darbot, das vor allem aus repetitiven Mustern bestand und eine sehr alte Geschichte zu erzählen schien. Die Musik gefiel mir in ihrer schön hypnotisierenden Art auf Anhieb sehr gut. Im Laufe des Sets wirkte van Wissem mit dem Instrument zunehmend in transzendentaler Verbindung stehend, hob und senkte es beim Spielen, beäugte es kritisch, wenn ihm mal ein Ton nicht sauber genug klang und spielte sich so vierzig Minuten ohne Pause durch seine meist instrumentalen Kompositionen. Ein wenig Elektronik mit sphärischen Klängen oder Beats kamen zur Untermalung hin und wieder dazu, später sang er gelegentlich einige Zeilen – wobei sich der Gesang eher nach murrender Klage anhörte, was mich teils irritierte, teils amüsierte.

Trotzdem mir das Gehörte durchweg gut bis sehr gut gefiel, blieb mir rätselhaft, was es mit dem surrealen Klang in der Beschreibung, die ich vorab über sein Schaffen gelesen hatte, auf sich haben sollte. Auch die ebenfalls beschriebene Avantgarde blieb mir verborgen. Da hätte ich mehr an experimentelles Spiel, auch mit Verstärkung, Verzerrung, irgendwelcher Verfremdung der akustischen Töne gedacht. Offenbar lag an diesem Abend der Fokus ausschließlich auf dem barocken Anteil seines Outputs.

Ansprachen an das geneigte Publikum gab es keine; nach erwähnten vierzig Minuten erhob sich van Wissem von seinem Spielplatz, wünschte den etwa fünfzig Anwesenden „good Night!“, ging eine Runde über die Bühne, indes er verdienten Applaus hören durfte, sich dankend verneigte, um sogleich wieder Platz zu nehmen und weiterzuzupfen. Dieses Procedere wiederholte er nach zwei, drei weiteren Stücken und spielte schließlich noch eine letzte Zugabe, ehe er nach weniger als einer Stunde endgültig die Bühne verließ. Nach der letzten Verbeugung begab sich Jozef van Wissem direkt an den Merch-Tisch, beantwortete Fragen und verkaufte so manch Tonträgerlein. In jedem Fall war das ein ziemlich besonderer Abend zum Jahreskonzertauftakt, den wir andernorts noch bei einem Drink ausklingen ließen...

14.01.25

Es lohnt, in das umfangreiche Werk reinzuhören. Am besten HIER  – „Nosferatu, Act 1“ war der Auftaktsong des Konzerts... viel Spaß!!

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