BAR   19.08.21 Freiburg, Mensagarten


Fast zehn Jahre liegt es bereits zurück, dass ich die Freiburger Bänd Liquid Laughter Lounge Quartet zuletzt live gesehen habe. Zwischenzeitlich tat sich die Welt ein klein wenig verändern und die Bänd trägt einen neuen Namen. Deren Stil und Sound konnte beides nix anhaben...

Im Mensagarten – neuerdings offenbar DER Konzertort der Stadt –, an meinem Platz angekommen, fand ich es zunächst etwas bedauerlich, relativ weit hinten gebucht zu haben, hatte ich mich doch vorab schon auf die Mimik des Frontmanns gefreut, die ich ehedem als "durchweg leicht angewidert"* beschrieben hatte. Bald nach Beginn des Konzerts, eröffnet mit dem instrumentalen "Engelberg" vom 2004er LLLQ-Album 'May you always live with laughter', machte sich jedoch nicht nur der Genuss optimalen Sounds aufgrund der Nähe zum Mischpult bemerkbar, auch die räumliche Distanz zum Bühnengeschehen hatte einen sehr eigenen Charme. Ganz besonders, als sich mit Einbruch der Dunkelheit der Mond für einige Minuten seitlich über der Bühne im ansonsten bedeckten Himmel zeigte und der zeitweise angenehm skurrilen Darbietung einen besonderen visuellen Anstrich gab.

Die spärlichste Beleuchtung auf der Bühne hatte Sänger Jens Teichmann. Mehr Licht wäre aber auch völlig unnötig gewesen, denn er inszenierte sich von Beginn an in den Fokus des Geschehens, während die Instrumentalisten – Markus Heinzel am Kontrabass, Olli Maier an der Gitarre, Jeremy Dhôme am Schlagzeug sowie einem Gast, dessen Namen ich nicht mehr weiß, am E-Piano – stoisch an ihren Plätzen verweilten. Hin und wieder griff Teichmann zur zweiten Gitarre, ehe er sich dieser nach etwa der Hälfte des Sets mit einem gekonnten Wurf auf den Rasen vor der Bühne stilsicher entledigte. Ansonsten verdingte er sich nebst Stimme mit der Einspielung von Sounds vom Band, per Megaphon, perkussiver Untermalung mittels Klatschen, Fingerschnipsen, Schellenkranz oder am Trinkglas – bis dieses bildkräftig in der Luft zersprang. Sehr gerne inszenierte er sich bühnenmittig am Seil hängend und pendelnd oder unternahm den einen oder anderen Spaziergang gen Publikum. Sein stets bevorzugt angepisst gehaltenes Gebahren zog sich durch die gesamten, alles in allem gut achtzig Minuten. Da brauchte man die Mimik nicht zu erkennen. Um es mit einer Songzeile zu sagen: "It's not attitude, it's a style".

Musikalisch mäanderten die Fünf, soweit ich das überblicken kann, weitgehend durch ihr gesamtes Schaffen. Natürlich lag der Schwerpunkt auf Stücken der beiden Alben von BAR, von welchen für mich besonders "Everything i know" herausstach, mit den Zitaten früherer Album- bzw. 10"-Titeln im Text. Außerdem sehr schön "Nothing is going to be okay" vom ersten, selbstbetitelten BAR-Album, das neuerliche Instrumental "Headlines" vom selben Werk sowie "Closed for Repair", einem LLLQ-Stück aus einer 2008er Split-Veröffentlichung – der letzten unter diesem Namen – und das den Auftritt beschließende "Let the sorrow admit", wiederum ein Song vom BAR-Debüt.
Zudem sehr große Momente waren die ruhigeren, experimentell noisigen Passagen, wenn die skurril-nihilistisch anmutende, meist augenzwinkernd düstere Grundstimmung mit zurückgenommenen Rhythmen zu Gitarrenfeedbäcks, Geräuscheinspielungen vom Band oder vokalen Interventionen unterstrichen wurde. Überhaupt erschien mir der Sänger stimmlich variabler denn je, wie auch die Dynamik innerhalb der gespielten Stücke und des kompletten Sets sowie die augenscheinlich intuitiv souveräne Abstimmung unter den Protagonisten absolut stimmig war. Dies, mit tollem Sound kombiniert, machte den Abend zu einem sehr geilen Konzerterlebnis, wenn auch die Lokalität eher ungewohnt für diesen Musikstil war...

Die geschätzt gut hundert zuschauend Hörenden schienen mir ebenfalls durchweg ihren Spaß zu haben, an dieser akustisch wie visuell ausgezeichnet inszenierten und dargebotenen Performänce – sogar am bei diesen Veranstaltungen oft störenden Tanzbrunnen um die Ecke war Ruhe!! Ob da wirklich Seife im Spiel war, sei mal so dahingestellt belassen...

20.08.21

* im Review aus 2011 auf dieser Seite

zur Bänd guckt euch doch hier mal um und zum Reinhören klickt da

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