Dirty Old Stories From A Dirty Old Man – ein Bukowski-Abend  

   Willi Lieverscheidt spielt Stankowski   1.03.16 Freiburg, Slow Club

 

  Ein bunter Abend mit Ein-Mann-Erzähltheater bereitete am Dienstag abend im Slow Club gut sechzig Menschen einen sehr unterhaltsamen Abend. Willi Lieverscheidt, ein Mann, so geschätzt irgendwas über sechzig und Gründer der Theatergruppe Compagnia Buffo, überließ seinem Teilzeit-Alter-Ego Josef Stankowski die Bühne. Dieser Stankowski wiederum hatte Gedichte von Charles Bukowski bearbeitet - respektive adaptiert - bzw. interpretierte Geschichten des unvergessenen Kult-Schreibers. So waren die Themen geprägt von Sex und Alkohol, Gewalt und Liebe, bis hin zu Mord und Kannibalismus.

Kernpunkt des Abends bildete die dreiteilig gespielte Geschichte namens Hundekuchen in der Suppe, im Laufe derer der Erzähler aus der Gosse auf der Suche nach Wasser direkt einer Dame in die Arme läuft, welche in ihrem abgelegenen Haus jede Menge ungewöhnliche Tiere beherbergt. Lieverscheidt ließ seinen Protagonisten stets in verschiedene Rollen schlüpfen, imitierte Tiere wie Menschen per pantomimischer Mimik und Gestik, nahm auf Leinwand projizierte, comic-hafte Schattenspiele zu Hilfe, in welchen er auch selbst mitspielte. Im Lauf des Abends entpuppte sich der Schauspieler also immer mehr als angenehm angeschrägtes Multi-Talent; es gab neben Erzählungen, gespielten Geschichten und Handpuppe auch kabarettistisch anmutenden Tanz und Gesang zu Musik vom Band sowie Seilspringen mit seinem kleinen Hund Biko, der auch mal gegen Leckerli auf dem Rücken des Künstlers balancieren durfte.

In der zweiten Häflte des insgesamt etwa eindreiviertel Stunden umfassenden Sets war eine herrliche Version der wohl bekanntesten Bukowski-Story, Fuckmachine, dran, in welche er hoch unterhaltsam - als dirigierender italienischer Maestro fungierend - das Publikum als Bäckgroundchor mit einbezog, ehe er den Protagonisten der Geschichte seine von ihm selbst kreierte und ihn dann verschmähende Tanja in höchstem Liebeskummer zerreißen ließ. Während des gesamten Sets, gab Lieverscheidt stets sehr stylisch den abgerissenen, gealterten Trinker, öffnete die Bierflaschen per Mund, um den Kronkorken danach zur Seite wegzuspucken; ließ es sich nicht nehmen, einen Kasten Freibier auf die Theke zu stellen sowie ein Flasche Korn und Plastikbecher durchs Publikum gehen zu lassen.  

 Zugaben gab's nicht, er sei nicht darauf vorbereitet, informierte der ungewöhnliche Künstler, dessen Mimik mich immer wieder amüsiert an den frühen Hallervorden erinnerte, lapidar. Und schloss mit den Worten: "Die Hoffnung stirbt zuletzt... -  Aber sie stirbt" - und ließ die Musik vom Band zu Ende laufen um noch ein paar Tanzbeine dazu zu schwingen...

 3.03.16

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