William Fitzsimmons                          19.02.14  Freiburg, Jazzhaus

 

Auf einem Kanal der guten alten Ultrakurzwelle hörte ich neulich eine Sendung, welche sich mit musikalischer Kultur beschäftigte. Einer der Beiträge war über William Fitzsimmons, einen alles andere als ultrakurzbärtigen Songwriter aus den Vereinigten Spähstaaten, dessen Name mir schon öfter und Bilder gelegentlich begegnet sind. Akustisches noch nix - oder nicht, dass ich davon wüsste. In besagter Sendung lief ein Stück des Mittdreißigers, was mir gar nicht so schlecht gefiel. Also dachte ich, wieso nicht mal wieder auf gut Glück ins Jazzhaus und einen Feuilleton-Hype gucken?

Fast pünktlich zum Support-Äct war ich da - was sich fast ein wenig rächen sollte. Der junge Mann namens Denison Witmer spielte sehr ruhige Songs, alleine, nur Klampfe und Gesang, und das Publikum quatschte wie auf'm Jahrmarkt. Zum Glück hatte der keine Perlen für meinen Geschmack dabei, sonst hätt' ich mich echt geärgert. Einen Entertainment-Moment hatte er dennoch, als er mit übergestülptem Bart und Worte ins Mikro hauchend Herrn Fitzsimmons öffentlich neckte... 

Dieser betrat überpünktlich gar um kurz vor 21 Uhr (!!) mit seiner Bänd - einem zweiten Gitarristen, Schlagzeuger sowie Bass und Keyboard im Wechsel spielenden Mitstreiter - die Bretter. Das Set begann verhalten - und setzte sich so fort. Die Songs, durchgehend recht ruhig, eher sporadisch mit Ansatz von Schwung, wirkten häufig skizziert; kurz bevor man denkt, jetzt geht's los, oder jetzt kommt ein Refrain oder whatever - waren sie oft schon wieder um. Grade so, als seien sie im Ansatz stecken geblieben. Dabei waren die Ansätze häufig gar nicht mal schlecht. Außerdem ging mir mit der Zeit der ewig gleich klingende, superzartschmelzende Gesang doch ein wenig auf die Nerven, obwohl die Stimme nicht schlecht war. Man hörte sie halt nicht in ihrer Entfaltung. Und wenn doch mal so ein bisschen, dann erinnerte sie mich an jemand anderen, der mir partout nicht einfallen wollte - und immer noch nicht will. Zwischenzeitlich, so vielleicht nach sechs oder sieben Stücken, überlegte ich sogar, weit vorzeitig zu gehen.

Ich ließ es und hielt durch - was gut so war. Denn mit der Zeit konnten sich tatsächlich auch noch ein paar für meinen Geschmack ausgearbeitete Stücke einstellen. Mal auch mit interessantem Keyboard dabei, mal gleich zweier elektrischer Gitarren, auch der Schlagzeuger machte mal Pause von seinen zahlreichen Ruhepausen. Und: Glücklicherweise zeigte sich das Publikum durchweg deutlich interessierter als zuvor, so dass bei zwei oder drei Stücken eine richtig schöne Intensität durch den Raum strahlen konnte. Zwischen den Songs, während der Bartmann Gitarren tauschte oder das aktuelle Instrument nachstimmte, erzählte er Geschichten. Die waren manchmal gar nicht so übel. Etwa von einem durch's Internet adoptierte Baby, bezahlt mit Kreditkarte...

Nixdestotrotz, rein musikalisch passierte auch in der Folgezeit, nach zwischenzeitlicher Abwechslung, doch immer wieder das immer selbe, immer wieder im immer wieder steten Wechsel - so dass mir das Konzert dann bald schon doch wieder ziemlich lange vorkam. Nach gefühlten zwei Stunden und real gemessenen fünfundsiebzig Minuten endete das reguläre Set. Das Publikum applaudierte engagiert, wie erwartet kam die Bänd zurück. Hier fand sich dann gar noch ein kleines Highlight für mich: Eine akustische, mit zwei Gitarren, Melodica und vierstimmigem Chor zelebrierte Country-Folk-Version von Tom Petty's "Wildflowers". Ein Stück, das ich längst vergessen hatte. Hübsch, das.

Einen Song später, in selbiger Instrumentierung, das offenbar bekannteste Stück von ihm: "Passion Play". Danach stellte er die Bänd vor und verabschiedete sie sogleich, um dann das Publikum zu fragen, ob er noch zwei Songs spielen dürfe. Hat jemals jemand erlebt, dass die Audience geschlossen NEIN ruft? Eben!! Ich ging also schon mal meine Jacke holen, hörte mir ganz hinten das Stück noch zu Ende an und ging, während er in einer erneut länglichen Vorrede zum folgenden (letzten?) Stück ausholte.

Jetzt, zu Hause, wo ich während des Tippens den juhh-tjuub-Kanal des Songwriters höre, denke ich: Hm, eine Platte von ihm wär vielleicht sogar ein Grower... - ich weiß nicht, ob ich's je erfahren werde, ob ich je erfahren werde, dass ich versäumt habe, eine Platte zu kaufen, um diese auch noch vom via Feuilleton gehypten Künstler signieren zu lassen, die sich als unendlicher Grower einstellt? Ich weiß es nicht, aber ein Psychotherapeut würde wohl sagen: Hey, Baby, you're just living for today - and today you've been bored most of the time... à propos most of the time - da gibt's doch ein Dylan-Stück? Ihr entschuldigt mich...

20.02.14

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