Tim Beam                                             15.01.12 Freiburg, Egon54

 

Sonntagabend - viertel nach neun - in Deutschland. Die meisten Bürger sitzen brav vor ihren Dolby-Surround-Doppel-Stereo-Sound-Flätscreenmonsterbildschirmen und suchen sich bei mehr oder minder langweiligem Mord und Totschlag zu entspannen. Kann man machen, sicher doch. Kann man übrigens aber auch sehr gut lassen. Statt dessen mit einem kleinen, zielgerichteten Ruck das Blei vom Arsch nehmen, selbigen dann zunächst auf die Straße bewegen, ihn alsbald in gemütlicher Kneipenumgebung inclusive charmanter Gesellschaft schließlich wieder ruhen zu lassen. Und dann hört und schaut man, wie zwei künstlerisch begabte Mitmenschen sich an Gitarren verdingen...

Tim Beam & M.C. Ugh riefen am vergangenen Sonntag zum Neujahrskonzert ins Egon54. Mit vielen Kerzen ausstaffiert war die ebenerdige Bühne, wo es sich um kurz nach neun Tim auf dem Barhocker und M.C. auf eigenen Beinen stehend bequem machten, vor gut vierzig Anwesenden ihr Programm 'Acoustic Bar Songs' zu präsentieren. Und ganz schnell war klar: Rock'n'Roll funktioniert auch akustisch!! Na gut, so ab und an brillierte M.C. auch an der elektrischen, was die reine Akustik-Chose ein wenig relativierte. Nixdestotrotz, gut eindreiviertel Stunden lang waren abwechslungsreiche, überwiegend knackig krachige Stücke geboten. Mal in Deutsch, mal in Englisch erzählte Beam Geschichten vom Weggehen und Dableiben, von leeren Bahnhofspinten und Menschen die sich treffen und wieder verlieren, von Löchern in Herzen und und und... Auch zwischen den Songs, beim immer wieder ausgiebigen Stimmen insbesondere der 12-saitigen, hatte der Wahl-Freiburger immer wieder Anekdoten - wahlweise mit oder ohne Pointe - bereit, so dass alles außer Langeweile geboten war.

M.C. ergänzte den gerne auch mal röhrenden Sänger derweil nicht nur stimmlich mit gelegentlichen Bäckgrounds ausgezeichnet, er gab den Stücken mit seiner Lead-Gitarre - sei diese nun elektrisch oder akustisch gewesen - auch das gewisse Etwas mit auf den Weg ins Ohr des Hörers. Bei einem Stück klang sein Sound gar dem eines Dudelsacks ziemlich ähnlich, sehr geil, das!! Insgesamt recht amüsant zu beobachten war daneben auch die Interaktion zwischen den beiden sich offenbar blind verstehenden Musikern, was die Performance mit gar zwei gerissenen Saiten, beinahe angebranntem T-Shirt, Tanz auf dem Barhocker und hohem Charme-Faktor ausgezeichnet abrundete.

Also, liebe Leute, es schadet mitunter überhaupt gar nicht, der Glotze vor der heimischen Couch auch mal zu entsagen und sich unters Volk zu schlagen - aber nein, jetzt doch nicht zum Public-Krimi-Viewing...

 

18.01.12

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