The Notwist                                               2.11.14  Freiburg, Jazzhaus

 

Obwohl fast pünktlich nach offiziell angegebener Anfangszeit, krieg ich von der Vorbänd grade mal noch zehn Minuten oder so mit. Macht allerdings nix, außer der Frage, wozu offizielle Anfangszeiten im Land der Pünktlichkeit und Genauigkeit denn überhaupt vorhanden sind? Anyway - es herrscht eine sehr entspannte Stimmung im Raum, während die Leute nach Ende der supportenden Bänd Joasihno auf die urbanen Frickelkünstler aus dem bayrischen Weilheim warten. Das Publikum ist sehr gemischt, von Zwanzig bis ungefähr Mitte Fünfzig ist jede Altersgruppe vertreten und von schick, fast abendkleidartig, über hip bis hin zum zeitbefreiten Bequemlook sind bei den Anwesenden die unterschiedlichsten Styles anzutreffen. Geduldig und unaufgeregt harren die Menschen vor der Bühne, schlurfen durch den Raum auf der Suche nach Getränken oder noch einnehmbaren Plätzen mit guter Sicht im offenbar nicht ausverkauften, aber doch sehr vollen Jazzhaus.

Mit "Good Lies" startet die Bänd ihr Set. Ein hervorragender Opener, der dem Mischer Zeit lässt, den optimalen Sound zu finden, dabei Publikum und Bänd die Möglichkeit gibt, gemütlich warm zu werden. Es folgt der Titelsong des aktuellen Albums, "Close to the Glass", danach "Kong". Spätestens jetzt bin ich vollends im musikalischen Geschehen gefangen, das in loser Folge Songs insbesondere aus den letzten drei Alben präsent hält. Dabei schaffen es The Notwist stets, den Zuhörer in einem Meer aus Sound zu wiegen, gleich, ob die Songs nahe an den Studioversionen präsentiert werden oder diese ausufernd verlassen. Im letzteren Fall sieht man die Musiker vornübergebeugt über dem jeweiligen Instrumentarium, seien es Gitarre, Synthie, Bass oder die aufgebauten Pulte mit Plattenteller nebst Reglern und Knöpfen für live produzierte Samples und beinahe alle nur denkbaren Klangeinsprengsel. Der Hörer bleibt in einen Faszinationszustand getaucht, sei es beim Beobachten des Geschehens auf der Bühne oder dem Gewahrwerden des vollen Klangvolumens mit geschlossenen Augen. Letzteres hält noch mehr an Details und Einzelteilen des Gesamtsounds parat. Halt bietet indes die lakonische Stimme Achers, die einem stets sanft aus den Wogen zurück holt, bevor der nächste Jäm in einer Kombination aus organischen Drums und kühlen Elektro-Beats, getrieben vom Bass, einem von Neuem das Gefühlt gibt, von Schallwellen geritten zu werden.

So ist es natürlich ungemein schwierig, spezielle Highlights zu benennen. Als hervorragende Kontraste empfinde ich allerdings die beiden recht betagten Stücke, "One Dark Love Poem" von 'Nook' und "My Faults" von '12', weil hier zwischenzeitlich gezeigt wird, dass die Bänd immer noch ganz schön erdig rocken kann. Die Zeit vergeht also wie im Flug, ehe nach siebzig Minuten das letzte Stück, "Gravity", angekündigt wird. Diesem folgt der erste Zugabenblock, bestehend aus einer knapp zwanzigminütigen Version von "Neon Golden", dem unsäglichen Überhit "Pilot" sowie "Different Cars and Trains". Und die Weilheimer ließen sich nicht lumpen, kamen hiernach ein weiteres Mal zurück und brachten ein mir völlig unbekanntes, ziemlich gitarrenlastig rockendes Stück auf die Bühne - erneut ein Klasse-Gegenpol zum vorher Gehörten. Dem wiedrum folgte ein quasi doppelter Ausklang mit "Consequence" und dem das Konzert nach eindreiviertel Stunden final beschließende "Gone Gone Gone".    

Eine großartige Soundreise war also erneut bei einem Notwist-Konzert zu erleben, welche als Nachwirkung den einen oder anderen Ohrwurm noch Tage später immer wieder zurückbringt und dabei Szenen der angenehm unspektakulären Bühnenpräsentation vorm inneren Auge aufblitzen lässt... sehr schön, das!! 

13.11.14

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