The Black Angels                             30.09.17 Köln, Kantine

Ein abendlicher Ausflug nach Köln stand am letzten Samstag an: The Black Angels wollten unbedingt visitiert werden. Das Konzert der Bänd aus Austin/Texas wurde aufgrund der Nachfrage kurzfristig vom zentral gelegenen Luxor die geräumigere, dafür dezentral in einem Industriegebiet angesiedelte Kantine verlegt - nicht schlecht für die Fahrerei...

A Place to Bury Strangers eröffneten den Abend, während deren erstem Stück wir Ausflügler noch Pommes mampfend vor der Hütte saßen. Das Trio aus New York City prügelte eine Melange aus Psychedelik und Noise-Rock unters Volk, wobei das Zuhören durch ziemlich übersteuerten Bass etwas erschwert war. Highlight dieses Auftritts war ein Song, bei welchem die Schlagzeugerin Harfe spielend und dazu singend begann, ehe der Bass heftig groovend einsetzte und sodann der Lärm seinen Lauf nehmen durfte. Außerdem zu erwähnen sei das abschließende Stück, bei welchem sich der Basser der Hauptbänd zu dem Dreier gesellte und die vier sich in der Mitte des Saals platzierten, so dass minutenlang eine Atmosphäre herrschte, die nicht wenig an schamanische Interventionen erinnerte...


Eine gute halbe Stunde später verdunkelte sich der mit gut und gerne fünf- bis sechshundert Menschen bevölkerte Saal erneut. Auf der Leinwand erschien, sehr bewegt, das Cover des aktuellen Werks 'Death Song', dazu erklang von Velvet Underground's legendärem Bananenalbum das namenspendende Stück "The Black Angel's Death Song". Unter Applaus formierten sich nach etwa zwei Minuten des Intros die Musiker: Zwei Mann an der Gitarre, der Sänger an Keyboard und Sounds, ein ebenfalls mal keyboardender Basser, sowie eine von meiner Warte aus durch des Sängers Keyboard verdeckte Schlagzeugerin teilten sich für die nächsten fünfundneunzig Minuten die Bretter. Ohne Worte stiegen sie direkt mit dem Wahnsinns-Opener des aktuellen Albums ein: "Currency". Wie zumeist benötigte jedoch auch hier der Mann am Mischpult ein wenig Zeit, den Sound optimal auszutarieren - was nun eben etwas auf Genusskosten meines diesjährigen Killerohrwurms ging. In der Folge sollte sich ein munteres Instrumentetauschen unter den Musikern abspielen. Der Sänger übernahm hin und wieder Gitarre und auch mal einen Bass, der Basser wich hin und wieder an ein Keyboard aus, einer der Gitarristen - übrigens beides Linkshänder - pendelte häufig zwischen Gitarre und Bass, während der andere mit wenig Ausnahmen an Keyboard und Bass weit überwiegend als Gitarrist - zumeist an der halb-akustischen - tätig war.


Diese steten Wechsel der Instrumente stellten auch fast schon die Hauptsache der Performance dar; Interaktionen mit dem Publikum gab es praktisch nicht - von einem Danke, einem Thank You, und gegen Ende zwei, drei weiteren Dankessätzen abgesehen. Auch innerhalb der Bänd schien jeder so sein Ding zu machen, selten wurden untereinander während des Spieles etwa Blicke ausgetauscht. Der Sänger, der optisch nach einem kleinen Bruder von Hot Water Music's Chuck Ragan aussah, stand durchweg mit geschlossenen Augen am Mikro, während er nicht selten auch percussiv mit Schellenkranz und Ähnlichem hantierte. Nahezu alle Songs klangen ziemlich exakt wie auf Platte, fast einzige Ausnahme war "Half Believing", als der Sänger eine Zeile ohne musikalische Begleitung sang. So konnte die mich die Bänd live, trotz durchweg überzeugender musikalischer Versiertheit, sehr gutem Sound und unterstützt durch sehr geile visuelle Untermalung, zu kaum einem Zeitpunkt so richtig kicken. Dabei gab es durchaus Momente, in denen der Fünfer es ziemlich hypnotisch grooven ließ, überwiegend bei älteren Stücken, wo für wenige Momente so richtig die Funken zum Überspringen ansetzten. Doch dann endeten manche Stücke fast abrupt und ich wurde lange den Eindruck nicht los, es würde etwas uninspiriert, ja, fast lustlos gespielt. Ich weiß nicht, ob die Herren hier tatsächlich gelangweilt waren oder Coolness darstellen wollten, für Letzteres allerdings fehlte es ihnen durchweg an eben dieser sowie Charisma. Auch den Sänger kriegte ich die ganze Zeit nicht mit der Stimme, seinem Outfit und seiner Performance zusammen, hier hätte ich einen tendenziell androgynen Typen erwartet, keinen bärtigen, hemdsärmeligen Basecäpträger; tja, solch hübsche Irritation kann das verursachen, wenn Vorstellung und Realität offenbar auseinander klaffen...


Erwähnt sei noch, dass der große Schwerpunkt der Songauswahl auf dem aktuellen Album lag, daneben einige Stücke vom 2006er Debüt 'Passover' sowie einzelne Stücke von weiteren Alben, die das Set komplettierten.
Mit meinen Eindrücken stand ich im Übrigen nicht alleine, hier gibt es so ziemlich komplette Übereinstimmung mit jenen meines fachkundigen Begleiters. Nixdestotrotz waren wir uns ebenfalls einig, dass das Konzert der Black Angels mitnichten entäuschend war und sich dieser Ausflug durchweg gelohnt hat. Nachdem wir unsere jeweiligen Statements unmittelbar nach dem Konzert auf dem durchaus ansprechenden Gelände vor dem Club, in dem nun alle Zeichen auf die folgende Disco gestellt wurden, diskutiert und ausgetauscht hatten, machten wir uns auch schon wieder los in Richtung Autobahn...

2.10.17

P.S.: Auf der fotografierten Setliste fand sich nur das reguläre Set, nicht aber waren die drei (hier mutmaßlichen) Songs der Zugabe zu finden:
Currency / Bad Vibrations / Prodigal / I Dreamt / Medicine / I Hear Colors / Science Killer / Black Grease / Grab As Much / Half Believing / Old Sniper / Entrance Song / I'd Kill For Her / You On The Run / Comanche Moon / Life Song // Death March / Bloodhounds On My Trail / Young Men Dead


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