E Ma kunnt selte ellai 8.10.22 Freiburg, Alemannische Bühne
(Ein Mann kommt selten allein)

Während sich jüngere Menschen am Samstagabend dem Räp hingaben, durfte ich Angehörige meiner Generation zu einem Theaterbesuch im Herzen der Altstadt begleiten. Ausgesucht war die in einem ehemaligen Brauereigebäude ansässige Alemannische Bühne – ein Mundart-Theater, das seit nunmehr fast hundert Jahren besteht und wo ausschließlich Laien ihrer Schauspielleidenschaft fröhnen. Präsentiert wurde die Adaption einer Komödie, die zunächst ins Deutsche und sodann ins hiesige Alemannisch übertragen worden war…

Die Story ist schnell erzählt: Karrierefrau Tanja bekommt zum Abendessen Besuch von ihrer Chefin, die mit sogenannten wilden Ehen so gar nicht konform geht. Nachdem die aufstiegswillige Tanja erst ihren Lebensgefährten vergrault und auch bei anderen Männern, die sie in ihrer Not anfragte, abblitzt, bezahlt sie kurzerhand ihren eigenwillig freakigen Putzmann als vorgeblichen Ehemann. Im Laufe des Besuchs der Chefin kommt dann nicht nur überraschend doch ihr Freund wieder zurück, sondern auch ein ebenfalls zuvor angefragter, ihr im Büro unterstellter Kollege, womit nun also drei mutmaßliche Ehemänner am Start sind. Dies sorgt natürlich für erhebliche Erklärungsnöte seitens Tanja und nicht zuletzt für zunehmende Verwirrung bei der Chefin und deren Gatten. Dementsprechend nimmt der Abend einen zunehmend grotesken Verlauf.

Zugegeben, das ist nicht der Plot für allzu viel intellektuellen Tiefgang, wurde aber unterhaltsam und lebendig vorgetragen, dabei ob mancher Situationskomik amüsant und immer wieder Lachen wie Schmunzeln auslösend. Sehr schön fand ich ziemlich bald, dass gegenüber der Vorlage aus der Feder des Briten Edward Taylor die Geschlechterrollen vertauscht wurden. Im Original nämlich bittet klassisch-traditioneller Weise der karriereplanende Mann seine Freundin, die formal angeheiratete Ehefrauenrolle vorzutäuschen. Auf der Alemannischen Bühne jedoch bekochte der Lebensgefährte die Frau und wartete derweil längst sehnsüchtig auf Heiratsavancen Tanjas. Und dann war da natürlich Herr Müller, der Putzmann, in seiner sehr authentisch wirkenden Schrulligkeit der heimliche Star des Stücks.

Die Spielenden agierten durchweg mit viel Freude an der Sache, wenn auch nicht alle zum astreinen Alemannisch befähigt waren. Manch Einschlag ‚Neigschmeckter‘, wie Zugezogene im Südbadischen genannt werden, war durchaus zu bemerken. Auch manch Pointe war vorhersehbar. Doch sei’s drum, ich empfand das, abzüglich einer Pause annähernd eindreiviertel Stunden dauernde und mit viel Situationskomik behaftete Stück, durchaus amüsant und unterhaltsam. Zumal auch mit regelmäßigen, häufig zu Beginn einzelner Akte eingefügten musikalischen Einspielungen für zusätzliche Abwechslung gesorgt war. So erschallten bereits zu Beginn, zur Gymnastik der selbstverständlich auch auf körperliche Fitness bedachten Protagonistin, die hierfür üblichen n-ts n-ts -n-ts-Rhythmen. Oder im Lauf des Stücks, je nach vorrangig aktuellem Thema, Schmonzetten wie „All By My Side“ oder „I Will Always Love You“…

Doch auch das nahm ich gerne in Kauf, schließlich war die Hauptintention nebst Unterhaltung, auch mal die üblichen Ausgehpfade zu verlassen und wohin zu gehen, wo man schon längst hatte hingehen wollen – zumal in guter Gesellschaft…

15.10.22

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