The Animen Are We There Yet? (VÖ 27.02.2016 / Noisolution)
Wie klingt wohl die Musik einer Bänd, die ihr aktuelles Album 'Sind wir schon da?' nennt? Diese Frage stellte sich mir unwillkürlich, nachdem mir die CD in die Hände gefallen war. Als Antwort könnte vermutet werden, dass eine gewisse Planlosigkeit regiert, eine Suche nach einem vielleicht unbestimmten oder nur unzureichend beschriebenen Ziel oder so was. Solche Phasen kennt ja wohl jeder aus seinem eigenen Leben, würde ich mal behaupten wollen. Wie das im Leben der Genfer aussieht ist mir gänzlich unbekannt und soll auch sicher nicht Thema dieses Textes werden, musikalisch jedenfalls scheinen The Animen durchaus einen Plan zu haben.
Mit ein paar Takten Gitarre beginnt das Album, zu welchen der Sänger alsbald einsetzt, bevor das Quartett den Sound vervollständigt. Unversehens hört man sich in einen erfrischenden, garagig rockenden Song verstrickt, der mit ordentlich Pop-Appeal gefüttert ist und eine Melodie im Refrain bereithält, die gut im Gehör hängen bleibt. Tief in den Sechzigern verwurzelt lassen die vier Schweizer in der Folge noch zwei Hände voll solcherart klingender Ohrwürmer auf den Hörer los. Allerspätestens mit dem dritten Stück, 'Below Eternal Snow' sollten sie dann auch den größten Zauderer überzeugt haben; nicht zuletzt wegen des großartigen Switchens des Sängers von der lakonisch erzählten Strophe hin zum sehnsüchtig-melancholischen, dabei auch noch schön rotzig klingenden Refrain - welch Kombination!! -, während die Gitarre für twangig-verschwurbelte Untermalung sorgt und das Keyboard mittels Soloteil zudem seinen Teil zur Geschichte beiträgt. Sehr cooler Song!!
Hin und wieder wird das Tempo etwas gedrosselt. Etwa beim augenzwinkernd traurigen 'These aren't raindrops' oder 'My favorite Color is you'. Letzteres lässt spontane Assoziationen auftauchen zu Szenen, wie sie etwa in einem Film von Woody Allen vorkommen könnten: Neurotischer Typ sitzt in einer Keller-Bar an der Theke, vor seiner Nase glitzert ein Bourbon on the rocks. Er beobachtet die Menschen in der Bar beim Tanzen, Flirten, Lachen, während er leicht nervös raucht. Im Hintergrund spielt eine schräge Country-Jazz-Bänd traurige Instrumentalstücke. Nur dass The Animen als Backing-Bänd für eine solche Szene viel zu undeprimiert und fetzig klingen - außerdem Théo Wyser dem Gesamtsound der Bänd stimmlich einen eigenwilligen Stempel aufdrückt und dabei auch gesangliche Schmankerl zu bieten hat.
So bewegt sich Are We There Yet? innerhalb eines sehr kurzweiligen Rahmens, bevor sich die Bänd mit dem stark country-lastigen 'Staggo me' und Zeilen wie "i've got no regrets / cause i had no-one to neglect" oder "i hate goodbyes and i hate farewells / so good night to myself'" verabschiedet. Ein starkes Album einer Bänd, die sich ausgezeichnet darauf versteht, ihrem musikalischen Können stets die erfrischende Attitüde einer passionierten Hobby-Bänd zur Seite stehen zu lassen...
27.01.16
P.S.: Neugierig geworden? Dann kann ich nur empfehlen, selber reinzuhören - z. B. hier