SPIDERGAWD     IV      (VÖ: 24.02.17 / Crispin Glover/Stickman)

 

Zugegeben - ein bisschen Zeit und ein paar Durchläufe hab ich gebraucht für IV. Bei I-III hatte es durchweg schneller, ja sofort, gefunkt. Wieso diesmal nicht? Was unterscheidet dieses Spidergawd-Album von seinen drei Vorgängern?

Beim ersten Hören fehlten mir wohl einfach die nach den ersten Funken sofort zündenden und lichterloh aufflammenden Ohrwurmmelodien. Diese sich unweigerlich festfressenden Passagen, seien diese nun den Gesangslinien, den Gitarren- oder Saxophon-Alleingängen entsprungen. Die Sache mit den schnell zündenden Melodien ist eine wesentliche Andersheit auf IV. Nicht, dass keine da wären, keineswegs, die lodern nur länger und subtiler unter der Oberfläche, bevor sie - scheinbar plötzlich - im Ohr brennen. So ungefähr zwei Tage, nachdem ich das Album zum mindestens fünften Mal durchgehört habe. Und dann wiederholen sich diese Erlebnisse gleich mit so einigen Songs. Das Riffing von Per Borten ist diesmal nicht selten für die nach mehreren Durchläufen haften bleibenden Melodien zuständig, die mir dann wie aus dem Nichts bei Banalitäten des Alltags, wie etwa beim Einkaufen oder so, im Ohr nachhallen, als lodere sie dort schon immer vor sich hin.

Erst "The Inevitable", das Unvermeidliche, Träck 6 von 8, ist das Stück, das die stärkste Brücke zu den vorigen Werken baut. Es beginnt mir einem Prolog der Leadgitarre, baut sich langsam auf und geht, im Tempo ein wenig die Handbremse angezogen, in eine Art vorübergehenden Hauptteil mit Strophe und Refrain über, um sich in erneut ausgedehntem Instrumentalteil - unterlegt mit einem schönen Teppich des neuen Bassers Hallvard Gardlos - nach exakt acht Minuten sechzehn zu verabschieden. Ein geiler Song!!

Eine andere Brücke wurde bereits auf III geschlagen. Bereits hier waren Anleihen vom Metal der Achtziger zu hören - und das ist die zweite Andersheit des Albums - diese dominieren IV eindeutig. Mit am Besten ist dies in der Tat am "The Inevitable" folgenden Stück, "Heaven Comes Tomorrow", zu hören. Klassisches Mitstampf-Metalriffing, den Hörer gleichsam schwer wiegende und an ihm zerrende Rhythmik im Schmelztiegel von Bass und Schlagzeug, zwischen den Gesängen typische Einlagen der Leadgitarre, während der Gesang dich am Kragen der ausgewaschenen Jeansjacke packt. Ich könnte jetzt mit dem Intro der Rhythmusgitarre des finalen Stücks "Strangehold" weitermachen, die beinahe mehr nach Judas Priest oder Accept klingt, als Judas Priest oder Accept das selbst je taten... - natürlich nicht, denn Spidergawd klingen bei allem Abfeiern klassischen metallischen Hard-Rocks und dem Spiel mit mehr oder weniger versteckten Zitieren entsprechender Vorbilder schlussendlich noch immer am meisten nach sich selbst. Nicht zuletzt, weil das Sax nicht eben selten die gesamtsoundstärkende Funktion einer zweiten Gitarre - oder wie bei beim dritten Song, "Loucille", zusätzliche Leads übernimmt. Bei alldem klingt das Quartett für meine Ohren gar cooler als die meisten Bänds, die mutmaßlich für das Album Modell stehen durften und haben ganz einfach erneut eine Ausnahmeplatte ohne Füller oder Ausrutscher hingelegt. Zumal einen echten Grower!!

Würde heute abend ein Metal-DJ im Rahmen einer Achtziger-Classic-Metal-Party einen Song aus Spidergawd's Album IV auflegen - ich glaube kaum, dass jemand in the heat of the night bemerken würde, dass dieses Album aus zwanzichsiebzehn ist...

17.02.17

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