SPIDERGAWD 23.10.14 Frankfurt, Das Bett
Der Garderobenmann im Bett war etwas verdutzt, als bereits nach der zweiten von drei am Abend aufspielenden Bänds manche Besucher ihre Jacken schon wieder abholten. Der Arme. Wusste nicht, dass wir den offiziellen Headliner des Abends bewusst ignorierten; wusste nicht, dass wir einen eigenen Headliner hatten. Wusste nicht und musste unwissend belassen werden...
Als wir an die Lokalität mit dem hübschen Namen heran traten, röhrte uns von drinnen ein schön lärmiger Sound entgegen. Das Bild, welches sich nach Erreichen des Inneren vor uns auftat, sah den Klängen entsprechend aus: Der Drummer spielte tribal-artige, recht eigenwillige Rhythmen, wirkte im Bearbeiten der Felle sich so wuchtig gebärdend, als wolle er das Schlagzeug zerstören. Hin und wieder ließ er einen kurzen Bäckground-Gesang einfließen, ehe er unermüdlich weiter ackerte. Mein erster Blick auf den Gitarristen und Sänger zeigte diesen vornüber gebeugt über seiner ziemlich verzerrten Halb-Akustischen. Dabei rief er dieser offenbar irgendwas in die Tonabnehmer rein. Oder vielleicht biss er auch einfach nur in die Saiten - da waren einfach zu viele Haare, als dass sich etwas erkennen ließ. Zu hören jedenfalls gab es gekonnten, ziemlich rhythmischen Lärm. Etwa zwanzig Minuten lang durften wir den eigentümlichen Sound von The Picturebooks noch genießen, ehe diese der Bänd die Bühne überließen, wegen welcher wir recht spontan den Weg nach Frankfurt auf uns genommen hatten.
Nach kurzem Umbau verstrich noch ein wenig Zeit und das Bett füllte sich zunehmend, bis die Trondheimer ohne Vorrede ihr Set starteten. Los ging's mit "Empty Rooms", ein ganz schöner Hammer knallte da also gleich zu Beginn auf die geschätzt drei- bis vierhundert Köpfe im mittlerweile ausverkauften Raum ein. Der Bass-Motor drehte kräftige Runden und das Schlagzeug trieb ohne Gnaden, während das diabolisch verhallte Sax seine Geschichte einfließen ließ. Das Intro nahm sich seine Zeit, ehe es seinen gewaltigen Gesamtsound wie eine überbordende Welle über dem Publikum hereinbrechen ließ. Natürlich endete das Ganze in einem ausufernden Jäm, welcher ohne Umschweife in "Master of Disguise" überging. Sehr geil, das!! Ein vielversprechender Auftakt der alle Versprechungen halten sollte.
So war bald offensichtlich, dass Spidergawd - namentlich Per Borten, Kenneth Kapstad, Rolf Martin Snustad & Bent Sæther höllischen Spaß hatten, welchen sie mit Leichtigkeit auf das Publikum zu übertragen wussten. Atempausen gab es relativ wenige im etwas über fünfzig Minuten dauernden Set. Die Songs gingen durchweg voll auf die Zwölf und drangen durch alle Poren. Nach drei oder vier Stücken gab es eine Ansage des Sängers, der fortan hin und wieder ein paar Worte an das Publikum richtete. So konnten Borten und seine Mitstreiter ihrer schweißtreibenden Darbietung gelegentlich etwas Luft verschaffen. Eine helle Freude war es dabei stets, die einzelnen Musiker immer wieder zu beobachten, sei es, wie sie sich mal gegenseitig irritierten, mal mit Underberg versorgten, sich mal zunickten oder einander zugrinsten. Es wirkte tatsächlich, als spielten die Männer eine öffentliche Probe, sie präsentierten sich völlig ohne irgendwelche performativen Schnörkel oder irgendwelches Gehabe und Gemache. Somit durfte der Vierer auch noch viele Sympathie-Punkte für sich verbuchen...
Anyway - wie schon auf Platte brachten die Norweger mehrere Jahrzehnte Rockmusik in allerbester Manier auf den Punkt, live natürlich noch mit einigem mehr an Wucht als auf LP. Auch die drei mir unbekannten Stücke kickten ohne Umschweife, bevor das große Finale des Auftritts anhand der Stücke "Into Tomorrow" und "Blauer Jubel" zelebriert wurde. Sax und Gitarre lieferten sich hierbei mehr als ein Melodie-Duell, während Bass und Schlagzeug sich mal wieder am Rhythmisieren und Vorantreiben gegenseitig zu überbieten pflegten. Zugaben gab es leider keine - das Los der Support-Bänds!! Gleich nach Ende ihres Sets räumten Spidergawd die Bühne auf, um Kadavar aus Berlin, der eigentlichen und offiziellen Hauptbänd des Abends, Platz zu machen.
Ich konnte mir noch eine Setliste organisieren, sowie mich mit einer schon vergriffenen geglaubten Split-Single der Bänd nebst einer nur auf der Tour erhältlichen 7-Inch eindecken - yeah!! Die perfekte Abrundung eines sehr gelungenen Ausflugs!!
... und hier noch die Original-Abschrift der Setliste:
Empty Rühms / Master of Distaste / Get Physical / Southeastern Voodoo Lab / fixin' to Die / Made from Sin / Into Tomorrow / Blauer Jubel
Und für Interessierte mit Zeit:
SPIDERGAWD mit öffentlicher Facebook-Seite
25.10.14