POTHEAD                                        15.11.13 Karlsruhe, Substage

 

Schön, wenn eine lange bekannte Bänd auch nach vielen Jahren ihres Wirkens noch mit Premieren des Wegs kommt. Das erste Mal mit neuem Drummer waren Pothead soeben im Substage zu hören. Also mit ohne Sebastian (man verdrücke still ein Tränchen).

Während der ersten handvoll Songs stand ich genau so, dass ich an den Außenseiten der Bühne zwar Jeff und Brad stets gut im Blick hatte, meine Sicht zum Mann an der Batterie jedoch von einem wuchtigen Schädel verstellt war. Vor meinem inneren Auge saß da wie gewohnt der bescheidene Blonde. Ich hörte zwar immer wieder gezielt auf das Schlagzeug, konnte aber zunächst keine nennenswerte Unterschiede feststellen. "Fire" war bereits als zweites Stück dran, nachdem die Eröffnung eher gemächlich ausfiel. "Wild Weed" und "Stadium" folgten bald.

Auffallend war bald, dass Brad recht häufig irgendwelche Intros oder sonstige Einsprengsel vom Band abrief, mal mehr, mal weniger dominant. 'Aha', dachte ich, 'er hat wohl ein neues Spielzeug und will das jetzt auch live ausprobieren'. Sounds wie fliegende Teppiche waren zum gewohnten Klangbild zu hören, ob percussives Glöckchengebimmel, disco-technoides Geplucker oder sphärische Kurzwellenflüsse - langweilig war's nicht. Höhepunkt bei den Experimenten war definitiv "Emotion Of The Potion" - yeah, Pothead goes Disco!! Nicht ohne den letzten Teil des Stücks dann doch auf die gängige Imstrumentierung zu reduzieren, was nicht nur den Unterschied deutlich hören ließ, sondern auch den dynamischen Verlauf des Songs heraushob. Sehr geil, das!! Auch wenn manch eingefleischter Fän des Pothead-Ursounds seine liebe Not hiermit hatte, mir hat's gefallen. Und spätestens wenn man Brad grinsen sieht, wenn dieser per spaßüberströmter Mimik kundtut, welche Freude er selber damit hat, gibt's da Grund zu meckern?

Ein wenig fühlte ich mich an das Konzert zum Release von 'Chaudière' erinnert. Auch damals hatte der Auftritt einen leicht experimentellen Touch. Diesmal klang denn auch der Gitarrensound einen kleinen Tick anders als gewohnt, nicht so, dass ich da jetzt ne saubere Beschreibung finden könnte, aber in Kombination mit den Synthiespielen mehr als ausreichend für einen Aha-Effekt: Irgendwie alles wie immer - aber irgendwie ein bissl anders. Damit bleiben sich die Männer verlässlich treu, aber wer hätte was anderes erwartet?

Bei "Rock Child" trat dann erstmals Nicolaj Gogow deutlich in Erscheinung: war jemals eine Double-Bass bei Pothead zu hören? Ich kann mich nicht erinnern, dass mir je eine aufgefallen wäre.... Zum Glück hielt sich dies insgesamt in Grenzen, so dass ich sagen kann, dass der neue Drummer (so wird er wohl noch lange - oder gar für immer? - genannt werden), sich gut einfügen konnte. Gogow hatte es nicht so sehr mit unsichtbarer Bescheidenheit, stellte sich weit öfter ins Rampenlicht, als dies früher Sebastian getan hatte und wurde auch mehr von den Frontleuten goutiert. Doch das Wichtigste war die Erkenntnis, dass die drei offenbar einen Mordsspaß zusammen hatten.

Na gut, einen kleinen Wehmutstropfen gab's dennoch: "Black War" kam nicht ganz so satt, wie ich hiervon grade die Live-Version liebe. Dafür stand so manch anderes Highlight eines homogenen Sets aus relativ vielen gemütlichen Stücken auf der Liste: "Satisfied" mal wieder, oder "Rock On, Let's Rock". Das altehrwürdige "Sinner" und der Vollblut-Pot-Blues "You Should Talk". Die eine oder andere mir bislang eher verborgen gebliebene Perle war neu zu entdecken, wie etwa "Remember" vom 'Rocket Boy'-Album - sehr geil das, in der aktuellen, Synthie-untermalten Verson. Und zum Finale eine mit Sample-Intro geschminkte Version von "Indian Song", die somit auch einen speziellen Charme bereit hielt.

Dem regulären Set von gut fünfundsiebzig Minuten folgten zwei Zugabenblöcke, so dass insgesamt einhundertzehn Minuten Pothead mit mal wieder astreinen Klangverhältnissen verzehrt werden durften. Mmmmh, sehr lecker - da bleibt doch unmittelbar nach Ende des Konzerts die Vorfreude auf das näxte!!

1.12.13

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