PAULEPROJEKT 22.11.24 Esslingen, Komma
Auf einer freitagabendlichen Durchreise bot sich die Möglichkeit, unterwegs noch ein kleines Konzert mitzunehmen. An besagtem Abend hatten sich nämlich zwei Bänds zur Präsentation ihrer jeweiligen Debüt-Auftritte zusammengetan. Unweit der Esslinger Innenstadt gings dafür um ein paar Ecken in eine hübsche Lokalität names Komma, die mich sofort angenehm an eine Mischung aus Neunziger Teestube und links-alternativer Indie-Kneipe erinnerte. Zudem kam man über dass Kneipencafé in ein einen schmucken Saal, der ohne Trennvorhang gut drei- bis vierhundert Leute aufnehmen dürfte; mit Raumtrennung hinterm Mischpult, wie an diesem Abend, etwa die Häfte. Diese Hälfte des Platzes vor der Bühne war denn auch gut gefüllt mit etwa siebzigköpfigem, fast ausschließlich jungem, gut gelauntem und offenbar vorfreudigem Publikum, als das PAULEPROJEKT die Bühne betrat…
Sympathisch verhuscht wirkend startete der Mastermind des Projekts das Set mit der Ansage „Ich, also wir“, dabei zeigte er auf seine Mitstreiter Tim am Bass und Leo an Schlagzeug und Läptop, „sind das PAULEPROJEKT“. Es wurde im Verlauf der folgenden, sehr mit Hall unterlegten Ansage noch ein bissl an Kabeln geknubbelt, die Gitarre zurechtgerückt – und los ging die Live-Taufe der selbstbetitelten EP. Stilistisch stark im Post-Wave-Sound der späten Achtziger und frühen Neunziger verwurzelt, hier und da versehen mit der Attitüde des Punk, dazu sehr schöne Melodien zu melancholischen deutschen Texten, was hin und wieder ein wenig Neue-Deutsche-Welle-Flair aufflackern ließ. So können meine ersten Eindrücke beschreiben werden.
Natürlich waren während des mit dem einen oder anderen Cover gespickten Set die entsprechenden Projekt-Mitbestreiter mit auf der Bühne; mal am Mikro, mal an Gitarre oder Bass oder auch zugespielt via Band – wie das Saxofon, weil der Spieler nicht persönlich anwesend sein konnte –, während der Sänger und Gitarrist sich auf seine Stimme und das Solieren am Sechssaiter konzentrierte. Ein ziemliches Highlight des Auftritts und dessen Momente höchster Intensität hielt das letzte Stück der EP, schlicht „Outro“ genannt, bereit. Hier wurde Paul die gesamte Bühne überlassen und er performte alleine am Mikro, unterlegt mit atmosphärischem Sound vom Band – sehr geil!!
Hin und wieder etwas abträglich im Gesamtgenuss war der Soundmix, der der Stimme häufig nicht den Raum gab, der ihr hätte gebühren müssen. Dem Spaß auf wie vor der Bühne schien dies jedoch keinerlei Abbruch zu tun, fleißig gaben sich Beteiligte auf der Bühne Instrumente in die Hand, wurden vom kreativen Kopf des Kollektivs vorgestellt und an- wie abmoderiert – „macht Lärm für [...] !!“ –, bis die Protagonisten nach dem letzten, von allen gemeinsam gespielten Stück, einem energetisch wuchtigen Hardcore-Song, der die stilistische Bandbreite der guten halben Stunde erneut erweiterte, gefeiert und sichtlich zufrieden die Bühne verließen…
Der Abstecher zur Live-Begutachtung des PAULEPROJEKT hatte sich also für uns, die den Altersschnitt in der Lokalität erheblich nach oben hieften, in jedem Fall gelohnt und wir konnten den Rest unserer winterfreitagabendlichen Reise hinter uns bringen, die Eindrücke einer ebenso coolen wie herzerwärmenden Performänce im Erinnerungsgepäck…
2.12.24
Live-Eindrücke gibts DA (Achtung: evt. zuerst Ton anstellen!)
zur EP-Rezension und weiteren Linx HIER lang