Sunkyung Noh 25.07.2023 Freiburg, Münster

 

Wenigstens eine Darbietung im Rahmen der diesjährigen Internationalen Orgelkonzertreihe im Freiburger Münster wollte ich mir nicht entgehen lassen, nachdem mir dieses Jahr leider die klassischen Konzerte in der etwas kleineren Melanchthonkirche entgangen sind. So besuchte ich mit einer ebenso Neugierigen am Dienstag die klangewaltig-kurzweilige Vorstellung einer Organistin mit Wahlheimat Leipzig: Sunkyung Noh heißt die junge Dame, die schon so manchen Preis für ihr Tun verliehen bekam. Zu Recht, wie ich meine...

Da Sunkyung Noh ihren Vortrag hinten oben begann, war es anfangs etwas befremdlich, in den leeren Chor der Kirche zu glotzen und die Musik vorwiegend von hinten zu hören. Allerdings bot es sich ohnehin an, den Sound mit ohne Gucken zu genießen; dadurch wurde man schön gewahr, wie sich der Raum zunehmend mit dem Sound der angeschlagenen und durch viele Pfeifen gejagten Tasten füllte - nicht selten auch nach Art des Dolby-Surround-Rundum-Klangs.

lar, am Anfang brauchte es etwas Zeit, um reinzukommen. So war die erste Hälfte des Konzerts, mit vielen barocken, sehr sakralen Klängen u. a. von Johann Sebastian Bach, durchaus schön anzuhören, so richtig gekickt hat mich jedoch meist erst der Abschluss der Stücke, mit lange stehenden, sehr mächtigen tiefen Tönen. In der zweiten Hälfte folgten im vorigen Jahrhundert komponierte Stücke, die experimenteller klangen; mit vielen Brüchen, Breaks und Wechseln in Klangbild wie -charakter. Dabei haben mich insbesondere die fünf Verse aus "Victimae paschali" von Thierry Escaich, dem letzten Stück, richtig weggehauen.
Zwischendurch war ich etwas irritiert, weil nach den einzelnen Stücken nicht applaudiert wurde. Dass es keinen Szenenapplaus gibt, okay, aber auch nach Ende eines Stückes nix? Wo bleibt die Resonanz für die Künstlerin? Natürlich traute ich mich dann auch selbst nicht, konnte aber später in Erfahrung bringen, dass dies bei solchen Konzerten - zumindest in Deutschland - wohl nicht üblich sei. Befremdlich, irgendwie...

Nach ziemlich genau einer Stunde erhob sich die Künstlerin vom Spieltisch und trat vor das Publikum, das zwar nicht grade stehende Ovationen bereit hielt - nur vereinzelt erhoben sich nebst uns beiden Begeisterten noch ein paar Anwesende. Aber immerhin wurde recht lange geklatscht, um den Vortrag zu würdigen, während die Künstlerin sich immer wieder dankend verbeugte.

Sunkyung Noh begab sich auch noch einmal an den Tisch und spielte eine kleine, vielleicht dreiminütige Zugabe, die für meinen Geschmack etwas dünn ausfiel und eher den Charakter eines stillen Epilogs hatte, ehe sie sich nach insgesamt knapp über einer Stunde vom Münsterpublikum verabschiedete.

Wir beschauten noch die einzelnen Orgeln und kamen dabei mit einer Besucherin ins Gespräch, die fachlich durchaus versiert schien und uns mit interessanter Information über die Orgeln und deren Pfeifen versorgte. Auch darüber, dass die einzelnen Instrumente über das Programmieren sogenannter Register gesteuert werden und dass diese Register ursprünglich manuell gezogen werden mussten, um einzelne Orgeln vom Spieltisch aus einzusetzen. Jetzt weiß ich auch endlich, wo der Ausspruch "da hat jemand aber alle Register gezogen" herkommt - und das hat die Südkoreanerin durchaus getan...

28.07.23

 

Laut Programm spielte die fingerflink-geschickte Dame folgende Stücke:

Johann Sebastian Bach (1685-1750)
Präludium, Trio und Fuge B-Dur, BWV 545b

Dieterich Buxtehude (1637-1707)
Toccata d moll, BuxWV 155

Max Reger (1873-1916)
Wer nur den lieben Gott lässt walten, Op. 67
Toccata und Fuge, Op. 59

Zsigmond Szathmary (*1939)
Rubik’s Cube
Auftragswerk beim Felix Mendelssohn-Bartholdy Hochschulwettbewerb 2023

Felix Mendelssohn Bartholdy (1809-1847)
Präludium und Fuge e-Moll, WoO 13
Transkription: Martin Schmeding

Thierry Escaich (*1965)
Cinq versets sur le “Victimae paschali”

 

Mehr Info über die Künstlerin und ihr Wirken gibts auf ihrer Website  HIER

Und fürs Hören des das mich kickenden Stück über die "Opferlämmer" - guck DORT

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