Old Seed & Band                                 6.11.10 Freiburg, Jos-Fritz-Café

 

Deutlicher Nachteil spärlich besuchter Konzerte kann das bisweilen verloren anmutende Herumstehen im dünn besiedelten Lokal sein. Umso angenehmer jedoch, dass sämtliche Anwesenden derweil ausschließlich dem Lauschen der Klänge verfallen sind. Besonders schätzenswert ist dies, wenn man so außergewöhnlich schöne Musik zu hören bekommt, wie an diesem novembertrüben Samstagabend.

Craig Bjerring a.k.a. Old Seed hatte sich in der Breisgaumetropole eingefunden und erstmals eine Begleitbänd mitgebracht. Den Auftakt zu bestreiten behielt er sich allerdings selbst vor, spielte einige seiner überwiegend ruhigen Solo-Stücke, u. a. "woe be gone" und "push a little". Letzteres wusste er besonders eindrücklich vorzutragen. Wenn der Sänger in manchen Passagen das volle Volumen der großartigen Stimme ausschöpfte, beschlich mich das bestimmte Gefühl, dass gar nicht mehr Leute in den Raum hinein gepasst hätten, derart ausfüllend erklang das beachtliche Sangesorgan des in Wollpullover, Mütze und Jeans gekleideten Kanadiers. Nach einer knappen halben Stunde verließ dieser die Bühne denn schon wieder, auf welcher sich während kurzer Pause Bird aus Eindhoven - verstärkt durch Old Seeds langjährigen Gefährten Sascha Schmitt  am Akkordeon - formierten; und auch diese konnten im Laufe ebenfalls ungefährer dreißig Minuten ziemlich gut gefallen mit ihrem sanft folkigen, zeitweise fast kammermusikalisch klingenden Set, instrumentiert anhand mehrstimmigen, gemischtgeschlechtlichen Gesanges, Bass und Gitarre sowie Geige und eben Akkordeon.

Kaum waren die letzten Töne deren finalen Stückes verklungen, ertönten von der Gegenseite der schlauchförmigen Lokalität Stimme wie Gitarre eines - nun in Anzug, Krawatte und sauber gekämmtem Haar - auf die Bühne zugehenden Herrn Bjerring. Diese schöne Performance endete selbstredend darin, dass er und die Bänd sich während des Stückes auf der Bühne zu Old Seed & Band quasi vereinigten, gemeinsam den Song zu Ende zu führen. Sehr schön, dieser Gimmick, dessen unmittelbare Folge eine weitere Stunde mit hervorragender Musik war. Diese bewegte sich irgendwo in freien Kosmen zwischen Songwritertum, orchestraler Folkmusik und leichter Melodramatik, mal mit akustischer, mal mit elektrischer Gitarre, hier sanft gezupft, dort in noisy Neil-Young-Manier geschlagen - eine wahre Ohrenweide!! Auch die Instrumentierung war erweitert worden: am Schlagzeug saß nun der an seiner Gitarre arbeitslose Bird-Sänger, der auch gerne ein Banjo bediente, während er mit den Füßen Basstrommel und Hi-Hat betätigte.

Als großes Highlight des Abends ragte für mich - neben eines vom guten Craig fast lakonisch eingebauten Gesang-only-Songs - insbesondere "you've got nothing but light, let it shine" heraus; ein bereits betagteres Lied, was hier in einer schier unglaublich guten, schön ausgedehnten Version dargeboten wurde, bevor während des letzten Songs die ganze Truppe - noch immer musizierend - die Bretter verließ, sich hinter der Theke einzuquartieren, wo der Auftritt sein ungewöhnliches Ende fand.

Und da es manchmal schwer ist, außergewöhnliche Eindrücke in angemessene Buchstabenkombinationen zu stecken, versuche ich dies erst gar nicht weiter. Stattdessen fasse ich genau jetzt den vernünftigen Beschluss, lieber die beiden frisch erstandenen 10"-EPs dieser nicht grade alltäglichen Formation den Fellen meiner Ohrtrommel zukommen zu lassen...

8.11.10

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