Nada Surf 8.02.18 Straßburg, La Laiterie
Lang ist's her, dass ich zuletzt in der Laiterie war. Auch lang ist's her, dass ich die dort spielenden Nada Surf live gesehen habe, die nun ihrem Publikum An Evening with Nada Surf Celebrating the 15th Anniversary of 'Let Go' - wie auf dem Ticket ankündigt wird, zu bescheren gedachten. Ein durchaus gutes Album, ein kleiner Klassiker des Indie-Gitarren-Pop mit manch hübschem Ohrwurm - das wollte ich mir nicht entgehen lassen...
Am Ort des Geschehen angekommen, stärkten meine beiden Begleiter und ich uns in einem Kebabladen um die Ecke, ehe wir kurz vor Konzertbeginn Plätze im gemütlichen hinteren Drittel auf den Treppen einnahmen. Der tausend Menschen Platz bietende Grande Salle der Laiterie war nicht ausverkauft, aber sehr gut besucht. Und unsere Sicht auf's Geschehen war ausgezeichnet.
Matthew Caws bestritt "Blizzard of 77", den Opener, singend an der Akustischen, praktisch alleine. Drummer und Keyboarder durften Bäckstäge noch ein bisschen warten, Basser Daniel Lorca und der weitere Gitarrist standen zwar rechts und links des Sängers an den Mikros und gaben die Bäckgroundgesänge, waren aber nur minimalst zu hören. Danach wurde das Publikum begrüßt, die Bänd komplettierte sich bzw. stattete sich mit Instrumenten aus, um mit "the way you want" ein bisschen zu rocken. In der Folge wurde das zu feiernde Album komplett in der entsprechenden Reihenfolge gespielt. Leider war der Sound nicht so richtig gut, was sich vor allem darin bemerkbar machte, dass nicht nur wie am Anfang die Bäckgroundgesänge, sondern auch das Keyboard und die zweite Gitarre ziemlich nach hinten gemischt waren. Schade, das, und es änderte sich auch während des kompletten, insgesamt zweieinhalbstündigen Gesamtsets nicht.
Das eine oder andere Highlight gab es dennoch, etwa das immer wieder anrührige "inside of love", das wunderbar naiv klingende "fruit fly" oder das fröhlich rockende "happy kid". Zwischendurch gab es immer mal wieder Ansprachen, mal vom Sänger, mal vom Bassisten. Und das stets in fließendem Französisch - die beiden haben das irgendwann mal studiert. Die Franzosen hat's gefreut, ich hab nur rudimentär was verstanden - so what... Ansonsten plätscherte es eher so ein bisschen, bei mir sprang leider kaum ein Funke so richtig rüber. So war mit der beste Teil des ersten Sets doch glatt der instrumentale Schlussteil des abschließenden "paper boats", ein quasi Epilog zum Album. Hier waren mal beide Gitarren gut zu hören und dank des - übrigens während des gesamten Abends großartigen Bassspiels - wurde ich hier zum ersten Mal im bisherigen Verlauf des Abends richtig mitgenommen.
Danach war ca. zwanzig Minuten Pause, ehe das Best-of-Set startete. Wobei hier bald auch klar wurde, dass ich definitiv nicht mehr als zwei Platten von der Bänd brauche, denn viele Stücke ähnelten einander, mit ein paar härteren und/oder kreativeren Ausnahmen etwa in der Mitte des zweiten Sets. Unnötigerweise wurde in das tolle "stalemate", vom 96er Erstling 'high/low', medley-mäßig Joy Division's "Love Will Tear Us Apart" eingebaut, was der Bänd nun wirklich nicht so gut stand. Highlight des zweiten Sets - abgesehen von der einen oder anderen temporären Passage mir unbekannter Stücke - war denn auch einer der Bonusträcks von 'Let Go', "neither heaven nor space". Hier kam auch endlich das volle Potenzial der Beleuchtung zur Entfaltung - wieso eigentlich nicht ein wenig öfter? Mit entsprechendem Licht hätte vielleicht manch fast uninspiriert runtergespielt wirkende Stück deutlich an Atmosphäre zugewinnen können.
So bleibt, dass mir das zweite Set schlicht und ergreifend ein paar Runden zu lang war. Da rettete dann auch die recht vernuschelte, weil unnötigerweise schneller gespielte Version von "popular" als Auftakt der drei Zugaben nichts; auch nicht, dass bei "always love" ganz viele Kehlchen mitsangen (das hat mich schon gar nicht mehr interessiert, ich hatte einfach keine Lust mehr und war schlicht zu faul, mich durch die Menschen aus dem Saal zu schieben...) und auch nicht, dass diese Kehlchen bei "blankest year" (mit altbekanntem oh - fuckit...) zum Schluss dann noch kurz so richtig aus sich rauszugehen wagten. Schade, kürzer wäre gerwürzter gewesen, insbesondere unter weniger nachlässiger Nutzung des Mischpults. Interessanterweise schienen sowohl der zweite Gitarrist wie der Keyboarder dementsprechend mehr oder weniger unbeteiligt ihre Instrumente zu spielen, als Bänd habe ich am Ehesten ein Trio wahrnehmen können. Für den musikalischen Anspruch hat der Basser ein stückweit den Auftritt gerettet, der hat wirklich schöne Riffs und Läufe gespielt. Das fiel mir auf Platte bisher noch gar nicht auf. Ansonsten bleibt als herausragendstes Ereignis, dass ausgerechnet die Technik des Viersaiters zwischendurch versagt hat, so dass Caws einen spontanen Chanson anstimmen musste, um die Leute bei Laune zu halten, während Lorca recht hektisch um sein Equipment bemüht war...
Anyway, es war schön, mal wieder in der Laiterie gewesen zu sein; trotzdem ich alles andere als begeistert bin, war der Auftritt von Nada Surf vielleicht kein schlechtes Konzert. Nur hat für mich Manches schlicht nicht so richtig gepasst - das Vinyl der zelebrierten Platte hab ich dennoch gerne mitgenommen...
13.02.18
Die Setliste nach Recherche:
Blizzard of '77 / The Way You Wear Your Head / Fruit Fly / Blonde on Blonde / Inside of Love / Hi-Speed Soul / No Quick Fix / Killian's Red / Là pour ça / Happy Kid / Treading Water / Paper Boats //
Imaginary Friends / Teenage Dreams / What Is Your Secret? / Cold To See Clear / No Snow on the Mountain / Out of the Dark / Your Legs Grow / Dispossession / Do It Again / Neither Heaven Nor Space / Firecracker / Robot / Stalemate/Love Will Tear Us Apart / The Fox / Amateur / See These Bones // Popular / Always Love / Blankest Year