Nada Surf                                                  16.11.12  Freiburg, Jazzhaus

 

Manche Menschen scheinen nie erwachsen zu werden. Wieder andere wirken bereits im frisch erreichten post-juvenilen Lebensabschnitt steinalt. Nur wenige kriegen richtig gut die Grätsche hin. Ein paar Herren aus New York haben den Dreh zur Ausgeglichenheit allerdings ganz gut raus.

Tall Ships spielten bei meinem Eintreffen in den noch einigermaßen übersichtlichen Keller bereits. Ich gesellte mich etwas an den Rand des Geschehens und belauschte die drei Engländer aus Brighton, die mit Gitarre, Bass, Schlagzeug und gelegentlich technischen Spielereien im Ansatz stark nach Nada Surf klangen. Allerdings waren die Songs eine ganze Ecke vertrackter und allein hierdurch nicht ganz so hit-orientiert wie die ihrer supporteten Bänd. So richtig mitnehmen konnten mich die Briten zunächst dennoch nicht, aber das war an diesem Abend auch schwierig, da ich aus arbeitszeitlichen Gründen vollständig übermüdet war und vermutlich ganz schön krumm aus der Wäsche guckte. Das letzte Stück zerrte dann aber schon noch an meinen Reserven, schöner Sound und guter Groove ließen meine geschundenen Knochen tatsächlich ein wenig wackeln.

Nun gut, danach gab's etwa zwanzig Minuten Umbau. Eine ausgezeichnete Möglichkeit, draußen in der Novemberfeuchtkälte mal kurz zu rauchen. Als ich wieder rein kam, war der Saal schon etwas voller. Ich suchte mir mangels Rumdrücklust ein Plätzchen just bei einer der leidigen Vollpfosten-Säulen, mit Blick nur auf etwa die Hälfte der Bühne. Später sollte der Sänger bezüglich der Bauweise der Lokalität mit gespielter Erstauntheit erwähnen, dass es ihn fasziniere, was man doch alles aus Backsteinen so machen könne. Nicht grade die ausgereifteste Publikumsanmache, doch was auch immer Matthew Caws sagt oder singt, aus dieser Kehle klingt geradezu alles anrührend und sympathisch, gelegentlich fast kindlich naiv - und sind die Haare noch so grau. Selbst beim finalen, ziemlich ausgedehnten und nach Mitsing-Aufforderung mit ein paar hundert Background-Stimmen daherkommenden "Blankest Year" vom Album 'Weight Is A Gift', klang sein oh fuck it nicht wirklich wie ein verärgertes Fluchen. Diesen Menschen kann man eigentlich gar nicht nicht mögen können... Nur die Animation zur Schunkelei bei "Inside Of Love" vom Album 'Let Go' fand ich dann doch ein wenig albern, den Rest des Publikums scheint's fast ausnahmslos gefreut zu haben. Davon abgesehen war dieses Stück, das ich hier mal als vielleicht wunderbarste Schnulze des musikalischen Kosmos auszeichnen möchte, mein persönliches Highlight im inclusive Zugaben etwa hundertminütigen Gastspiels. Die größten Teile des Sets dürften nach meiner Einschätzung den neueren Alben entnommen sein, eröffnet wurde mit "Clear Eye Clouded Mind" vom aktuellen Album "The Stars Are Indifferent To Astronomy". Leider bin ich nicht so titelsicher, mit im Set waren noch "High Speed Soul" (ebenfalls vom großartigen 'Let Go'), "Treehouse" (vom Erstling 'high/low'), "Always Love" (von 'Weight Is A Gift').

 Nada Surf spielten sich im Lauf des Abends - es war ihr vorletztes Konzert der Europatournee - zunehmend in Laune und zogen auch das Publikum mit. Dabei war der Sound ebenfalls ziemlich gut und konnte ruhigere ebenso wie auch die rockigeren Stücke verdammt gut unterstreichen. Allerdings fiel auch deutlich auf, dass die meisten Stücke in sehr ähnlichem Strickmuster gestaltet sind, kaum große Tempo-Schwankungen passierten und zumindest mir damit ein ganz klein bisschen mehr Abwechslung gefehlt hat, so dass mich ganz kurz mal zwischendurch ein Hauch Langeweile bekroch; wobei erwähnte Grundmüdigkeit seitens des Rezipienten sicher nicht unwesentlichen Beitrag geleistet hat... 

Anyway, Nada Surf ist stets eine sehr hörenswerte Bänd, die eine hervorragende Verbindung zwischen rockigem, adoleszenten Gitarren-Pop und ihren Ursprüngen im naiv-rauhen College-Rock herzustellen weiß...

17.11.12

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