Eine Nachricht hätte mich bereits vor zwanzig Jahren nicht wirklich überrascht: Die nämlich von Ableben des irischen Sängers Shane MacGowan. Bereits in der Woche zuvor vernahm ich die Meldung, dass er mit Enzephalitis darnieder läge, entsprechend folgte die Konsequenz hieraus nun gänzlich unüberraschend am 30. November.
Ebenfalls lange her ist, dass MacGowan's Musik eine wichtige Rolle in meinem Sounduniversum innehatte. Doch in recht jungen Jahren, so um etwa Mitte meiner Zwanziger, hatte ich eine Phase, in der hörte ich sehr gerne und entsprechend häufig Irish Folk. Vor allem die Fröhlichkeit, die Unbedarftheit, welche die traditionelle irische Musik bei aller Melancholie verströmt, mit ihren Pfeifen, Fiddles, Rahmentrommeln und so, schätzte ich sehr. Besonders gut gefiel mir natürlich jene rotzige Version der Folklore, die stark mit Punkrock angereichert war. Und da waren THE POGUES eine eigene Liga und bleiben unerreicht.
Drei großartige Alben der von Shane MacGowan gegründeten Bänd hörte ich damals rauf und runter: ‚Red Roses for Me‘ (1984), ‚Rum, Sodomy & the Lash‘ (1985) und ‚If I Should Fall from Grace with God‘ (1988). Allerdings war der immer etwas lakonisch klingende Sänger damals längst nicht mehr Teil der von ihm gegründeten Bänd; der Legende nach war sein Konsum alkoholischer Getränke und sonstiger Drogen nicht sehr förderlich für die Belange der Bänd und Grund der Trennung. Überhaupt bedeutete für MacGowan so manch Karrierebruch, dass er, nach meinem Eindruck, in der Öffentlichkeit nun viel eher den Status einer tragischen Person innezuhaben scheint, als den Status, der ihm als einflussreicher, viele andere Bänds prägender Musiker eigentlich zustünde.
Als ich die POGUES hörte, hatte der Musiker bereits Shane MacGowan & The Popes gegründet, deren Album ‚The Snake‘ (1994) ich ebenfalls gerne und oft hörte. Das folgende Album, ‚The Crock of Gold‘ (1997), hörte ich wiederum nur gelegentlich, danach schlich sich sein Schaffen, das den Zenith offenbar überschritten hatte, zunehmend aus meinen Hörgewohnheiten.
In Gedenken bleibt mir aber ganz sicher eine gewisse Spanne an Zeit, in der Shane MacGowan maßgeblich am Soundträck meines Lebens beteiligt war, weshalb mir seine sonor-warme, reichlich whiskey-durchtränkte Stimme stets vorkommen wird, wie ein alter Bekannter.
16.12.23
Und HIER einer meiner Faves der POGUES
*Zitiert aus „I′m A Man You Don′t Meet Every Day“, trad./THE POGUES, vom Album ‚Rum, Sodomy & the Lash‘, 1985 (gesungen von Kirsty MacColl †2000)