Ups – schon wieder ein großartiges Jahr vergangen!!
oder
Gottseidank ist dieses Kackjahr endlich vorüber?!


Das werdet Ihr Euch wohl selbst am besten beantworten können, da halt ich mich schön raus!! Doch weil ich dem Eindruck nicht entkomme, dass viele Vorgänge auf dieser Erde zunehmend merkwürdig erscheinen, blende ich genau deshalb nun allen Wahnsinn außerhalb des Geschehens musikalischer Klänge aus und konzentriere mich lieber auf Sound – vor allem natürlich auf meinen persönlichen Soundträck des von dannen hinkenden Jahres. So lade ich wie gewohnt zum Jahresende mit einem knackigen

Hey Ho – Let’s Go Retrospektive
herzlich ein, mit mir umzugucken!!

 

Pändys Musikalischer Jahresrückblick 2023


Und was flimmert da als erstes im Rückspiegel? Gleich zu Beginn des Jahres gab es ein paar ziemliche Knaller, die mir fast aus dem Nix zuflogen. Zuerst die hiesigen SOUND OF SMOKE, deren Phases mir im Januar kurz nach Besuch ihres tollen Pre-Release-Gigs im Jazzhaus ins Haus kam. Und das ich mir danach als LP gönnte, weils einfach Spaß macht!! Genau wie das neue Album der Trondheimer Psych-Jäm-Bänd BLACK MOON CIRCLE, geil verschwurbelt, wie gewohnt – ja, muss man mögen; mir gefällt ausgezeichnet, was auf Leave The Ghost Behind so aus den Boxen wabert und mir ebenfalls bereits vorab gegönnt war, ehe ich später im Jahr den offiziellen Release erstand.

Dem nicht genug, überraschten mich kurz darauf MATT BURT & THE BUSY DEAD. Mr. Burt, ein Künstler, dessen Name mir aus dem motorpsychedelischen Universum der frühen Neunziger zwar längst ein Begriff war, bog angenehmst überraschend mit Bänd und einem wirklich geilen Album namens Gravedigger’s Blues um die Ecke. Offenbar hatte er seine Songschubladen aufgeräumt und manch Perle entdeckt – eine sehr gute Entscheidung!! So konnte ich auch nicht davon lassen, mir eine noch greifbare Platte von DOG & SKY, einer früheren Bänd des amerikanischen Exil-Norwegers, zuzulegen, mit Death's Got Talent betitelt. Nicht ganz so weird wie das aktuelle Werk, aber dennoch schön anders als gängige Klänge, selbst für unabhängig subkulturelle Gefilde. Das Jahr taktete also schon mal richtig gut auf.

Und dann war da noch die schicke The Collected Works Of Neutral Milk Hotel-Box von – ja, natürlich: NEUTRAL MILK HOTEL. Zwar bescherte die mir manches, das ich schon besitze, dafür habe ich jetzt alles, was die Bänd aus Louisiana/USA je veröffentlicht hat: drei Alben auf vier LPs, zwei 10“-EPs und drei hübsche 7er Singles. Sehr geil!! Ohnehin ist ein Album der Bänd um Jeff Mangum definitiv für die Ewigkeit – In An Aeroplane Over The Sea aus 1998 – für mich ein absoluter Klassiker und seit vielen Jahren zu meinen All-Time-Fäves zählend!!

Die sehr konstanten, dabei massiv energetische Spielfreude versprühenden SPIDERGAWD schoben mit The Tower eine sehr hitverdächtige Vorab-Single zum im Herbst kommenden siebten Album ins Feld und weil es mich zudem nach Skurrilem dürstete, legte ich mir vom umtriebigen John Dwyer das vertonte Experiment posh swat zu; als Bändname des Trio-Projekts stehen einfach die Namen der Beteiligten drauf: JOHN DWYER / RYAN SAWYER / ANDRES RENTERIA. Aus den Rillen gibt’s vor allem Drums und Percussion, versetzt mit elektronischen Spielereien. Das groovigste Hörspiel aller Zeiten, würde ich mal sagen – ganz schön geil, wie ich meine!!

Daneben kam mir das mit schwerem Sound groovende Album Downpour vom Instrumental-Trio KANAAN aus Oslo unter. Die Bänd, deren aktuelle Songs mich ein wenig an die schwedischen Psych-Jäzzer DUNGEN um den Motorpsycho-Dauergast Reine Fiske denken lassen, wurde diesmal filigran an der Lead-Gitarre unterstützt von einer Jäzz- und Fusion-Musikerin namens Hedvig Mollestad. Mit deren Werk werde ich mich über kurz oder lang bestimmt noch befassen. Passend zu diesem Instrumentalwerk war ich im fortgeschrittenen Frühjahr endlich mal wieder auf einem Konzert, als mich ein schön zelebrierter Ausflug nach Karlsruhe das phänomenale Kollektiv GODSPEED YOU! BLACK EMPEROR aus Montreal/Kanada bestaunen ließ. Übrigens war dies noch eines der aufgrund des Virus nachzuholenden Konzerte, auf das ich entsprechend lang die Vorfreude pflegen konnte.

Nach diesem Live-Spektakel erreichten mich zwei neuerlich außergewöhnliche Veröffentlichungen: FIRE! ORCHESTRA um den schwedischen Free-Jazz-Saxofonisten Mats Gustafsson legten mit echoes ein prächtiges Doppel-Album hin, das in ein paar kurzen Sätzen nicht zu fassen ist, Zeit und Aufmerksamkeit benötigt und diese seither gerne von mir bekommt!! Daneben kam aus den Weiten des deutschen Ostens ein Album einer Bänd angerauscht, das schnell zu einer echten Entdeckung wurde: GAVIAL halten mich mit Vor ebenfalls ausdauernd mit psychedelisch-stoner-post-rockenden Klängen im akustischen Griff.

Ab Mai stand zu meiner Freude wieder mehr Live-Musik auf meinem Lebensplan. Und weil das Wetter auch ein bissl mitspielte, waren die klassischen Stücke beim Klingenden Musikerviertel, die in Gärten und auf Straßen aufgeführt wurden, eine willkommene Abwechslung zu den bei mir stets vorherrschenden Gitarren, ehe ich mir von DAILY THOMPSON und den PIGHOUNDS in Karlsruhe dann umgehend wieder mit fetten Saitenklängen die Ohren durchfegen ließ. Nach Jahren des intensiven Beobachtens seit ihrem Debüt endlich in den Genuss des Live-Sounds von KING BUFFALO zu kommen, versüßte mir den Frühsommer sehr. Deren Konzert sorgte außerdem dafür, dass sich ein paar ihrer Riffs mit dem Vorab-Song "Patterns" vom neuen MOTORPSYCHO-Album um den Ohrwurm Nummer Eins bei mir stritten – was nach durchaus zähem Ringen dann aber doch die Norweger gewannen. Deren neues Album kam diesmal mit Fragezeichen hinter dem Bändnamen auf dem Cover, wohl ob der plötzlichen Leichtigkeit und Songorientiertheit von Yay!, das ganz schnell – und mit Veröffentlichung Mitte Juni auch sehr passend – meine unangefochtene Sommerplatte wurde; voll mit Hits und Ohrwürmern!!

Kurz nach diesem Album-Highlight krachte der Auftritt der MELVINS in der Straßburger Laiterie verdammt fett rein – das war ein ziemlich unfassbar geiler Auftritt und noch lange vor Ende des letzten Tons dieses brachialen Soundgewitters ein nicht nur sehr heißer, sondern schwerlich zu toppender Anwärter auf mein Konzert des Jahres!!

Aber das Jahr hatte zu diesem Zeitpunkt ja noch eine ganze Menge Tage übrig und auch ein neuerliches Gastspiel von Dave Wyndorf und MONSTER MAGNET im Substage stand an, das sich dann jedoch leider nicht zu den besseren Konzerten des Altmeisters entfalten wollte. Größere Begeisterung rief mir da die Performänce von KRAFTWERK im August am Karlsruher Schloss hervor – wenn auch für mich weniger ob der musikalischen Brillianz der Computerkomponisten, sondern vor allem aufgrund der riesigen Fassade für die gekonnte optische Untermalung des Sounds. Oder war es eine Beschallung der Videoperformänce? Egal, jedenfalls wars geil… Zwischen den Besuchen dieser beiden alt- bis sehr altgedienten Bänds sah ich noch die Entschleunigungs-Rocker BAR auf der Sommerbühne vorm Theater und das Duo CATL mit geiler Bluespunkshow im Slow Club live und besuchte zur abermaligen Bereicherung meines Klangkosmos ein sehr gelungenes Orgelkonzert im Freiburger Münster.

Was neue Platten betrifft, kamen mir in der zweiten Jahreshälfte weniger in die Kiste, als zu Beginn. Und bei ein paar davon kam ich noch gar nicht zum richtig eingehenden Hören. Atta, beispielsweise, dem sehr ruhigen, neo-klassischen Neuling von SIGUR ROS, oder incredible strides vom alten Bekannten OLDSEED, von dem ich sehr lange überhaupt nichts mehr gehört hatte. Obwohl grade Letzterer das Hören wesentlich leichter macht, als etwa das Duo MATS GUSTAFSSON / JOACHIM NORDWALL, wo nicht nur der Titel komplex klingt – Their Power Reached Across Space And Time - To Defy Them Was Death - Or Worse -, sondern auch die Musik nicht einfach ist. Schon wieder mehr die Rubrik Hörspiel, bei welchem Geräusche stets mit Sax-Impro verhalten korrespondieren. Ein hübsch dialogisches Werk, das allerdings unbeschränkte Aufmerksamkeit benötigt, um seine Qualität zu entfalten.

Im Oktober veröffentlichte CONNY OCHS mit dem Album Wahn und Sinn samt Lyrikband ein hörens- wie lesenswertes Werk und ich hörte endlich mal wieder etwas richtig gutes in deutscher Sprache; außerdem ziemlich gut gefällt mir die Psychotic Parade des Duos CADÛ, ehe ich ein weiteres großes Highlight, das im November das Licht des Marktes erblickte, vorab kennen und lieben lernen durfte: SPIDERGAWD mit VII – ein astreines Gute-Laune-Hit-Album!! Nicht zu Unrecht von metal.de als Metal-Album des Jahres gekürt – insofern die Musik als Metal bezeichnet werden möchte und die Rubrik „Rock/Punk“ nachvollziehbar erscheint…

Das persönliche musikalische Jahreshighlight unter den Konzerten fand Ende Oktober in Aschaffenburg mit dem dortigen Gastspiel von MOTORPSYCHO statt. Diese Bänd besticht live immer wieder – einfach großartig!! Zwei Wochen später gabs dann noch nen tollen Konzertabend im Freiburger ArTik, wo SAMAVAYO aus Berlin zu Gast waren, ehe ein Theaterbesuch kurz vor Weihnachten zur Aufführung von Shakespeare’s Wintermärchen den Abschluss der von mir besuchten Live-Darbietungen bildete.

Gegen Ende des Jahres hörte ich dann nach sehr langer Zeit mal wieder vermehrt die POGUES – was der traurigen Nachricht von Shane MacGowan’s Tod Ende November geschuldet war. Doch insbesondere Rum, Sodomy & The Lash, das ich dieser Tage häufig hörte, brachte jedes Mal von Neuem die Feststellung mit sich, was für ein geiles, abwechslungsreiches und zeitloses Album das doch schon damals war und heute noch ist!!

Das Jahr hatte also so einigen bemerkenswerten Hörstoff zu bieten, was Platten wie Live-Konzerte angeht, ein Glück!! Und das, obwohl ich rückblickend tatsächlich feststellen musste, dass ich dieses Jahr deutlich weniger Platten oder CDs käuflich erworben habe, als in den Jahren zuvor. Ob es mit der zeitweisen kleinen – und höchst erfreulichen – Flut an Promo-Alben zu tun haben mag, die ich dieses Jahr hatte? Oder daran, dass es nicht genügend reizvolle Veröffentlichungen gab? Oder aber, verflixt nochmal, habe ich mir tatsächlich zu wenig Zeit zum Musikhören genommen?? Ein Rätsel, das ich an dieser Stelle nicht weiter verfolgen, sondern stattdessen lieber das norwegische Label Crispin Glover Records erwähnen möchte, das insofern ein herausragendes ist, weil die LPs dort immer fein verpackt und mit starker Plastikschutzhülle um das Cover versehen werden, außerdem in aller Regel die CD des Albums im Pappschuber dabei liegt. Zudem ist das Artwörk immer außergewöhnlich schön gestaltet und mindestens die Erstauflage gibt’s in schicken Vinyl-Farben. Daher halte ich hier gerne fest: Der Kauf einer Crispin-Glover-LP ist immer ein Albumkauf mit Mehrwert!! Wie etwa drei der oben erwähnten Veröffentlichungen, als da wären Black Moon Circle, Matt Burt und Spidergawd.

Tja, und damit bin ich nun bei der schwierigen alljährlichen Aufgabe angelangt, meine größten Highlights zum Abschluss gesondert hervorzuheben – sollte ich das nicht versehentlich schon oben im Text getan haben. Änywäy – hier folgt, wie gewohnt und bestimmt von meiner werten Lesegemeinschaft sehnlichst erwartet, abschließend die Kür zu Pändys Best Of Music 2023 – und zwar statt Rangliste straight in order of appearance:

 

Die beeindruckendsten Alben:
 
BLACK MOON CIRCLE   Leave The Ghost Behind
MATT BURT & THE BUSY DEAD   Gravedigger's Blues
FIRE! ORCHESTRA   echoes
MOTORPSYCHO ?   Yay!
SPIDERGAWD    VII
 
Die beeindruckendsten Konzerte:
 
GODSPEED YOU! BLACK EMPEROR
KING BUFFALO
MELVINS
KRAFTWERK
MOTORPSYCHO


Und so endet die Reise durch den Rückspiegel in Pändys Soundträck des vergangenen Dutzends an Monden. Und ja, unfassbar aber wahr - vielleicht wurde ja beim Lesen sogar schon jemand dessen gewahr: Das heimliche Konzert des Jahres kam dieses Mal nicht aus Trondheim, sondern fand mit der Vierziger-Party von King Buzzo und seinen MELVINS statt. Echt jetzt!!

Bleibt noch zum Abschluss meinen Dank an alle auszudrücken, die mich stets in irgend einer Form musikalisch bereichern; sei es durch sich drüber unterhalten und austauschen oder durch Probebestückung, durch Tipps und Hinweise oder sogar mittels analog aktivem Musikmachen!! Und natürlich jenen, die mich bei digital-technischen Kniffen immer verlässlich unterstützen!! Doch selbstverständlich am meisten freue ich mich über alle, die diese hübsche kleine Seite immer wieder lesen und sich davon unterhalten, infomiert und vielleicht sogar inspiriert sehen – thänx a Load!!

Auf dass auch im nächsten Jahr viel gute Musik den Wahnsinn der Welt erträglicher gestalten möge – denn was wäre der Mensch ohne die Kultur, ohne die Kunst- und insbesondere Klängeschaffenden!!

 

Yours sincerly Pändy

 

31.12.23

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