Los geht's mit den Platten. Erstes Highlight markierte hier Anfang des Jahres Spidergawd IV - sehr geiler Rock'n'Roll, stark an den Hardrock und Metal der Achtziger angelehnt, den Blues mit jedem Atemzug in durchaus modernem Sound atmend - voll auf die Zwölf. Ebenfalls früh im Jahr fielen NAP bei mir ein, deren Debüt-Album villa von schweren Gitarren ausgehend so manch anderes Genre mit anklingen lässt. Nicht viel später richteten sich King Buffalo mit Orion bei mir ein. Ein Blindkauf, die Rillen voller stoner-affinem Post-Rock, erdig trocken und trocken geerdet, gespickt mit wohl dosierten Vocals. Ein sehr schönes Album. Als weiteres Highlight meldeten sich Arbouretum gen Frühsommer. Auf Song of the Rose glänzt Dave Heuman erneut mit extraordinärem Stoner-Folk. Der Gitarrist und Songwriter ist derzeit für mich einer der besten Gitarrengeschichtenerzähler überhaupt; kaum eine Bänd schafft es, auf so spektakuläre Art unspektakulär zu klingen - oder umgekehrt.
Etwa um die selbe Zeit kamen zwei weitere Neuzugänge, sich um die Präsenz auf dem Plattenteller zu streiten: Mark Lanegan mit Gargoyle - komischer Titel zwar (übersetzt: der Wasserspeier), dahinter aber verbirgt sich ein Crossover aus Blues, Whisky, Elektrobeats, dazu im Ohr zündelnde Melodien und im Hintergrund sich indie-psychedlisch abreagierende Gitarrensounds. Über alldem, was hin und wieder ein wenig an Greg Dulli's Afghan Whigs erinnert, thront stets eine der besten Stimmen, die es überhaupt gibt. Zur wie erwähnt selben Zeit knallten mir The Black Angels eine der sicherlich besten Sommerplatten der melancholischen Machart ever rein und impften mir so manchen auf Death Song vorhandenen Ohrwurm ins Gemüt - allen voran "Currency". Was für ein Killer!! Zwischen diesem Stück und dem abschließenden "Life Song" gibts psychedelisch desertmäßigen Rocksound vom Feinsten - allerdings auch mit der Gefahr, sich bei übermäßigem Genuss etwas dran zu überhören.
Niemals überhören werd ich mich wohl an Motorpsycho. Deren Anfang September erschienenes Doppelalbum The Tower ist ein erneut sich selber überbietendes Werk - kurz: just another Opus Magnum!! Eine Woche vorher kamen außerdem Mogwai mit Every Country's Sun, eine ebenfalls oft gehörte Platte im Herbst. Die Schotten verknüpfen ihre Sounds von älteren Werken wie 'Come On Die Young' und neueren wie 'Rave Tapes' ziemlich gut. Und erweitern sich um den quasi Disco-Stampfer "Party in the Dark". Klingt alles in allem ein bisschen wie sich treiben lassen in südlicher Sonne auf nicht zu kaltem Wasser eines ruhigen Ozeans.
Und etwas später im September: Das neue Werk Luciferian Towers der kanadischen Post-Rock-Heroen Godspeed You! Black Emperor. Mit den Jahren werden sie einen Tick zugänglicher, klingen dabei kein bisschen weniger intensiv und haben mir den Spätsommer ausgezeichnet verfeinert - leider leider hab ichs nicht auf ihr Straßburger Gastspiel geschafft....
Zuletzt gab es noch zwei Zugänge ungewöhnlicher Art. Da wäre einmal von chillig-experimentellem Jazz aus der Trondheimer Szene zu berichten. I Like To Sleep nennt sich die Bänd um den Vibrafonisten Amund Storlokken Ase - ja, genau, der Sohn jenes Storlokken von der motorpsychedelischen Kollaboration vor einigen Jahren auf 'The Death Defying Unicorn' (2012). Das Album Bedmonsters wird mich bestimmt noch länger beschäftigen. Ebenso wie mich wohl tuggy noch eine Weile erfreuen dürften, von denen mir als Empfehlung das Album fishing for compliments untergejubelt wurde (Thx, A.!!). Nicht in jeder Stimmung gut hörbar kann das auch mal anstrengend klingen und ist am Besten wohl dosiert sowie in Abständen zu genießen - dann macht die groovige Rock-Platte mit diversen Ausflügen durch andere Genres am meisten Spaß.
Okay, das war nun also der Überblick über die in 2017 veröffentlichten Platten, die mich am meisten begeistert und mich am Treuesten begleitet haben. Und - na klar - noch immer begleiten. Diesen Teil des Rückblicks beschließend, möchte ich nun genau zwei Ohrwürmer (von so einigen) des Jahres küren: Zunächst, wie oben erwähnt, "Currency" von den Black Angels, mit diesem Hammer-Killer-Riff und seiner unwiederstehlichen, wellenförmigen Rhythmus- und Melodielinie. Den hatte und habe ich wiederholt für Tage in Ohr und Hirn, bis es fast schon weh tat und tut. Nicht ganz so oft, aber immer noch überproportional häufig und zum Glück ohne noch mehr Schmerzgefahr tönte "Rock House" von 1st class vom schallwellen-adaptierenden Nervenende aus straight durch meine zuständigen Cerebralwindungen und nistete sich dort ein. Saugeil, Jungs, weiter so!!
Nun zu meinem Live-Musik-Jahr. Auch hier gibts noch ein paar Abschnittchen zu retrospektieren.
Selber, als c0ntrapunk.t - mit und oder ohne Friends - hab ich dieses Jahr nix gemacht. Mit mOnsterpunk hatten wir immerhin einen Akustikgig auf der Geburtstagsparty eines Freundes, in ner Hütte im Schwarzwald am Rande Freiburgs. Sehr spaßig, irgendwie ein bissl bäck to the roots, das. Insbesondere die ca. 3stündige Session nach dem 'offiziellen', knapp dreißigminütigen Set... (Thx+Cheers, D.!!)
Was das Konzerte gucken angeht, war ich hingegen mal wieder deutlich öfter aktiv als die vergangenen Jahre. So will ich mal versuchen, eine Nick-Hornby-eske Top-Liste zu machen. Wobei das nicht leicht ist, denn ich habe jeden einzelnen Konzertbesuch doch sehr genossen - stets inklusive der jeweiligen Gesellschaft. Außerdem hasse ich ja solche Listen eigentlich...
Aber, hey, ich mach einfach mal ein wenig Statistik vorweg:
Ich war in 2017 auf immerhin 20 Konzerten in 8 verschiedenen Städten, als da wären Freiburg, Frankfurt, Berlin, Schorndorf, Weilheim-Holzmaden (Teck), Köln, Karlsruhe und die Ciudad de Mexiko. Also auch noch auf zwei Kontinenten!! Klingt doch schon mal so oberflächlich-faktisch ganz gut, möchte ich meinen.
Dabei war außerhalb jeglicher Sphären - natürlich!! - ohnehin der Abend des 30. Oktober in Frankfurt im Zoom. Mal von außer jeder Konkurrenz over the top agierenden norwegischen Kreativ-Monstern abgesehen, waren beim Gedanken an konzertane Highlight des Jahres die MELVINS in der post-schmucken Schorndorfer Manufaktur verdammt geil; naja, das war halt grad mal 2 Tage vor Motorpsycho - so waren wochenlang die präsenteren Erinnerungen an Letztere gebunden. Doch mit weiterem Verstreichen der Zeit schoben sich die drei freaky-fuckin'-coolen Amis - wuchtig wie ihr Sound - in die Erinnerung zurück, so dass ich das MELVINS-Konzert schon mal als quasi Winner ganz oben ansetze. Auch beim zweiten Platz muss ich nicht allzu lange überlegen. Dieser trifft die Isländer von Sigur Rós, die ich gleich zweimal live und mit wirklich viel Farbe (fast so viel wie die schwarzen Engel zu bieten hatten) sehen durfte. Gekürt sein sollen, da ich jetzt echt keine Lust habe, mich zu entscheiden, einfach beide, die jeweils ziemlich eindrucksvolle abendliche Gesamtkunstwerke abgaben. Spätenstens bei Rang 3 komme ich in ein Entscheidungsdilemma. Um dem zu entgehen, teilen sich Spidergawd, Pothead und Arbouretum den fetzigen dritten Platz meiner Live-Bestenliste!!
Keinesfalls zu vergessen sei zum Abschluss der Krönungen noch der fabelhafte Auftritt der Jungs von 1st class. Ebenso verheißungsvoll klingend wie performend begeisterte die blutjunge Bänd bei ihrer Zwei-Song-Show im schwäbischen Teckdorf Holzmaden, dem offiziellen Live-Debüt des Trios mit dem so erfrischenden Nachwuchs-Rock'n'Roll!! (Anm. d. Autors: An dieser Stelle bitte sämtliche Pommesgabelfinger hoch in die Luft recken!!). Oh Yeah!! Come into the Rock House!!
Nun, das war also, wenn auch recht komprimiert gehalten, mein Musikjahr 2017. Ein paar von den erwähnten Platten können hier an anderer Stelle nachgelesen werden, die Konzerte sowieso...