Musikalischer Jahresrückblick 2013

 

Hallo sehr geschätzte Leserinnen und Leser dieser zeitweilig leider stark vernachlässigten Website!!

Mit angemessener Verspätung als stiller Protestreaktion auf die sich stets erhöhende Schnelllebigkeit unseres Zeitalters, kommt mein Rückblick natürlich später als alle anderen - mutmaßlich als unschlagbar chronologisch letzter seiner Art. Dann nämlich, wenn alle schon wieder vergessen haben, dass kürzlich hätte Besinnung stattfinden sollen und mittlerweile schon wieder dem wohlgewohnten, feinen ollen Trott verfangen sind. Zum Innehalten für Euch gibt's hier nun einen frei aus dem Gedächtnis zurückgeworfenen Blick auf das musikalische Jahr 2013 aus meiner höchst eigenen, subjektiven Sicht.

Der Anfang des Jahres sich lange vor sich hin dehnende Winter gehörte zu großen Teilen ARBOURETUM, die mit Coming Out Of The Fog ein ordentlich entspanntes Album hinlegten. Bald gesellten sich POTHEAD mit Jackpot dazu und ließen den Nebel etwas trocknen, bevor mich NICK CAVE & THE BAD SEEDS mittels Push The Sky Away mit ruhigen Düsterklängen zurück in Unterkühlung führten.

Zum Aufwärmen gab's neben dem allzeit lässigen POTHEAD-Groove Sick And Tired Of Being Sick And Tired von HARMFUL, das ich Freunden schnellerer und härterer Klänge gerne empfehlen kann. Ziemlich anders und damit höchst interessant klingen die beiden Alben eines New Yorker Künstlers, dessen Name mir über die Jahre hinweg immer wieder unterkam: MOONDOG. Der in seiner Jugend erblindete Musiker war lange auf den Straßen des Big Apple unterwegs, wo er stets auch aufgenommen hat. Na, bevor ich da die Versuche von Beschreibungen anfange, würde ich lieber nahelegen, einfach selber reinzuhören in diese schönen Experimente namens The Story of Moondog sowie More Moondog; beide erstmals Ende der Fünfziger erschienen. Am bekanntesten hieraus wohl das Stück "All Is Loneliness", gecovert ehemals von Janis Joplin, mir bislang insbesondere in der Version von MOTORPSYCHO geläufig.

Die wiederum veröffentlichten im April Still Life With Eggplant. Hier sind zwar alle Songs für sich mal wieder Extraklasse - von jedem einzelnen Stück könnte ich Euch hier jetzt vollschwärmen - als in sich geschlossenes Album konnte es sich mir aber dennoch nicht offenbaren. Es erinnert mich eher an die von der Bänd in früheren Jahren immer wieder gerne veröffentlichten 10"-EPs mit Non-Album-Träcks. Nach den letzten beiden nahezu unschlagbaren Meisterwerken dieser hochgeschätzten Bänd aber sehr schön zum Innehalten und mal wieder von den überhohen Sphären runterkommen, nicht zuletzt, da es wie eine kleine stilistische Werkschau der letzten Jahre daherkommt. Im Rahmen des Besuchs der Berliner Performance der Norweger war ich in die Hauptstadt gereist. Da fielen mir auf meinem Lieblingströdelmarkt am Boxhagener Platz dann diverse ältere Scheiben in die Tasche: Haus der Lüge etwa, von den EINSTÜRZENDEN NEUBAUTEN - in rotem Vinyl; dazu ein Re-Release der besten Sonntagvormittagsplatte ever: THE VELVET UNDERGROUND & NICO sowie THE CLASH's Doppel-Album London Calling. Ein paar echte Leckerlis also...

Als auch die Außentemperaturen endlich anstiegen, stritten sich gleich mehrere Alben um meine Plattentellergunst: Kveikur von SIGUR RÓS, die Isländer, die ich fast schon aus den Ohren verloren hatte und im Frühjahr spontan im Madison Square Garden begutachten konnte. Außerdem Black Pudding von MARK LANEGAN & DUKE GARWOOD - definitiv eines der besten Alben des Jahres, auf welchem filigrane Saitenkünste mit einer der besten Stimmen überhaupt hervorragend zusammenfinden. Hätte Platte des Jahres werden können, ja, wäre da nicht meine persönliche Entdeckung des vergangenen Jahres reingetanzt: THE BLACK ANGELS. Deren Indigo Meadow - ausführlich nachzulesen an anderer Stelle dieser Seite - hat einen Großteil meines sommerlichen Soundträcks bestreiten dürfen. Mein Sommerhit des Jahres ist wiederum nicht ganz aktuell, entsprang den Saiten eines gewissen CHUCK RAGAN, ist auf dessen 2011er Album Covering Ground zu hören (welchem ich mich umgehend zum Kauf verpflichtet fühlte) und nennt sich Nomad by Fate.

Im Spätsommer und Herbst liefen dann mal wieder MOTORPSYCHO hoch und runter, nachdem mir diese in ihrer Vinyl-Wiederveröffentlichungsphase nach Blissard in Gold außerdem Barracuda in Rot und schließlich Let Them Eat Cake in so genanntem Bubblegum-Pink ins Regal schickten (nicht dass ich da nicht schon sowieso die CDs gehabt hätte, aber das Vinyl - ach, lassen wir das...). Daneben zu Unrecht fast unter ging die Neue von NO AGE. An Object betitelt, kommt diese LP nicht nur in ausgesprochen hübscher Aufmachung, sondern auch mit elf in richtig guten Sound gekleideten Songs des Wegs, welche mich in ihrer eigenwilligen Mischung aus Noise, Songwriting und Arrangement überzeugen konnten.

Gegen später im Jahr zeigte sich dann GUZ mit Der beste Freund des Menschen zum wiederholten Male unbedingt hörenswert, der sich musikalisch herrlich durch die Geschichte des Pop zitiert und dieser gleich noch seinen unvergleichlich eigenen Stempel aufdrückt. Sehr geil, dies!! Das grenzt nicht nur an Genialität, das überschlendert ganz beiläufig und ziemlich cool diese Grenze. Dicker Tipp!! Des Weiteren meldeten sich DIE GOLDENEN ZITRONEN mit Who's Bad? zu Wort, wo Sprechgesang nicht immer kapierbarer Texte auf einen musikalischen Anarchomix trifft, so dass man dies Album sowohl kopfnickend nebenher wie auch als literarisches Hinhörerlebnis verwenden kann. Zuletzt trudelte - mit etwas Verspätung - das im September veröffentlichte A Gourd Of Gold bei mir ein, ein weiteres Werk von ARBOURETUM. Hier sind eine knappe Hand voll Cover-Versionen eines mir unbekannten Künstlers versammelt, welche mir gar besser als deren Anfang des Jahres erschienenes Album gefallen können. Insbesondere das die komplette A-Seite umfassende Stück ist ein schöner, ruhig getragener Fluss im häufig hektischen Stream des Alltags.

Hiermit wären also die relevanten Neuheiten in meinen Regalen und Kisten erwähnt. Nun lasst mich schreiten zur Siegerehrung des soeben im Schredder verschwundenen Jahr 2013 - schwer genug, die Qual der Wahl, dennoch ist die Entscheidung recht eindeutig: Das Rennen machten THE BLACK ANGELS, dicht gefolgt von LANEGAN & GARWOOD, zum Spitzen-Trio komplettiert vom guten GUZ. Dieser ungleiche Dreier stellt somit nicht nur mein imaginäres Siegertreppchen voll, sondern stellt auch die heißesten Empfehlungen meines kleinen Universums dar, an welchen ich mit großer Sicherheit noch lange Zeit sehr viel Freude haben werde!!

Was Live-Darbietungen anging war ich im vergangenen Jahr ein wenig träge, muss ich gestehen. Doch hatte auch das Konzertjahr unbestrittene Highlights. Beispielsweise ein (wahrscheinlich nicht nur mir) völlig unbekannter Blueser, den ich im Frühjahr in Akron/Ohio in einer Kneipe namens Musica hören durfte. Oder die spontan besuchten SIGUR RÓS im Madison Square Garden New York - ein fabelhaftes Konzert der Isländer. Und das obwohl ich davon ausgehe, dass in dieser riesigen Arena wohl einiges an Intensität der Musik im weiten Rund verschwand. Im Gegensatz zur schwachen aktuellen Platte "Last Patrol" konnten sich MONSTER MAGNET in der Halle02 in Heidelberg von ihrer besten Seite präsentieren und mir ein sommerliches Highlight besorgen. Den Thron des besten Live-Äcts besetzen jedoch auch im vergangenen Jahr unanfechtbar MOTORPSYCHO - einfach unschlagbar gut war deren Auftritt im Lido, dem Wohlfühl-Club in Berlin!!

Tja, damit wäre ich bereits am Ende der Ehrungen des vergangenen Jahres. Zeit, auch den Wermutstropfen des Jahres zu erwähnen, der nicht nur aus meinen verpassten Konzerten von Arbouretum und Guz besteht, sondern dem Ableben eines der ganz großen Künstler der letzten etwa fünfzig Jahre: Der Tod von Lou Reed. Zwar bin ich alles andere als gut mit seinem Gesamtwerk vertraut, soviel aber, dass mit ihm nicht weniger als eine Ikone die Bühne des Lebens verlassen hat, hab' aber selbst ich kapiert. Rest in Peace, Lou!! Ich nehme an, Du hast Dein Leben zur Zufriedenheit gelebt. Und jetzt sieh doch bitte zu, dass Du - wo auch immer Du Dich jetzt bewegst - jegliche unter Umständen allzu überbordende Heiterkeit mit der einen oder anderen gepflegten Nölerei schön im Zaume hältst!!

All right, wertes Publikum. Das war's. Hm, war's das wirklich oder war da noch was? Okay, ohne weitere Folter: Ganz zum Schluss sollen gefälligst noch ein paar Ereignisse weitab von irgendwelchen Bekanntheitsgraden und teils in eigener Sache erwähnt werden. So zum Beispiel mein persönliches Lieblingskonzert des letzten Jahres unter meiner Beteiligung: mOnsterpunk im November in Heitersheim. Was war das ein Spaß, nach über drei Jahren Abstinenz auf öffentlichen Bühnen!! Oder mein kleines Zutun zu nPEP's sommerlichem Straßenmusikantentum am Rande des Fest in Karlsruhe. Zum Blut lecken bestens geeignet und mir außerdem den Sommerhit des Jahres bescherend, den ich 'ne volle Woche lang nicht mehr aus'm Ohr kriegen konnte - thänk you, Guys!! Gerne mal wieder!!

Mit ebenfalls einer ganz großen Menge Spaß behaftet waren mein Doppel-Konzert mit Sami im Frühjahr im EGON54 sowie der gemeinsame Auftritt mit Rusty Beaches im Herbst im Eimer - auch meine Auftritte als c0ntrapunk.t vor meiner feinen kleinen Fängemeinde konnten als Highlights aus dem manchmal nur allzu verplanten Alltag höchst angenehm heraus stechen. In diesem Sinne:

Dicker Dank an alle, die in irgendeiner Form zum Gelingen meines Musikjahrs 2013 beitragen konnten - und natürlich an alle diese meine Website Goutierenden!!
Wherever you may roam - rock on!!
Yours sincerely
Pändy

 

18.01.2014

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