Immer, wenn ein Jahr zu Ende geht und Weihnachten droht - äh, Verzeihung: naht -, dann soll ja alles irgendwie besinnlich und so sein. Halt zum In-sich-gehen und Vergangenes Revue passieren lassen. TUT ES ABER NICHT!! Ist eher zum Außer-sich-geraten vor lauter Stress: Termine, Vorbereitungen, Überlegungen, Besorgungen, Planungen und und und... - und: keine Zeit für GAR NIX. Nicht mal für 'nen Rückblick auf's vergangene Musikjahr, harr!! Ein kurzes Umschauen, vielleicht. Und dann, im herbeigesehnten neuen 12-Monatsblock des gut strukturierten modernen Lebens, dann geht's grad so weiter, ein Meilenstein im Projekt 2013 jagt den näxten.... Mann Mann Mann, wie soll denn das noch werden, wenn man mal richtig alt ist? Aber egal, solange Johnny Thunders lebt, Moment, der ist doch bereits vor über 20 Jahren...? Na, kein Wunder, dass die Hosen da seit gefühlten Ewigkeiten nur noch Scheißplatten machen, oder? Aber mal ehrlich, will hier irgend jemand irgendwas über die Hosen lesen? Nee, oder? Oder doch?!? F...erdammt, ich wechsle das Lager...

All right, habt Ihr Euch alle schön eingegroovt? Oooooo-kay, dann los:

 

This is Pändy's Musikalischer Jahresrückblick 2012
 

Also gut, ja, 2012, hm, also - da hab ich mir aber doch gar keine Platten gekauft... jaja, schon gut, Scherzle versucht. Ich werd mich jetzt - gabba gabba HEY - höchstpersönlich für Euch erbarmen und in der aktuellen Kiste kramen... Hmmmmmmmmmmm...., was ham wir denn da feines? Ahhh, das Blues Funeral von der Mark Lanegan Band. Erst sehr geil gefunden, dann ein bisschen in der Versenkung verschwunden und gegen Ende des Jahres nach dem Besuch seines eindrucksvollen Heidelberger Gastspiels wieder rausgezogen. Und festgestellt: es ist immer noch ein sehr geiles Album. Oder schon wieder? Egal, weiter..., ja, hier: Die Aeronauten. Too Big To Fail. Auch von letztem Januar, mittlerweile sträflich vernachlässigt, das Klasse-Doppelalbum mit dem fiktiven Soundträck auf Scheibe 2. Das könnt Ihr gerne nochmal in der Plattenkiste nachlesen. Jedenfalls haben insbesondere diese beiden Anfang des abgedröselten Jahres die Aufgaben meiner Nadel bestimmt - bis im Februar ohne Gnade The Death Defying Unicorn reinrammte. Das hat dann so manches in den Schatten gestellt. Brauchte Zeit zum Reinhören, klar, mit dem Jazz und so, mittlerweile nehme ich aber an, dass MOTORPSYCHO & STALE STORLØKKEN auch damit ein Album für die Ewigkeit gemacht haben.

Und schön weiter in der Kiste blättern, da ist noch, aaah, genau!! ...Mist, wo ich grad die Split-LP Aureola von Hush Arbors / Arbouretum in der Hand hab - by the way: dicker Tipp für all jene, die Abwechslung und Rhythmus im Folk mögen -, fällt mir folgende Geschichte wieder ein:

Vor lauter Vernunft blieb ich im April leicht erkältet einem Konzert fern: Arbouretum. Ne Woche später hörte ich dann ein paar Sachen von denen inner Kneipe und war, verdammt nochmal, so dermaßen angefixt, dass ich über kurz oder lang alles zusammenkaufen MUSS, was es von denen gibt. Als Doom-Folker werden die Mannen aus dem Umfeld von Will Oldham (a.k.a. Bonnie Prince Billy) gerne bezeichnet. Ist nicht sooo daneben, diese Beschreibung. Vielleicht nicht gar so arg doomig, würde ich sagen. Anyway, seit Motorpsycho war ich nicht allzu oft so angetan vom Gitarrensound einer Bänd, wie von dieser. Und dann noch dieser verflixt groovige Bass dazu. Einfach hervorragend!! Glücklicherweise kam um den Dreh des Jahres was anderes sehr hörenswertes: die guten Decemberists ließen es sich nämlich nicht nehmen, einen ausgezeichneten Querschnitt ihres bisherigen Schaffens als Triple-Live-LP zu veröffentlichen, betitelt mit: We All Raise Our Voices To The Air (Live Songs 04.11-08.11). Sehr schöne Sache, das.

Der Frühsommer hielt aber auch sonst noch gute Alben bereit. Von den Liars zum Beispiel. Sehr entspannt, der mäßig düstere, aus großteils elektronischen Klängen bestehende Sound der New Yorker auf WIXIW. Schöne Abwechslung zudem, und nicht zuletzt ein Grower. Oder The Soundtrack Of Our Lives mit ihrem - schnief - Abschiedsalbum Throw It To The Universe. Akustischer als gewohnt, dennoch der unverkennbar typische Sound der Schweden. Damit wohl eines der besten Alben dieser Formation zum Schluss. Jetzt gibt's die nicht mehr, und sind dabei never ever live bei mir vorstellig gewesen. Sehr bedauernswert. Gut, dass da bald Trost von zwei normalst aussehenden Irren aus Vancouver kam: Celebration Rock - der Name ist Programm - von den Japandroids. Die Vorab-Single hierzu ist definitiv der Ohrwurm des Jahres: "The House That Heaven Built" - Ihr wisst schon: oh oh oh ooh oh oh oh ooh !! !! Zum Beruhigen passte hierzu die wunderbare, ebenfalls um den Sommer rum aus der Vinylpresse geschlüpften Walkmen-Platte namens Heaven. Gehört auch zu jenen, denen ich gerne eine Review verpasst hätte, aber leider kein offenes Zeitfenster finden konnte.

Und dann stieß ich, irgendwann im mittleren Drittel des Jahres, auf eine etwas ältere Bänd, die große Teile des Sommers auf meinem Plattenteller mitbestimmt haben: Shellac, die Formation um den umtriebigen Produzenten Steve Albini. Schön schräg, mit merkwürdigen, oft reduzierten Texten am ehesten etwas für Leute, die nicht unbedingt immer die klassische Songstruktur bevorzugen. Im Sound und stimmlich gelegentlich an einen gewissen Herrn Cobain und dessen unvergessene Bänd Nirvana erinnernd. Letztlich waren denn große Teile des Sommerrestes von der Lektüre Haruki Murakami's 1Q84 bestimmt. Hier spielt immer wieder ein Stück namens Sinfonietta eine Rolle, komponiert 1926 von dem Tschechen Janáček, das ich mir umgehend zugelegt habe. So kam ich zeitweise auf die klassische Schiene, zuletzt stieß ich über Klassik-Klassiker wie Beethoven's 5. Sinphonie auch endlich auf Philip Glass, dessen Violin Concerto mir ausgezeichnet gefällt. Und um mal was ganz anderes zu hören, ließ ich mich zeitweise auf John Cage ein. Etwas gewöhnungsbedürftig, dessen Einzeltöne aus Klavier und sonstigen Geräuschen, aber hoch interessant - und dabei sehr entspannend.

Somit wären wir auf der Jahreszeitenschiene auch schon in den Herbst übergegangen. Da fiel mir quasi aus dem Nix ein Album namens Die Bomben sind schon längst gefallen in die Hand. Die Urheber nennen sich Destroy 110 und klingen, als seien sie direkt aus den Achtzigern eingeflogen worden. Eine ziemlich gute Wahl, wenn man's mal etwas rauher mag. Vielleicht klappt ja auch das irgendwann noch mit einer Live-Begutachtung. Einträchtig daneben steht übrigens die zur selben Zeit ins Haus geflatterte Dinosaur Jr-Platte I Bet On Sky. Diese alten Haudegen tönen - tja, wie sie das immer tun mit Mascis' Gniedel-Scheuer-Kratz-Gitarre - und das ist verdammt gut so. Ein mit noch etlichen Jahresringen mehr verzierter Künstler kam indes auch mal wieder mit was neuem - und reiht mit Tempest eine weitere ausgezeichnete Platte nahtlos in sein Klasse-Alterswerk ein. Muss ich den Namen des Ausnahme-Künstlers jetzt noch extra erwähnen oder was?? Geh fort...

...was steht denn hier noch so rum, ach ja, Mono. Eine japanische Instrumental-Bänd, hatte ich vor ein paar Jahren mal in Karlsruhe auf dem Fest gesehen und als Live-Bänd für ziemlich gut befunden. Das Album For My Parents kann leider nicht so ganz an die Live-Qualität des Quartetts anbinden. Nicht, dass es schlecht wäre, allerdings klingen sie mir doch recht stark an ihre Label-Kollegen Explosions In The Sky erinnernd - die ich im Zweifel dann doch lieber höre. Und wo wir grade beim so genannten Post-Rock sind: völlig überraschend und unangekündigt kamen Godspeed You! Black Emperor zurück auf die Schallwellenfläche. Ein erstklassiges Werk, deren allelujah! don't bend! ascend!. Leider leider konnte ich ihren beiden Berlin-Konzerten im November nicht beiwohnen. Aber man braucht ja auch noch Träume und Ziele im Leben, nicht wahr? Als schließlich letzter hier zu nennender Neuzugang bleibt noch The Bloom And The Blight. In diesem Fall konnten mich Two Gallants auch bald live von der energetisch aufgeladenen Qualität ihres Schaffens überzeugen.

So. Das war's also, mein musikalisches Jahr 2012 als Kostgenießer. Kein schlechtes, auch wenn bestimmt wieder ein paar gute Platten und Konzerte an mir vorbeigeschlichen sind. Außerdem machen mir seit Herbst diverse technische Probleme teils massiv zu schaffen, weshalb ich phasenweise genötigt war, auf die erkärte Lieblings-beschäftigung der ausgewählten Gehörbeschallung zu verzichten (und - oh Schreck: immer noch bin!!). Wahrscheinlich juckt Euch das aber nicht allzu sehr und Ihr wollt wohl viel lieber noch ein paar Krönchen verteilt sehen, oder? Das schubst mich natürlich vor die böse Qual der blöden Wahl. Aber gut, weil Ihr's seid, würde ich mich auch dazu noch überreden lassen. Aber NUR weil IHR's seid, klar??

Die eindrücklichsten Konzerte gesehen habe ich - Überraschung!! - im April in Köln von Motorpsycho & Stale Storløkken. Einfach immer herausragend - aber da kann ich doch nix für, oder? Ende Mai entdeckte ich - im Swamp, wo sonst? -  den New Yorker Jeffrey Lewis. Ein mir bis dato nur vom Hörensagen bzw. Lesen über Antifolk oder eben New Yorker Musik geläufiger Name. Auch ein recht ausgefallenes Konzert, das in bester Erinnerung in meinem schrumpfenden Gedächtnis weilt. Die Japandroids im Spätsommer im Berliner Magnet Club waren ebenfalls eines der herausragenden Live-Erlebnisse. Und das sich langsam ausdimmende Jahr hatte es zur November/Dezember-Wende in sich: samstags mit sehr überzeugenden Two Gallants in der Schorndorfer Manufaktur, montags im Stuttgarter Longhorn (mit kleinen Abstrichen - s. Review) der breitbeinigste der Breitbeinigen: Dave Wyndorf's Monster Magnet. Sonntags drauf die nächste Reise, diesmal nach Heidelberg in den Karlstorbahnhof, um endlich mal Mark Lanegan zu sehen. Auch dies eines der mich am meisten beeindruckenden Gastspiele des abgelaufenen Jahres.

Bei den Platten würd ich mal sagen, dass da ebenfalls Motorpsycho & Stale Storløkken ganz oben mit dabei sind. Außerdem die Japandroids - immer schön weiterfeiern, Jungs!! Dazu natürlich Godspeed You! Black Emperor. Das waren aus den letztes Jahr veröffentlichten für mich in jedem Fall die drei außergewöhnlichsten. Und jetzt bin ich aber mal richtig gespannt auf das, was das frisch gezapfte Jahr so bringt. Auf eines ganz besonders: das im Januar kommende Arbouretum-Album...

Ansonsten danke ich meiner treuen Leserschaft und sonstigen Fän-Gemeinde recht herzlich für das gelegentliche Konsumieren meiner Buchstaben-Attacken, wünsche Euch nur das Beste für 2013 und hoffe, dass wir uns bald auch mal wieder persönlich sehen!!

Seid ge-cheers-t und ge-thänx-t

Euer Pändy

14.01.13

Nachtrag:

Außerdem haben Motorpsycho es schon wieder gemacht: Vor wenigen Tagen legte ich mir endlich die Ende November veröffentlichte und um ganze 3 CDs erweiterte Version eines ihrer vielen Klassiker zu: Blissard. Im Original aus 1996 enthält diese 4er-Box - mit Booklet und kleinem Poster - nebst regulärem Album eine damalige Vorab-Version, wie es also hätte werden können. Außerdem sind viele Sessions, B-Seiten und unveröffentlichte Stücke zu genießen. Tja, Leute, was soll ich sagen? Erneut eine ausgezeichnete Dokumentation ungewöhnlichen musikalischen Schaffens. Ein Must-Have!!

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