MOTORPSYCHO 8.06.14 Heidelberg, Halle02
Am heißesten Pfingstsonntag seit Wetteraufzeichnung ging meine Reise nach Heidelberg, wo es einmal mehr hieß:
KENNETHISFASTBENTISLOUDREINEISAMAZINGBUTONLYSNAHISGOD !!
Zunächst aber war da noch eine Vorbänd namens Kadaver, eine noch recht junge Formation mit Wahlheimat Berlin, die fast eine Stunde lang zu dritt stoner-orientierten Rock spielten. Ein paar Stücke waren zwar ganz gut, für mich insgesamt dann aber doch zu sehr immer dieselbe Kerbe, was mir den Auftritt deutlich zu lang machte. Danach dauerte der Umbau noch ein ganzes Weilchen, währenddessen wir uns schon mal möglichst bühnen-nah postierten und geduldig ausharrten, bis sich um etwa zwanzig vor elf zunächst Kenneth Kapstad am Schlagzeug platzierte.
Augenscheinlich bestens gelaunt grüßte Snah auf deutsch: "Guten Abend, wir sind Motorpsycho". Reine schwieg, Bent: "Good evening, boys and girls". Anders als erwartet begannen sie diesmal nicht akustisch, gingen dafür gleich in die Vollen: "This one goes outter space" ließ Bent wissen - und "Un chien d'espace" machte in einer Extra-Wahnsinns-Hammerversion den Auftakt!! Trotz dem, dass Bent etwa in der Mitte des Stücks eine Saite riss, es war einfach nur großartig, überwältigend - Gänsehaut pur... Ohne Worte gingen sie in "upstairs/downstairs" über, dem das etwas konservativer, jedoch nicht weniger mitreißend dargeboten "Cloudwalker" folgte. "Serpentine" schloss ebenfalls nahtlos an, hier vermisste ich allerdings ein wenig die zuckersüße Melodie der Gitarre und des vokalen Refrains im aktuellen Arrangement. Dafür ließ dies etwas Zeit zum Luft holen, denn hiernach kam eine nicht weniger als fabelhafte Version von "stained glass" - der Abend wurde mehr und mehr zu einer einzigen, schier endlosen und schlicht bestechend brillanten Jäm-Session einer Formation von absoluten Ausnahme-Musikern!!
Nach bislang verhältnismäßig überwiegend ruhigen Stücken fragte Basser Bent nach, ob sie nun die Leute in den Schlaf gespielt hätten, um "don't worry, we'll wake you up" zu versichern. "The other fool", ebenfalls von 'Let them eat cake", sowie "X-3" vom ehrwürdigen 'Heavy Metal Fruit' ließen entsprechende Rock-Taten folgen; müßig, zu erwähnen, dass auch diese Songs in prächtig ausufernden Live-Versionen und für Bänd wie Publikaum genüsslichen Jäms zu hören waren... Nun bekam Snah die zweihalsige Gitarre gereicht, hatte kurz ein Problem mit einem nicht funktionierenden Kabel, indes Bent die Zeit nutzte, nachzufragen, was denn dieses "German thing called Pfingsten" sei. Reine mischte sich ein, meinte irgendwas mit Sphinx, das neue Kabel war eingesteckt, Snah war bereit und Bent verkündete die nächsten fünfundvierzig Minuten für einen Song da seien: "hell" !! Yeah!! Um dies zu beschreiben, müsste ich nun alle begeisternden Superlative verwenden - denkt sie Euch selber aus... Reine Fiske, der insbesondere beim Schlussteil des Opus die Saiten derart am Bearbeiten war, als könne er damit alle Kriege der Welt mit einem Schlag beenden, schmiss mit dem Schlussakkord die Gitarre einfach auf Boden und ließ sie liegen...
Nach bislang zwei Stunden verließen Motorpsycho die Bühne, Bent stand noch am Mikroständer und wollte offenbar die Mitstreiter namentlich vorstellen, trollte sich dann jedoch amüsiert kopfschüttelnd den Kollegen hinterher. Derweil verteilte der Roadie die akustischen Instrumente für die folgenden fünf Stücke. "Trixxeene" machte den Auftakt, gefolgt von einer wunderbaren "Babylon" in der Country-Version und dann ein weiteres Top-Highlight: "Starmelt, Lovelight" - traumhaft schön!! Hier begann das Publikum von sich aus die Mitklatscherei - selbst ich, der ich derartige Dinge eigentlich nicht mag, konnte nicht an mich halten. Bent Sæther war damit offenbar eine sehr große Freude bereitet, er konnte sich ein breites glückliches Grinsen nicht verkneifen... "Now it's time to skate" und "Waiting for the one" rundeten diesen Teil formidabel ab, die Bänd durfte sich zurecht noch einmal ausführlich feiern lassen, um - das Akustik-Set als regulären Teil gerechnet - für eine Zugabe zurückzukommen: einer Klasse-Version von "fools gold" von 'Blissard'. Nach etwas mehr als zweieinhalb Stunden bei wirklich anstrengenden Temperaturen ging ein Auftritt zu Ende, der einmal mehr die Vielschichtigkeit dieser unglaublich kreativen Musiker aufzeigte und - nicht nur mir - außerordentlich gute Hörgenüsse zu bereiten wusste ...
So fuhren wir an diesem - nicht nur wettermäßig bis dahin - heißesten Tag des Jahres, wunschlos glücklich und ziemlich platt, durch die Nacht gen Süden, dabei wohl wissend, dass wir eigentlich hätten Richtung Düsseldorf müssen, wo die Helden am nächsten Abend ihren drittletzten Auftritt der Tour bestritten...
Set:
Un chien d'espace / Upstairs/Downstairs / Cloudwalker (A Darker Blue) / Serpentine / Stained Glass / The Other Fool / X-3 (Knuckleheads in Space)/The Getaway Special / Hell, Part 1-7 // With Trixeene Through the Mirror, I Dream With Open Eyes / Babylon / Starmelt, Lovelight / Now It's Time to Skate / Waiting For The One // Fools Gold
12.06.14