MOTORPSYCHO           24.05.19 Wiesbaden, Schlachthof

 

"Guten Abend! [Applaus] Wir sind Motorpsücho - und Ihr seid Wiesbaden! [ausgesprochen freudiger Applaus und Gelächter]". So eröffnete Basser und Bändchef Bent Sæther pünktlich um 20 Uhr den Abend im Wiesbadener Schlachthof, während sich Järmyr, Fiske und Hans Magnus 'Snah' Ryan auf der Bühne formierten. Ungewöhnlich viele Worte zum Auftakt; im Laufe des Sets sollte sich das noch das eine oder andere Mal wiederholen. Die Bänd wirkte sichtlich gut gelaunt; vermutlich feierten sie den Geburtstag von Drummer Tomas Järmyr, der später auf Ansage von Bent noch ein Häppy Birthday vom Publikum gesungen bekam...

Den Auftakt machten Motorpsycho vor ca. vier- bis fünfhundert Menschen mit "Year Zero". Also fast ohne Vorspiel voll rein in die Jäms und erste Gänsehautklänge - nach höchstens zwei Minuten!! Diesem verheißungsvollen Beginn standen die folgenden zweieinviertel Stunden plus dreißig Minuten Zugabe in nichts nach. 16 Songs von 11 verschiedenen Veröffentlichungen wurden gespielt, darunter eine fulminante Version von "The Other Fool", bei welchem Gitarren und Bass die orchestrale Studioversion von 'Let Them Eat Cake' aus 1999 vorzüglich adaptierten; und gleich darauf eine großartige Darbietung von "The Tower", mit ziemlich spacigem Spiel Snah's - und das nicht nur bei diesem Song. Oder, ebenfalls herausragend, das akustische Zwei-Song-Einsprengsel mit dem sehr betagten "Blueberry Daydream" und dem zarten "Stardust" (vom 2017er 'The Tower'), inklusive des erwähnten Ständchens für den Drummer, wunderbar!!

Außerdem stach für mich der Titelsong des aktuellen Albums, "The Crucible", besonders hervor; nicht nur wegen der apokalyptischen Videosequenzen im Hintergrund zum wuchtigen Sound, auch wegen der beiden Zweihälser, die Snah wie Bent bei diesem Stück spielten - wobei Bent's Version unten Bass war und oben Sechssaiter, dabei der Sechssaiter mal wie eine Gitarre klang und mal wie ein Bass!? Hammer!! Jedenfalls hab ich sowas noch nie gesehen, weder bei Motorpsycho noch bei irgend einer anderen Bänd...

Spätestens mit diesem Stück schienen sich die Herren in diverse Klangräusche gespielt zu haben, auf "The Crucible" folgte "A Pacific Sonata", das laut Ansage eigentlich "Malibu" hätte heißen sollen, dann aber umbenannt wurde - "to make it work better - and it worked better" (Bent). Hiernach kam eine großartige Version von 'Blizzard's "Greener", welches nahtlos in "Eagles Son" und "Spin Spin Spin" überging. Der Rock'n'Roll-Teil war eröffnet, der seinen Höhepunkt in "Psychotzar" und "Hogwash" fand, womit der Opener des aktuellen Albums ohne Pause direkt in den ultimativen Knaller vom 91er Erstling 'Lobotomizer' überging - fantastisch!!!

Der Sound war zumeist okay, zeitweise sehr gut, zeitweise hatte auch der Bass viel Dominanz und übertünchte manchmal ein wenig die Gitarren- bzw. Mellotronklänge. Zwischen diesen wechselte Reine Fiske hin und her; insbesondere an der Gitarre genoss dieser sehr viele Freiheiten und wirkte viel eher wie ein festes Bändmitglied denn Tour-Gast. So übernahm er relativ häufig eigene Soli, oder er verstärkte Snah (remember: onlysnahisgod !!), der mittig auf der Bühne platziert und immer wieder ins Publikum grinsend und/oder nickend fast wie ein Frontmann wirkte, mittels synchron gespielter Gitarre.

Nach dem Verklingen von "Hogwash" ging das reguläre Set zu Ende (und die anschließende Bändvorstellung Sæther's komplett im jubelnden Applaus des Publikums unter) - ohne das von mir ausgesprochen vorfreudig erwartete "Lux Aeterna"!! Dies jedoch bildete den hymnischen Abschluss eines erneut mehr als großartigen Konzertabends der Norweger, nachdem zunächst ein ziemlich fettes "Ship of Fools" den Saal begeistert hatte und ein wundervolles "Feel" die Mitte der Zugaben markierte. So blieben - von mancher Bass-Überdominanz und gelegentlich recht unqualifizierten Zwischenrufen bzw. gänzlich unpassendem Mitgrölen mancher Besucher abgesehen - keine Wünsche offen und ich freue mich bereits auf Reutlingen...

29.05.19

Die Setliste (aus'm Kopf und verifiziert durch Fotografie des Originals):
Year Zero / Triggerman / The Other Fool / The Tower / Blueberry Daydream / (Häppy Birthday to Tomas) / Stardust / The Crucible / A Pacific Sonata / Greener -> Eagles Son -> Spin Spin Spin / Psychotzar -> Hogwash // Ship of Fools / Feel / Lux Aeterna

Zum Nachgucken/-hören empfiehlt sich übrigens diese Seite - enjoy!!
 

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