MOTORPSYCHO 23.04.16 Berlin, Columbia Theater
Berlin - da war ich nun auch schon länger nicht mehr. Und auch diesmal sollte sich der Aufenthalt recht begrenzt gestalten, denn alleiniger Zweck der Reise war ein Besuch des diesjährigen Gastspiels von Motorpsycho. Das war - wie ich by the way im Nachhinein feststellte - mein nunmehr zehnter Besuch eines Auftritts dieser fantastischen Bänd; ein kleines persönliches Jubiläum also.
Als die drei Norsemen Kenneth, Bent und Snah im ausverkauften, achthundert Personen fassenden Club, pünktlich um neun die Bühne betraten und ihr Set mit "The Jig Is Up" starteten, dem sogleich der 'Blissard'-Superklassiker "S.T.G." - ja, so richtig mit immer wieder Gitarrenhälse synchron in die Lüfte recken, yeah!! - folgte, gab es erstmal eine kleine, mitunter schmerzliche Leidensphase zu bestehen: Der Sound war alles andere als gut!! Der Bass war derart übersteuert, dass weder Gitarre noch Stimmen auch nur halbwegs vernünftig hörbar waren, grrr.... Zwar sorgte dies - zumindest im vorderen Bereich - für fast schon immenses Beben des Fußbodens, das sich von der großen Zehe bis beinahe zur Schädeldecke übertrug, der Gesamtqualität zeigte sich dies jedoch sehr abträglich. So waren tatsächlich weite Teile des anfänglichen Sets, und damit leider auch fast alle Songs des aktuellen Albums, die bis auf "Big Black Dog" am Stück präsentiert wurden, ziemlich im dröhnenden Soundmatsch versteckt. Auch die Bänd zeigte sich noch nicht so ganz drin im Schaffen, obschon sich die Vollblutmusiker natürlich nix anmerken ließen. Doch wer außer ihnen weiß schon, wie der Sound auf der Bühne war...? Erst nach einer geschätzten dreiviertel Stunde, etwa ab "Spin Spin Spin", welches in einer eigentlich großartigen, deutlich härteren Version als auf Platte gespielt wurde, klarten die Klangverhältnisse etwas auf, vom folgenden "The Bomb-Proof Roll And Beyond" an wurde es dann zu meiner unendlichen Erleichterung immer besser und der Genuss konnte sich langsam einschleichen, bis irgendwann die gewohnte Qualität erreicht war. Puh..!!
Das Stück vom 2010er Album-Klassiker 'Heavy Metal Fruit' machte denn auch den Auftakt dazu, dass sich die Bänd munter durch durch ihre Diskographie spielte. Dabei freute ich mich persönlich insbesondere über "Watersound", als Bent erstmals Bass gegen Gitarre tauschte, ebenso wie das folgende "Junior". Die Spielfreude der Norweger steigerte sich beobachtbar, offenbar war auch der Bühnensound besser geworden, die Bänd wirkte im weiteren Verlauf immer enger beieinander und entwickelte somit natürlich auch ihre immer wieder mitreißende Spielfreude; gelegentliche Ansagen wie Kurz-Interaktionen Herrn Sæthers mit dem Publikum wurden hin und wieder zwischen den Songs eingestreut, ja, der Spaß steigerte sich auf wie vor der Bühne stetig.
Richtig heftig wurde das zweistündige reguläre Set mit "Feedtime" beendet, welches wie "Junior" ebenfalls dem betagten 'Demon Box' entstammt. Und auch ohne unnötige Übersteuerung ließ sich der Bass noch immer wie eine Walze an, gepaart mit Kenneths Wahnsinnsdrumspiel und only-Snah-is-God's Gitarre - einfach großartig!! Und da die drei Supersonic Scientists auf dieser Tour mal wieder ohne temporäre Bändmitglieder oder Gäste unterwegs sind, hatte jeder der Musiker ein kleines Keyboard bzw. Synthie neben sich, dem zu gegebener Zeit Tastenklänge sowie schön spacy psychedelische Sounds entlockt wurden. Letztere bekamen dann in der aus zwei Stücken bestehenden, fünfundvierzigminütigen Zugabe besonders ausschweifende Geltung: Zunächst bei "Big Black Dog", so einem Song, bei dem man insbesondere bei der Live-Darbietung gar nicht will, dass der irgendwann zu Ende geht, sowie beim Non-Album-Träck "Here Be Monsters". Mit diesem finalen Stück entließen Motorpsycho eine höchst atmosphärische Space-Odyssee in den Raum, die nun wirklich keine Wünsche mehr offen ließ...
Als Spezial-Bonbon gabs dieses Stück unter dem Titel 'Here Be Monsters Vol. 2' auch noch als Tour-LP zu kaufen - in regulären Läden nicht erhältlich!! So bleibt abschließend festzuhalten, dass einziger, wenn auch nicht ganz kleiner Wehmutstropfen der zu Beginn miese Sound war, der mein Jubiläum zwar etwas trübte, mich dennoch einmal mehr keine Sekunde die Anfahrt bereuen ließ und mich auch künftig nicht scheuen wird, so einige Kilomenter und Reisestunden auf mich zu nehmen, diese stets aufs Neue faszinierende extraordinary Ausnahmebänd live erleben zu dürfen... Thänx, Guys!!
Setliste:
The Jig Is Up (Kiss The Snake) / S.T.G. / Serpentine / Sleepwalking / Lacuna/Sunrise / Running With Scissors / I.M.S. / Spin Spin Spin / Sleepwalking Again / The Bomb-Proof Roll and Beyond (for Arnie Hassle) / Upstairs-Downstairs / Cloudwalker (A Darker Blue) / Forget It / The Magic & The Wonder (A Love Theme) / The Waiting Game / Watersound / Junior / Feedtime // Big Black Dog / Here Be Monsters
27.04.16