MOTORPSYCHO      2.06.19 Kulturzentrum franz.K, Reutlingen

 

Die auf dieser hübschen Webseite maximal favorisierte Bänd aus Trondheim/Norwegen begab sich zum Abschluss ihrer etwa vierwöchigen Europareise auf die Schwäbische Alb, genauer gesagt nach Reutlingen, um im dortigen, wirklich sehr schönen, gut sechshundert Personen fassenden Club namens franz.K denTourabschluss zu zelebrieren. Und das taten Motorpsycho dermaßen prächtig, dass ich im Moment dezente Befürchtungen hege, von diesem akustischen Trip überhaupt gar nicht mehr herunter zu kommen...

Nachdem Bent Sæther den Abend mit ein paar Worten ans Publikum eröffnet hatte, jagten mir bereits die ersten Takte des Openers "Psychotzar" manch Gänsehäute über den Körper - und denen sollten noch einige folgen. Die vier Herren zeigten sich in einer Spiellaune, die selbst für diese spielfreudigste aller mir bekannten Bänds außerordentlich zu nennen ist. Dazu gesellte sich ein großartiger Sound, die passenden Einsätze von Videountermalungen und ein Publikum, das nicht mit Szenenapplaus geizte. All das in glücklicher Kombination machte diesen sehr motorpsychodelischen Auftritt im abschüssigen, ehemaligen Kinosaal, zu einem sehr besonderen. Nahezu jeder Song wurde per mehr oder minder ausuferndem Jämming zelebriert, selbst lärmige Passagen, wie etwa der Mittelteil von "The Crucible", bei welchem Ryan und Sæther freudig ihre Zweihälser bearbeiteten, oder der freakjäzzpunkige Teil von "Lux Aeterna", ließen keine akustischen Wünsche offen; die ruhigen Passagen der Stücke und der aus "Bedroom Eyes" und einem wunderbaren "Watersound" bestehende Akustikteil des Sets gönnten dem Gehör wohlverdiente Streicheleinheiten - und immer wieder Gänsehautmomente...

Nebst erneut den Songs der aktuellen Platte, stachen diesmal insbesondere die ineinander übergehenden "A Pacific Sonata" und "Überwagner", mitsamt des hier eingeflochtenen Wishbone Ash-Covers "The Pilgrim" heraus, deren Darbietung ebensowenig in Worte zu fassen ist, wie das, was nach dem Akustik-Set kam. Hier ging "The Crucible" in den uralten Hammer-Kracher "Mountain" über, dem folgte nahtlos "You Lied" und dem wiederum - ebenso nahtlos - das MC5-Cover "Black to Comm". Die beiden letzten Stücke waren auf der offiziellen Setliste gar nicht vermerkt. Diese Songabfolge erzeugte live eine unglaublich energetische Soundorgie, die in solchem Ausmaße ihresgleichen lange suchen dürfte. Als kleine Pause für die Anwesenden erhielt Tomas Järmyr ein Schlagzeugsolo (ich meine, es war bei "You Lied", kann dies aber nicht mit Sicherheit behaupten), ehe die Höllengitarren weiter ihren Ritt durch die Gehörgänge machten...

Gelegentlich richtete der Bändleader ein paar Worte ans Publikum, sagte Songs an und reagierte amüsiert und gut gelaunt auf Zwischenrufe. Reine Fiske schien sich am Bühnenrand recht wohl zu fühlen, konnte mir an diesem Abend insbesondere an der Gitarre immer wieder gut gefallen, während Snah die Freude gar nicht mehr aus dem Gesicht fallen wollte; ansonsten schien dieser symbiotisch mit seinen Gitarren und beim Spielen stets völlig in seine Saitenwelten versunken. Er zeigte einmal mehr seinen Ausnahme-gitarristenstatus: only Snah is God!!

Mit drei Stunden Spielzeit, inklusive knapp fünfundvierzig Minuten Zugabe toller Versionen von "Greener", "Feel" und "Fool's Gold" (bei welchem die Bänd sich noch einmal so richtig Zeit nahm, die Tour im wahrsten Sinn des Wortes ruhig und gaaanz langsam ausklingen zu lassen), dürfte dies mein zweitlängstes Motorpsycho-Konzert gewesen sein, seit meinem ersten Besuch dieser fabelhafen Bänd in Darmstadt in 2001. Beachtlich ist allerdings nicht allein die Dauer der Spielzeit, sondern vor Allem das konstante Halten des wirklich hohen Niveaus, auf welchem die vier sich nach relativ kurzer Zeit eingepegelt hatten. Hut ab!!

Immens sympathisch auch, dass es Bent Sæther nach Ende des Auftritts, offenbar selbst noch weit weg gekickt vom Musizieren, ein offensichtliches Anliegen war, sämtliche Mitreisenden der Tour, vom Roadie über den Beleuchter bis zum Mischer und wen es da sonst noch so gab, zu nennen, diesen den abschließenden Applaus des Publikums zukommen ließ, ehe das Licht anging und der Saal sich leerte. Ein Konzert, das bei mir durchaus das Zeug zu einem legendären Alltime-Fave haben dürfte...

 


...anbei die gespielte Setliste - aus'm Kopf, abfotografiert sowie mittels Recherche in einschlägigen Foren belegt:

Psychotzar / Eagle's Son -> Spin Spin Spin / Triggerman / Upstairs/Downstairs / Lux Aeterna / A Pacific Sonata -> Überwagner ->The Pilgim / Bedroom Eyes / Watersound / The Crucible / Mountain -> You lied (Walking on the Water) -> Black to Comm // Greener -> Feel / Fool's Gold

Offizielle Bilder aus dem franz.K gibt's hier

9.06.19

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