Mighty Oaks, Jupiter Jones, ZAZ     27.07.14  Karlsruhe, DAS FEST

 

Schon das zweite Jahr hintereinander, dass ich nur für einen Tag auf dem FEST in Karlsruhe war. Ob sich meine dortigen Besuche langsam auszuschleichen gedenken? Man weiß es nicht ...- Ebensowenig weiß man, woran genau dies liegen mag. Möglicherweise daran, dass ich kein Freund der in den letzten Jahren stets wachsenden Event-Kultur bin. Vielen der Eventgänger unterstelle ich nach meinen Beobachtungen etwa folgendes Konzertgebahren: Hey, ich war da!! Der Rest ist egal. Dann wird Selfie gemacht und selfie gefeiert - und: Achso, Bänds, äh, ja, da war irgendwie Musik... Tut mir leid, not my cup of tea... Oder nein, es tut mir nicht leid...

Anyway - am Sonntag reiste ich an, mein Begleiter und ich hatten am Spätnachmittag die Mad Caddies auf dem imaginären Tagesplan und verpassten diese prompt. So, wie wir seit vielen Jahren fast immer die erste Bänd, die wir sehen möchten, irgendwie verpassen. Trödeleien - eine schön gepflegte Tradition. Dafür standen wir - auch erstmals seit Jahren - auf dem selben Platz an der Hauptbühne, wo wir jahrelang die Bänds UND uns selbst gefeiert hatten. Komisches Gefühl, irgendwie. Hat sich dann aber eingekriegt, weil Jupiter Jones ihre Sache gar nicht ununterhaltsam machten. Natürlich, in nahezu jedem Lied irgendeine Publikumsanimation eingebaut und so, das muss bei Events schon so sein. Wollte ich nun mal wieder nörgeln, würde ich behaupten, dass Musik offenbar bei manchen Veranstaltungen zum nebensächlichen nice to have beim Party machen des Mob verkommt. Immerhin, einen Becher Bier von einer jungen Dame, welche auf Händen von Publikum (und Security-Menschen) zum Herrn am Mischpult getragen wurde, diesem den Becher zu überreichen war schon amüsant...

What shalls - zur Musik: Gitarre, Schlagzeug, Bass, Keyboards und hin und wieder zwei Bläser nebst gelegentlich Gitarre spielendem Sänger staffierten den deutschen Rock der Bänd aus, der irgendwo im Nirgendwo zwischen sogenanntem Indie-Rock und Radio-Rock-Pop taumelt. Gelegentlich wurden Erinnerungen an Kettcar wach. Immerhin, eine Hand voll Stücke, die mir gefallen konnten, gab es schon im Lauf der guten Stunde ihrer Spielzeit. Dennoch, so richtig überzeugen konnten sie mich nicht. Ebensowenig wie die an- und absagende Abkühlerin nach Ende des Auftritts: Wie toll das doch war etc. pp., erzählte sie sogleich dem Publikum und "jetzt gebt den Jungs nochmal einen richtigen Applaus"... Gähn... Es war Zeit, etwas zu essen, mal nach eventuell bekannten Gesichtern Ausschau zu halten, welche zu finden und ein paar Worte zu wechseln, bis dann um neun - völlig ohne übertrieben aufmerksamsheischende Ansage - ZAZ mit ihrer Bänd auf der Bühne einfach anfing. Ich hatte zur Vorbereitung lediglich zwei Videos auf ihrer Website begutachtet und war, wenn auch nicht gespannt, doch wenigstens interessiert. Muss sagen, die Stimme der Dame ist schon beachtlich und konnte mich bald überzeugen. Daneben hatte sie einen ausgezeichneten Gitarristen dabei, welchen sie während eines ausufernden Solos stimmlich hin und wieder ergänzte. Auch musikalisch war viel Abwechslung geboten. Schade hingegen ihr regelmäßiges Ablesen von Ansagen in deutscher Sprache sowie das in fünf oder sechs Stücken ungefähr zweihundert Mal hinausgerufene "Lauter, lauter". Das schmälerte für mich die Gesamtdarbietung etwas und machte es nicht schwer, weiter zu ziehen.

Also verließen wir nach einer guten halben Stunde die Hauptbühne, uns zu den Mighty Oaks aufzumachen, welche auf der Feldbühne ihr Set bereits begonnen hatten. Auch hier gab es zunächst ein paar kleine Widrigkeiten, etwa, dass wenn man weiter hinten stand, in ruhigen Passagen vor allem der Bass der nahe gelegenen Techno-Bühne akustisch vordergründig war. Also schlenderten wir ein wenig weiter nach vorne und erlebten von da an ein wirklich gutes Konzert der Bänd aus Berlin, welche aus einem italienischen Gitarristen, einem englischen Bassisten, einem deutschen Schlagzeuger sowie dem Sänger und akustischen Gitarristen aus den USA, genauer: Seattle/Washington, bestehen. Der Gitarrist changierte dabei hin und wieder auch zum Keyboard.

Auf folkigem Singer/Songwriter-Stil basierende Songs, welche von verhalten melancholisch bis ordentlich nach vorne rockend gestaltet waren, wurden von des Sängers kräftiger Stimme und bisweiligen mehrstimmigem Bäckground mit viel Elan dargeboten und die Bänd steigerte sich im Lauf des Sets stetig. Insbesondere Claudio Donzelli's Gitarrenspiel und der dazugehörige Sound hatten es mir alsbald angetan. Auch hier fehlten Publikum-Bänd-Interaktionen nicht: Etwa in der Mitte des Sets bat Sänger Ian Hooper die Anwesenden, dass die Leute zur Freude der Bänd für die Länge eines Songs doch jemanden auf die Schulter nehmen sollten. Es kamen dieser Bitte sogar beachtlich viele Menschen nach, was wohl insbesondere von der Bühne aus ein schönes Szenario darstellte.

Die Zugaben begannen dann zunächst mit eher ruhigen, sich dann steigernden atmosphärischen Stücken, bevor - laut Ansage - die Bänd abschließend ihr ältestes Stück überhaupt spielte. "Driftwood Seat" rockte denn auch noch einmal so richtig und die Mighty Oaks beendeten ihren ohnehin guten Auftritt mit einem wirklich sehr geilen Stück. So kamen wir also an diesem unserem einzigen FEST-Abend 2014 auf den allerletzten Drücker mit der zuletzt spielenden Bänd doch noch zu einem echten Konzert-Feeling, bevor wir es uns am See nahe der Feldbühne noch bei einem letzten Getränk gemütlich machten und über dies, jenes und sonstnochwas sinnierten...

 

Mit etwas Geduld und der Hilfe einiger sehr zuvorkommender Ordner (Thänx!!) kam ich sogar noch zu einer Setliste - hier die Original-Abschrift:

SEVEN DAYS / RAINIER / THE GOLDEN ROAD / THE GREAT NORTHWEST / BACK TO YOU / YOU SAVED MY SOUL / CAPTAINS HILL / PICTURE / BROTHER / JUST ONE DAY / WHEN I DREAM, I SEE / HORSE // HOWL / COLD UNKNOWN / DRIFTWOOD SEAT

28.07.14

...und für Interessierte:

Mighty Oaks bei Soundcloud

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