M.I.A.   Maya                   (VÖ: 9.07.10/XL-Recordings)

 

Als kleiner Junge hegte ich lange Zeit den Wunsch, einmal eine Fahrt mit der Achterbahn zu erleben. War es nach Jahren des Sehnens schließlich soweit, fand ich die Tour eher anstrengend denn Lust erzeugend. So überließ ich seither solch physische Kicks lieber anderen, mich selbst auf derartige Fahrten in alternativer Konzeption zu konzentrieren. Eine gleichsam hinreißende wie imposante Version dessen ist das dritte Album der mittlerweile in Los Angeles lebenden sri-lankanischen Anglo-Tamilin M.I.A.

'Space', das Schlussstück, streicht sanft die Wogen der vorherigen Reise wieder glatt. Bis man dort ankommt jedoch, findet man sich in den Abgrund tiefer Canyons gekickt, in schwindelnde Höhen geschossen, in reißende Flüsse gestürzt, in dichtem Dickicht verirrt. Alles derweil im Wechsel unsteter Gezeiten. Bereits im zappeligen, knapp einminütigen Opener, dem als Prolog dienenden 'Message', erahnt man experimentellen E-Pop, was sich im Laufe der folgenden 11 Stücke in einer ungezähmten Melange aus Rock, Pop, Rap, R&B, Reggae, Techno, World, lärmigen Soundcollagen und eben experimenteller Elektronik folgerichtig bestätigt. Bei alldem klingt die hübsche junge Mutter nie, als wolle sie unbedingt gefallen und möglichst viele Einheiten verkaufen, sie möchte stattdessen lieber mit provokanter Haltung und politischen Texten aufrütteln und lässt freimütig wissen "i dont wanna talk about money - coz i got it" (in 'Born Free').

Das am ehesten breitmassentaugliche Lied dürfte 'XXXO' sein, entsprechend als Single-Auskoppelung gewählt. Für meinen Geschmack gibt es allerdings noch so einige, zumindest fragmentarische Ohrwürmer, oder ultimative Tanzflächenfüller wie das mit unbändigem Groove treibende, ja beinahe hetzende 'Born Free'. 

Alles in allem hört man keine einfache, keine gemütliche Platte, dafür aber ist Maya ein innovatives, durchgehend fesselndes, dabei sehr markantes Album.

Highlights: XXXO, It Takes A Muscle, Born Free, Space

20.08.10

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