MELVINS              28.10.17 Schorndorf, Club Manufaktur

 

Auf den Tag genau sechs Jahre nach meinem ersten Besuch des Wohlfühlclubs im Schwäbischen, durfte ich am Samstag erneut die damals aufspielende Bänd begutachten: Die MELVINS gaben sich die Ehre!! Diesmal hatten die erfrischend schrägen Vögel, namentlich Dale Crover an Drums und Gesang, diesmal Steven McDonald an Bass und Gesang sowie dem optischen Aushängeschild Buzz Osborne alias King Buzzo an Gitarre und Hauptanteil Stimme, eine Aufwärmmaßnahme in Form des Quartetts Redd Kross am Start. Wo am Schlagzeug niemand Geringeres als Herr Crover tätig war und Mr. McDonald ebenfalls bereits seinen Viersaiter bediente. Klanglich erschien mir dieses Quartett ein wenig wie Beatles auf Metal, insgesamt recht Sixties-mit-harter-Gitarre-lastig spielten sie ein durchaus unterhaltsames Set. Wobei ich insbesondere im letzten Drittel ihres etwa fünfundvierzig Minuten dauernden Auftritts stark den Eindruck hatte, die drei für meinen Geschmack manchmal etwas arg herumhampelnden Musiker seien die Begleitbänd des Derwisch am Schlagzeug...


Um zwanzig vor zehn betraten die MELVINS die Bühne und richteten sich dort gemächlich ein. Buzzo, in ein langes schwarzes Mantelkostüm gehüllt, schön kontrastreich zur annähernd weißen Wirr-Frisur und der silbergrau aussehenden Gitarre und stilsichere ballerina-eske Schuhe mit so irgendwie Schleifchen an der Spitze. Dies bestärkte einmal mehr meine ohnehin stets vorhandenen, klanglichen wie optischen Comic-Strip-Assoziationen mit dieser Bänd. Und zwar im besten, künstlerisch versierten Maß und Sinn. Und kaum hatten sie ihr Set mit "Sacrifice" eröffnet, ein nach dem anfänglichen Gitarrengewitter während der Gesangsparts häufig bass- wie drumgeführter Song, war die Support-Bänd innerhalb kürzester Zeit komplett aus dem Gedächtnis gefegt und nebenbei schon ganz gut die Freakshow angedeutet, die von nun an ihren irren Lauf nahm und dabei wahrlich großes Kino zu bieten hatte.


So mancher Klassiker fand sich im siebzigminütigen Set, während die Bänd durch einen großen Teil ihres nicht eben geringen Bäck-Katalogs surfte. "Queen", von 'Stoner Witch', etwa. Außerdem das geil rockende "The Kicking Machine" vom '08er 'Nude With Boots'. Und mein vielleicht sogar persönliches Highlight des Abends von 'Stag', das so schön psychomäßige und etwas ausgedehnte "The Bit". Sehr geil!! Dazu gesellten sich Songs vom aktuellen Album 'a walk with love & death', z. B. "Euthanasia", das ohne weiteres in den Guss des Gigs passte. Zudem wurden auch Songs aus fremden Federn dargeboten, ein wenig aus Set dem stechend "I Wanna Hold Your Hand" von den Beatles, das weniger gecovert war, als es vielmehr eine Aneignung mittels melvinstypisch eigenwilliger Interpretation darstellte und womit nun gar im Refrain für ein paar Momente eine kleine Prise Pop-Appeal in dieser immer irrer anmutenden Freakshow auftauchte.


Im Verlauf des Abends wurde der Bogen also mehrfach vom Schwelbrand über die Explosion hin zur lichterloh entflammten Hypnose gespannt - und wieder zurück. Sehr deutlich wurde, dass die MELVINS eine dieser Bänds sind, bei denen einfach alles stimmt und dabei alles komplett ungewöhnlich ist. Angefangen von Osbornes Stimme, die allein schon wie ein psychiatrischer Chor klingt, über sein optisches Erscheinungsbild bis hin zur Verwachsenheit mit seiner Gitarre. Ebenso Crover, der weniger Schlagzeuger als vielmehr ein Teil des Instruments zu sein scheint, indes er mit seinem Headset-Mikro auch noch Lead- wie Bäckground-Gesänge zu übernehmen in der Lage ist. Und dann eben noch der Schlaks von Basser, der gern mal am vorderen Bühnenrand kniete und sein Instrument nach Belieben spielen oder dröhnen ließ - wenns denn sein musste, auch rücklings auf den Brettern liegend.

Das Ende des Sets markierten "Hung Bunny" und "Roman Dog Bird" - auf der Setliste als "Lycol" vermerkt, wo McDonald einen ausgedehnten Frontmann-Auftritt als düsterer Prediger hatte und immer wieder mit ausgebreiteten Armen das Publikum zu hypnotisieren suchte. Wenn sich die Leute nicht ohnehin schon in einer fortwährenden Trance befunden haben sollten, was sich wahlweise in Gehopse in den vorderen Reihen oder Treiben lassen in den hinteren Reihen äußern konnte...


Nicht weniger als ein Hammerkonzert spielten also die MELVINS, die bis zur Verabschiedung aus dem Munde des Drummers nach dem letzten Stück ohne ein einziges Wort ans Publikum auskamen. Was auch mitnichten nötig war, denn es war ja musikalisch wie optisch alles gesagt. Und wenn ich auch gerne noch der einen oder anderen Zugabe gelauscht hätte, dass keine gegeben wurden, passte sehr gut ins stimmige Gesamtbild. So konnten wir durchaus sehr zufrieden noch diverse Small-Talks pflegen, ehe wir uns raus aus der Manufaktur und rein in die verlängerte Nacht begaben...

 

Die fotografierte Setliste:
SACRIFICE / OVEN / ANACONDA / QUEEN / KICKING MACHINE / IT'S SHOVED / HOLD YOUR / EUTHANASIA / EDGAR THE ELEPHANT / THE BIT / ONIONS / AMAZON / LYCOL

 

1.11.17


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