Kreidler 11.03.20 Freiburg, The Great Räng Teng Teng
Vor sicherlich schon mehr als fünfzehn Jahren hörte ich im lokalen freien Radio das eine oder andere Stück von Kreidler und fand deren Elektrorock recht ansprechend. Danach haben sich offenbar andere Bänds und Platten in meinem Kosmos vorgedrängelt, ich habe Kreidler nicht weiter verfolgt. Ich bin also mit dem Schaffen der Bänd in keinster Weise vertraut, umso lieber nahm ich zu deren Tour zum fünfundzwanzigjährigen Bühnenjubiläum gerne die Gelegenheit wahr, ihrem Stopp in Freiburg beizuwohnen. Ich war neugierig auf das vom Atlantik ins Teng verlegte Geschehen...
Bei meiner Ankunft spielten die supportenden Schneider, ein Elektro-Duo, bereits seit geraumer Zeit. Etwa eine viertel Stunde habe ich davon noch mitbekommen, die mir allerdings auch gereicht hat. Irgendwie ist solch stark 80er inspirierter, unterkühlter und mit Dark Wave angereicherter Synthie-Sound, nimmer so ganz mein Tässchen. So what!! Ergiebiger fand ich hingegen die Pausenunterhaltungen, bevor das ganz in Kraftwerk'scher und Düsseldorfer-Schule-Tradition musizierende Quartett, ausstaffiert mit Bass und Schlagzeug auf organischer Seite sowie zwei Synthie-Läptop-Groove'n'Sound praktizierenden Technikern, die Bühne in Beschlag nehmen durfte.
Der Sound aus diesen Zutaten ist nicht ganz einfach in Worte zu fassen. Die Basis bildete der Groove mittels Drums und Bass – der Viersaiter wurde dabei hin und wieder gegen eine dezent gespielte E-Gitarre gewechselt, indes über dem erdigen Teppich die Klänge von sphärisch entspanntem Ambient bis experimentell percussivem Postwave, gehüllt in technoide Rockmanier durch den Raum flogen. So huschten wohldosierte klirrende, flirrende, auch tackernd knirschende sowie scheppernde Klangfetzen und -orgien durch die Luft. Infiziert wurden von den Schallwellen die meisten der Anwesenden, was sich insbesondere durch das Leitsymptom typisch rhythmusaffiner Bewegungen, von schlichtem Kopfwippen bis hin zum Dauertanz, ausdrückte.
Die Bänd machte ordentlich Druck von der kleinen Bühne aus, der Frontbasser bedankte sich zwischen den Stücken hin und wieder, sonst gab es kaum Interaktionen mit dem Publikum. Der diesbezügliche Minimalismus jedoch passte ausgezeichnet zu den überwiegend von der Realität recht distanziert klingenden Songs. Ein tolles Konzert, für mich vor allem zum Augenschließen und einfach nur Zuhören bei unweigerlich permanentem Mitwippen!!
Nach gut fünfundsiebzig Minuten nutzte ich ein soeben verebbendes langsameres Stück als meinen persönlichen Schlusssong, weil ich einfach nur platt war und daher lieber von dannen zog, ehe mir dieser Umstand den Spaß nehmen konnte. Beim Rausgehen hörte ich von der Bühne her noch eine Ansage von wegen fünf Minuten Pause. Es ist demnach gut möglich, dass ich ein großartiges Finale nicht mehr mitbekommen habe – dennoch konnte ich einen rundum gelungenen Konzertabend verbringen, ehe ich durch die erste einigermaßen laue Nacht des Frühjahrs schlurfte, mein Feuerzeug zeitweise seinen Dienst vergeigte und ich dem überfüllten, derzeit kräftig rauschenden Flüsschen ausweichen musste...
13.03.20