Keith Caputo |
8.09.09 Freiburg, Atlantik |
Nach einem anstrengenden Tag war ich mir zunächst nicht so recht schlüssig, ob ich noch auf das Konzert des ehemaligen Life Of Agony-Frontmanns und seiner holländischen Tourbänd The Sad Eyed Ladies gehen soll oder nicht. Dann war plötzlich „Let´s Pretend“ da und wollte mir nicht mehr aus dem Kopf – also ging ich kurz entschlossen hin.
Zugegeben, von erwähntem Szene-Hit aus den Mittneunzigern mal abgesehen hatte die Bänd im Soundträck meines Lebens nie eine nennenswerte Relevanz, trotzdem war ich neugierig auf den kleinen Mann mit der zwar nicht schönen, doch aber charakteristischen Stimme.
Wenige Minuten nach meiner späten Ankunft in der durch etwa 120 Menschen ordentlich aufgeheizten Kneipe begann der Auftritt. Zunächst wurde in düsterer Melancholie gerockt, ganz im Stile von Life Of Agony, von denen auch bald ein Stück dargeboten wurde. Als erstes fielen der wuchtige Bass-Sound und seine stetig antreibenden Läufe auf, hierbei gut unterstützt vom Drummer. Auch der Gitarrist stand den beiden in nichts nach und bot eine solide Vorstellung, war außerdem hin und wieder mit Bäckground-Gesang betraut und durfte gar ein Mal die Leads übernehmen. Mr. Caputo, mit hellem Rennfahreranzug bekleidet, hatte zunächst einen miserablen Gesangs-Sound, der sich zwar noch bessern sollte, so richtig angetan war ich jedoch durchweg nicht von seinem Gesang. Eher überzeugend waren da seine eigenwillig ruckenden und zuckenden Tanzbewegungen während gelegentlich langer, teils schön ins psychedelische ausufernder Instrumentalteile. Dabei verzog der Frontmann die komplette Show hindurch kaum eine Miene, zudem wurde mit Ansagen eher gespart, so dass zwischen den einzelnen Songs des Öfteren einen Tick zu lange Pausen entstanden.
Über weite Strecken plätscherte das Konzert mehr so vor sich hin, nicht wirklich schlecht, aber auch nicht richtig überzeugend. Musikalisch bewegte man sich irgendwo zwischen 90er Alternative-Sound trifft zeitlosen Belanglos-Rock mit guten Momenten trifft Songwriter-eske Elemente. Als wahrlich öder Tiefpunkt wäre ein Alice In Chains-Cover anzuprangern, Höhepunkte – neben erwähnter Psychedelia – die beiden Stücke jeweils am Ende des regulären bzw. Zugabensets, als der Chef am Stage-Piano voll unerfüllter Sehnsucht den Gebrochenen gab, gekonnt unterstützt von seinen Mitmusikern, wobei hier für meinen Geschmack insbesondere der Gitarrist glänzen konnte, welcher mir auch insgesamt im Laufe des Abends am besten zu gefallen wusste.
Nach eindreiviertel Stunden (all inclusive) war Schluss – und zu Hause hatte ich wieder „Let´s Pretend“ im Kopf. Von den kurz zuvor gehörten Stücken war also tatsächlich nichts hängen geblieben. Schade.
(Pändy, 9.09.09)