Hattler  6.10.23 Freiburg, Jazzhaus

Ist es eigentlich okay, ein Konzert zu reviewen, wenn Reviewende die erste halbe Stunde verpasst haben? Das fragten wir uns am Freitag nach dem Besuch des Gastspiels eines außergewöhnlichen Bassisten und dessen nach ihm selbst benannter Bänd. Ich habe mir die Frage jedenfalls mit einem klaren Ja beantwortet, wie hier unschwer zu bemerken sein dürfte...

Beim Betreten des Kellers wurde vom Quartett gerade ein sehr auf Soul und Funk basierendes Stück gespielt, was bei mir zunächst Zweifel auslöste, ob es nicht besser gewesen wäre, das ganze Konzert zu verpassen. Aber weit gefehlt. Nach diesem Stück verließ Sängerin Fola Dada, offenbar eine Größe im Genre, die Bühne und die drei Musiker an Drums inklusive Programming, Gitarre und Bass - letzteres als Chefsache - gaben sich einem ziemlich geilen Jäm hin, der sich irgendwo zwischen Jäzz, Rock und Improvisation bewegte - mit einem sehr Sitar-ähnlichen Sound der Gitarre.

Danach stellte Hellmut Hattler, lange Zeit bei Kraan aktiv, ausführlich und sehr angetan seine Bänd vor und gab danach einen kurzen Überblick über seine lange musikalische Karriere seit den Siebzigern zum Besten. Die von ihm dafür geäußerte Dankbarkeit war fortan auch sehr gut daran zu bemerken, dass er sich seinem Spiel wie der Interaktion mit seiner Bänd mit großer, von ganz tief innen kommender Freude hingab. Dies übertrug sich nicht nur sichtlich auf die Bänd, sondern eben auch mit Leichtigkeit aufs Publikum, so dass auch ich so schnell wie angenehm im Bann der Klänge verhaftet war.

In diesem Stile verflog die Stunde des regulären Sets, die ich von den neunzig Minuten noch mitbekommen hatte, wie im Flug. Mal instrumental, mal mit Gesang - es gab durchaus vielfältige Sounds und Kompositionen Hellmut Hattlers zu hören, im Hintergrund unterlegt mit dezenten Projektionen von den soeben auf der Bühne agierenden Menschen während deren Spiels. Auch die Performänce war durchaus unterhaltsam, als etwa Fola Dada immer wieder von einem zum anderen ging, diese singend ansprach und von den Kollegen mimische Antworten kamen. Und diese Kollegen, neben Hattler am Bass Oli Rubow am Schlagzeug und Thorsten De Winkel an verschiedenen elektrischen Gitarren, sind durchaus als Meister ihres Fachs zu bezeichnen, wie die Sängern selbst dem in nichts nachstand.

Es folgte eine gut zwanzigminütige Zugabe inklusive Drumsolo, die den zuvor beschrittenen Weg weiterging, der in der offiziellen Beschreibung als Fusion aus Clubsounds, Psychedelic Pop und NuJazz beschrieben ist, ehe sich Quartett um kurz vor zehn endgültig für diesen Abend verabschiedete.

So war es also eine Bereicherung meines musikalischen Kosmos, einen legendären wie außerordentlich filigranen Bassisten aus der deutschen Musiklandschaft live zu erleben, auch wenn es musikalisch nicht immer meine Vorzüge traf; insbesondere beim stark auf Soul und Funk basierenden Gesang, der einfach nicht mein Ding ist, ebenso beim sehr klassisch jäzzigen Gitarrensolo. Highlights wiederum waren für mich ein von Hattler und Dada auf Bass und Stimme reduziertes Stück sowie das Spiel Hattlers an sich, der den Bass häufig wie eine Gitarre spielte, insgesamt aber offenbar sämtliche Arten, Bass zu spielen, ineinander verschmelzen ließ. Sehr geil!!

8.10.23

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