GODSPEED YOU! BLACK EMPEROR 12.10.24 Frankfurt, Zoom

 

Noch während wir erneut die Stufen zum ZOOM erklommen, erklang bereits in unverkennbar charakteristischem Sound die Einstiegsgitarrenmelodie von „Sun Is A Hole Sun Is A Vapors“, dem Opener des aktuellen Albums des Post-Rock-Kollektivs GODSPEED YOU! BLACK EMPEROR aus dem fernen Montreal. Wie lange der übliche Einstieg der Kanadier ins Konzert mit „Hopedrone“ gedauert hat, zu welchem sich die Musizierenden nach und nach auf die Bühne zu ihren Instrumenten begeben, entzieht sich natürlich meiner Kenntnis…

Sehr intensiv erlebte ich dafür die nun kommenden gut hundert Minuten, in welchen immer wieder Teppiche ausgelegt wurden, die dann häufig in orgiastischen Soundwällen bis hin zu Lärmattacken mündeten. Oder die sich mal unvermittelt und mal langsam aufbauten und gegen deren Ende manchmal wie aus dem Nichts eine wundervolle Gitarrenmelodie um die Ecke kam. Ich liebe die Herangehensweise dieser in vielerlei Hinsicht sehr unkonventionellen Truppe, die einen oft lange einzulullen vermag, die Augen schließen und genießen lässt, und einen dann wieder ziemlich mächtig auf- und durchrüttelt. Sehr geil!! Dabei klangen GY!BE live bei ihrer Liberation Autumn Of '24-Tour, um einiges brachialer als auf dem aktuellen Album, das insgesamt sehr tröstend und versöhnlich klingt.

Geschickt verwoben GY!BE kurze Songs, die auf den Studiowerken als eine Art Verbindung zwischen den längeren stehen, oder Teile aus mehrteiligen Kompositionen mit kompletten Stücken des großteils präsentierten jüngsten Werks ‚No Title as of 13 February 2024 28,340 Dead‘, was unweigerlich zu kongenialen Rekonstruktionen der Studioarbeiten in veränderten Gewändern führt. Damit wurde das Album im Kontext des Gesamtwerks dargeboten, ohne Pause und mit nur winzigen Unterbrechungen – ganz wie eine Sinfonie klassischer Machart. Neben dem Schwerpunkt des aktuellen Albums waren diesmal „First Of The Last Glaciers“ und „Fire At Static Valley“, beide vom vorigen Album ‚g_d's pee at state's end‘ im Set sowie „The Sad Mafioso“ aus den späten Neunzigern vom Album ‚F? A? ∞‘.

Auffällig war, wie der Sound austariert war, der in ruhigeren Passagen außerordentlich klar ertönte – genau wie beim Konzert mit weitaus weniger Üppigkeit im Klangkonzept wenige Tage zuvor –, der jedoch während der Soundwälle zeitweise heftigst dröhnte – was durchaus beabsichtigt gewesen sein könnte, um die Eindringlichkeit des Schaffens der Bänd, die sich durch und durch als politisch verstanden wissen möchte, besonders deutlich zu betonen. Punktuell war das beim Hören fast schon grenzwertig, jedoch konnte auch das dem Gesamtspaß nur wenig anhaben. Ein sehr geiles Konzert war das in jeder Hinsicht, auch natürlich mit der Wortlosigkeit der Musizierenden und der visuellen Untermalung per Videoprojektor auf dem Bühnenhintergrund, die Teil des Werks der Bänd ist und auch diesmal die atmosphärische Bandbreite der Musik ausgezeichnet untermalen konnte. Von bedrohlichen Szenarien bis hin zu friedlich-beruhigenden Bildern, von Bauwerken aus Menschenhand, Bäumen und Sträuchern oder Schutthaufen, es war alles mit dabei.

Ein wie ich meine großartiger Auftritt von GODSPEED YOU! BLACK EMPEROR, die sich am Ende des Sets, nach und nach einzeln, mit einem Winken ans Publikum und unter dessen Applaus von der Bühne verabschiedeten, von welcher es noch immer wummerte und dröhnte wie die bespielte Endlosrille einer Vinyl-LP…

21.10.24

Hier noch die recherchierte und als verifiziert befundene Setliste zu diesem tollen Konzert:

Hope Drone / SUN IS A HOLE SUN IS VAPORS / BABYS IN A THUNDERCLOUD / RAINDROPS CAST IN LEAD / Fire at Static Valley / PALE SPECTATOR / GREY RUBBLE / First of the Last Glaciers / The Sad Mafioso

Einblicke in den Auftritt in Zürich zwei Tage zuvor gibt’s HIER und durchweg empfehlenswerte Studiowerke DA

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