Godspeed You! Black Emperor

allelujah! don't bend! ascend!
(VÖ: 19.10.12 Constellation)

Möchte jemand verreisen, so steht ihm so manche Möglichkeit zur Verfügung. Mit dem Bus oder per Bahn, mit Auto oder Fahrrad, mit'm Fluchzeuch - whatever. All inclusive für die Trägen, ein Rucksack für die Abenteuerlustigen - und ab!! Meine Wenigkeit wiederum zeigt sich heute so frei, an dieser Stelle einen Vorschlag für eine ganz ausgezeichnete Reise der anderen Art anzubringen: Godspeed You! Black Emperor haben zehn Jahre nach ihrem letzten gemeinsamen Werk ein neues Album veröffentlicht!! Wenn das mal kein Grund für ganz große Freude ist!! So zeichnet sich bereits im Hörverlauf des ersten Stücks auf allejujah! don't bend! ascend! die deutliche Tendenz ab, dies möglicherweise für ihr bislang bestes Werk zu halten.

Zeit lassen sich die zehn Musiker, bevor sie zur Sache kommen. Langsam beginnt "Mladic", fast sieben Minuten vergehen bis zum ersten Gitarrenthema, in deren Verlauf eine faszinierende Spannung aufgebaut wird. Verhaltene Sprachfetzen zu Beginn ziehen wohlkontrollierte Gitarrenfeedbäcks nach sich. Nach einiger Zeit gesellt sich percussive Rhythmik dazu, irgendwann erscheinen Trommeln auf der Hörfläche, die stets lauter werden - von der ersten Sekunde an weiß mich dieser zwanzigminütige Träck zu begeistern. Überhaupt, es ist müßig, von einzelnen Träcks zu reden, denn diese Platte - in der Vinyl-Version als LP zuzüglich 7"-Single - ist ein einziger großartiger Träck. Selten gibt es derart intensiv verdichtete Musik zu hören, die stets Neues in großzügig geschnittenen Klanggewändern entdecken lässt und dies - da bin ich mir gänzlich sicher - auch noch beim x-ten Durchlauf. Mal werden Ross und Reiter auf einsamen Pfaden wild von stürmischen Böen gepeitscht, derweil Themen und Melodien vorbeiziehen wie Wolken im Wind, den Hörer ein Stück weit zu begleiten, verschwinden wieder, um später erneut aufzutauchen; schließlich wird eine Lichtung tribal-artiger Rhythmus-Spiele erreicht und ein sperriger Kreis schließt sich vorübergehend - bis zum Ende des epischen Opus mit "strung like lights at thee printemps erable" in sphärisch entspannten Klängen gen Horizont gefahren wird und der Hörer bleibt ebenso atemlos wie entspannt mit offener Kauleiste zurück...

Einmal mehr erinnern die Kompositionen GY!BE's mehr an ausufernde Sinfonien der Klassik denn an an moderne Rockmusik aus dem 21. Jahrhundert. Trotzdem durchweht stets ein avantgardistisch punkiger Hauch das gesamte Album, welches keinerlei Konvention verhaftet scheint - außer jener, die eigenen Ziele konsequent zu verfolgen.

Sehr geile Platte!! Ganz, ganz groß!!

25.10.12

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