The Stranglers 13. April 2014, LKA Longhorn, Stuttgart
Sonntag Abend: Tatort LKA Stuttgart
Nach 12 Jahren gab es für mich ein Wiedersehen mit den Stranglers. Im Vergleich zum Fest 2001 hat sich das Line-Up nur auf der Position des legendären Schlagzeugers Jet Black geändert, der auf der Tour durch Jim MacAulay ersetzt wurde (man darf vermuten, das für Herrn Black eine Tour doch etwas viel ist, er ist immerhin Jahrgang 1938).
Zur Einstimmung wurde das LKA mit alten Punknummern aufgeheizt, da wurden Nina Hagen oder auch die Dead Kennedys gespielt, was bei den vielen Alt-Punks sehr gut ankam. Weniger dagegen der Supportact Georg auf Lieder. Mir und den meisten im Publikum war schleierhaft wie man einen Deutsch-Liedermacher vor einer internationalen New Wave Punk-Legende auftreten lassen kann. Dementsprechend verhalten war dann auch die Resonanz. Letztlich bleibt mir ein sympatischer junger Mann mit Klaus Lage-Stimme in Erinnerung, der bei anderen Gelegenheiten sicherlich eine Bereicherung ist.
Dann kam eine Umbaupause, die sich gewaschen hatte. Eigentlich musste nur ein Mikroständer verschoben werden, der Rest des Set-ups war nämlich schon an Ort und Stelle, verkabelt und spielbereit. Aber es musste noch aufwändigst ein Bühnen- und Hallensoundcheck durchgeführt werden. Das Ganze dauerte fast eine Stunde und zwischendurch wurde wiederholt überprüft, ob sich die Mikroständer auch ja nicht um einige Zehntel verschoben haben. Echt nervig, aber der Sound war später formidabel.
Dann war's soweit, die Helden kamen die Treppe runter und legten mit "toiler on the sea" los. Groovender Bass von JJ Burnell, flirrende Keys von Dave Greenfield ("ohne Käse keine Gig") und Gesang von Baz Warne, der Hugh Cornwell seit 14 Jahren ersetzt. Am Anfang des Sets wurden erst einmal die weniger bekannten Songs gespielt. Dann kam für mich sehr beeindruckend der Auftritt von Dave Greenfield bei "Peasant in the big shitty" mit seinem dämonischen Gesang. MIt "Peaches" folgte eine der ganz großem Nummern mit markantem Basslauf, in dem die holde Weiblichkeit, zumindest in Teilen, besungen wird. Weiter gings mit den beiden Radio-Hits, die bei vielen Zuhörern wohl mit am besten ankamen: "Golden brown" und "Always the sun" abgerundet von der Balladen "Never To look back" und "Thrown away".
Dann kamen wieder die guten Punk-Stranglers durch bei "Nuclear device" und meinem absoluten HIt (der in der Tat wirklich ein bischen hittig ist) "Skin deep" von der 1984 kontrovers diskutierten Platte "Aural Sculpture". Übrigens spielten die Stranglers zu meiner Überaschung davon nicht "No mercy". Das Konzert versetzte mich nun wieder in die Achtziger, mit einer feinen Mischung aus New Wave und Punk. Vor allem letzterer wurde gegen Ende des Sets ganz dominierend. Nummern wie "Nice 'n' sleazy", "Duchess" und " Five minutes" waren schließlich für viele jüngere Punkbands Meilensteine. Mit "Hanging around" wurde das großartige Set beendet. Große Freude bei Publikum und der Band und natürlich noch Zugaben mit "Norfolk coast", "Get a grip on yourself" und abschließend "Tank". Ich wartete leider vergeblich auf meinen absoluten Fave "Straighten out".
Dennoch: Die Stranglers sind eine großartige Band - auch nach 40 Jahren. Getragen wird alles von JJ Burnell, der die Fäden in der Hand hält und mit seinem Stil einen unglaublichen Groove entwickelt. Die Band harmoniert supergut und macht einfach gute Stimmung, jedoch nicht auf billige Art und Weise.
Die Stranglers kann man allen Freunden des Punks und der 80er Mukke nur wärmstens ans Herz legen - auch und gerade in diesen Tagen.
Micha, 14.05.14