The Ramonas Mannheim, Kurzbar 27.10.2016
Eigentlich bin ich ja nicht so ein großer Freund des Konzeptes Band-Coverband, also die Spezialisierung auf das Nachahmen der Kreativität großer oder auch vermeintlich großer Künstler.
Unbestreitbar ist allerdings, dass man mit einem solchen (möglichst originalgetreuen) Kopieren von Musik, Image und am besten auch Bühnenshow in der Regel ein weitaus größeres Publikum begeistern kann als mit selbstfabrizierten Klangergüssen.
Schließlich wusste schon der große Max Goldt, dass frenetischer Publikumsapplaus normalerweise nicht die Qualität eines Songs ehrt, sondern eher dessen Bekanntheitsgrad. Auf den meisten Konzerten wird also hauptsächlich das eigene Gedächtnis beklatscht. Insofern ist das Nachspielen des Werkes einer bekannten Band bzw. Musikers schon eine Win-Win-Situation, aber wegen der Überraschungsarmut irgendwie meist auch bisschen langweilig.
Interessant wird es erst dann, wenn diese Erwartungshaltung auf die ein oder andere Weise durchbrochen wird.
The Ramonas gehören auf gewisse Weise zu diesen Erwartungsdurchbrecherinnen. Nicht etwa weil die Band die Songs ihrer Vorbilder jetzt im Walzer-Takt interpretiert (also mit One-Two-Three statt dem obligatorischen 1-2-3-4 einzählend), sondern schlicht und ergreifend, weil hier vier saucoole Mädels einen auf JohnnyJoeyDeeDeeMarky machen. Das soll jetzt bitte nicht falsch verstanden werden: Natürlich ist anno 2016 eine rein weiblich besetzte Band kein Kuriosum mehr. Punkrock stays Punkrock, völlig geschlechterunabhängig.
Aber es war schon sehr abgefahren zu sehen wie die vier Damen ihre Ramones-Darbietung derart lässig und stoisch-perfekt runterrockten, und sehen dabei im Übrigen auch noch sehr viel besser aus als ihre musikalischen Vorbilder. Wer sich schon einmal in einem Bandkontext an einem dieser scheinbar so simplen Songs der Grandfathers of Punk versucht hat, der weiß wie unglaublich schwierig es ist, vor allem die flotteren Sachen (das sind ja die meisten) wirklich tight zu spielen. Sonst klingt das nämlich wirklich grausam. Sehr witzig auch die 'angepassten' Pseudonyme. Darf ich vorstellen: Cloey, Rohnny, PeePee und Cammy Ramonas!!
Alle vier gingen dabei glänzend in ihren Rollen auf. Vor allem Cloey ist ein absoluter Joey Ramone-Lookalike - relativ groß, ähnliche charakteristische Lippen und natürlich sonnenbebrillt, dabei mit einer Stimme erschreckend nah am Original.
Die Kurzbar bot den passenden Rahmen für das alles: Ein winziger, schmuckloser Punkschuppen - kurz hinter dem Eingang die Bar und ein paar Treppenstufen tiefer davon gelegen der Veranstaltungsraum ohne jedwede Erhöhung, die man Bühne nennen konnte. Die Ramonas standen also Auge in Auge mit dem mitrockenden Publikum und die Baseball-Schläger schwingende Frontfrau kam bei Beat on the Brat den Köpfen in der ersten Reihe somit auch bedrohlich nahe.
Zu Gehör kamen fast ausschließlich die klassischen Frühwerke der New Yorker, die Klassiker der 70er sozusagen, vom Debut bis Road to Ruin. Meines Wissens nach war lediglich die letzte Zugabe The KKK took my Baby away jüngeren Datums.
In knackigen 45 Minuten - Zugaben inklusive - war der Spaß dann auch schon vorbei. 19 Songs habe ich in dieser Zeit gezählt. Das genügte aber auch locker zur Auspowerung von Band und Publikum.
Die vier Ur-Ramones saßen danach bestimmt auch grinsend oder zumindest anerkennend nickend auf ihren Wolken.
Martin, 2.11.16