Spidergawd/Thulsa Doom     17.03.19 Karlsruhe, Stadtmitte

 

Erst mal vorweg: Der Chronist dieser Zeilen fungiert hier mal ausnahmsweise nur als Ersatz für den kurzfristig erkrankten 'Head of the Päge', was diesen Review betreffend zwei Konsequenzen nach sich zieht:

1. Der geneigte Leser muss leider auf eine tiefschürfende Analyse der dargeboten Songauswahl verzichten, da der Autor mit dem Gesamtschaffen der Band nicht wirklich vertraut ist. Genauer gesagt nennt er nur ein Album (schlicht betitelt III) sein eigen, von dem an diesem Abend auch nur genau ein Song dargeboten wurde. Leider war dieser auch nicht das wirklich großartige "The Best Kept Secrets" von ebenjener Platte.

2. Ebenso sollte im Hinterkopf behalten werden, dass es dem Schreiberling völlig Wurscht ist, ob hier irgendwelche Norweger zu Gange sind. Der Fan-Bonus angesichts eines trommelnden Ex-Mitglieds einer anderen, auf dieser Seite desöfteren Erwähnung findenden Band aus dem hohen europäischen Norden, entfällt somit an dieser Stelle.

Aber keine Panik! Alles in allem war das, was da in der Karlsruher Stadtmitte geboten wurde, schon ein sehr feines Konzert.

Eine ausnahmsweise mal überpünktliche Ankunft (ein Ticket war ja übrig und musste zeitnah noch verdealt werden) hatte u.a. den Vorteil, dass zunächst in aller Ruhe der Merch-Stand in Augenschein genommen werden konnte. Da fiel vor allem die vielfältige T-Shirt-Auswahl der Vorband auf. Da waren mindestens 8-10 verschiedene Motive am Start und ich vermute dahinter mal einen kreativen Designer-Kopf aus dem Bandumfeld.

Ebenjener Support hörte auf den Namen Thulsa Doom, stammt aus Oslo und hat Ende 2018, nach ganzen 12 Jahren Pause, wieder ein neues Album veröffentlicht. Dass da eine erfahrene Truppe auf der Bühne stand, war vom ersten Ton an erkennbar. Druckvoller Rock, der ins Ohr geht und dem ich gerne noch etwas länger mein Gehör geliehen hätte.

Mich hat das Ganze desöfteren an die von mir sehr verehrten Thin Lizzy erinnert, vor allem weil Sänger Jacob Krogvold locker als stimmlicher Zwilling des großen Phil Lynott durchgeht. Krogvold's Radius erstreckte sich dabei auch immer mal wieder über den gesamten Club. Besonders gerne stand der Gute singenderweise auf einer PA-Box an der Bar und schaute seinen Mitmusikern auf der Bühne zu. Blickfang dabei vor allem der langbärtige, mit Cowboy-Hut daherkommende Lead-Gitarrist und Bandgründer El Doom.

Nach diesem überaus gelungenen Auftakt nun zu Spidergawd aus Trondheim, den Hauptpersonen des Abends. Ein gewaltiges weißes Schlagzeug mit so ca. zehn Riesen-Toms dominierte die Bühnenmitte, drumrum drapierten sich drei Saiten- und ein Saxophonmusiker, wobei der neue Mann am Sechssaiter Brynjar Takle Ohr das Soundspektrum auf wohltuende Weise erweiterte. Schon nach den ersten Minuten ist klar: Hier haben fünf Rock'n'Roll-Freaks einfach tierisch viel Spaß! Vorneweg natürlich Drummer Kenneth Kapstad mit seiner positiv-wahnsinnigen Ausstrahlung und einem ebenso fulminant energiegeladenen, wie gleichzeitig hochkonzentrierten Schlagzeugspiel, das schon allein das Eintrittsgeld wert war.

Nach gerade mal drei Songs war Kapstad schon schweißnaß und grinste glücklich vor sich hin. Musikalischer Hochleistungsprofisport von Feinsten! Das alles wäre natürlich ohne vernünftigte Songs und Mitmusiker gar nichts wert. Aber auch die hielten zum Glück ganz locker die vom Schlagwerker gesteckte hohe Meßlatte.

Stilistisch bewegt sich das Quintett irgendwo zwischen klassischem Metal/Hardrock der frühen 1980er Jahren, Kyuss-artigem Stoner-Rock Marke 'In-die-Fresse' und gutem, altem MC5-Frühpunk-Enthusiasmus. Alles auf sehr hohem Niveau versteht sich, wobei es mir vor allem das Unisono-Solospiel der beiden Gitarristen angetan hat.

Zu dem hohen Wiedererkennungswert von Spidergawd trägt neben dem markanten Organ von Per Borten ohne Zweifel das Saxophonspiel von Rolf Martin Snustad (der zeitweise auch am Gesang aktiv war) bei. Und da wären wir schon bei dem großen Manko des Abends: Der Sound war – auch schon bei Thulsa Doom – durchweg eher mäßig bis schlecht! Das führte dann dazu, dass ausgerechnet die Stimme desöfteren ziemlich im Mixbrei unterging und das Blech-Getröte nur in den vereinzelnten Solo-Parts ohne Begleitung zu hören war.Wirklich schade, weil dadurch so einige musikalische Feinheiten und spielerische Finessen auf der Strecke blieben.

Der Abend hat trotzdem viel Laune gemacht, weil man sich der Energie dieser Truppe eben nur sehr schwer entziehen kann. Deshalb: Bra gjort, Spidergawd!!

Martin 26.03.19

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