Black Sabbath                                    4.12.2013 Festhalle Frankfurt

 

Festhalle Frankfurt, ausverkauft mit 12.000 Leuten (!), 2meter20 Hünen mit Löwenmähne und Vollbärten in ausladenden Kapuzenpullis, behütet mit komischen Mützen - andere Typen mit Untertellergroßen Ohrläppchen und Basballcaps mit Schildern, die bei Windstärke 1 schon zu lebensgefährlichem Auftrieb führen, gewaltige Rocker aus einer anderen Zeit mit Kutten und Leder bewehrt. Alle, alle sind sie da und alle, ja, alle meinen, der beste Platz wäre genau zwischen der Bühne und mir - W A R U M ??????? Und warum bei dem mir wichtigsten Konzert seit 25 Jahren? Damals wurde Ozzy Osbourne in RV abgesagt, aber das ist eine andere Geschichte. Doch zurück zum Eigentlichen - ein Jugendtraum von mir wurde wahr:


Ich habe Black Sabbath (nein nicht nur Ozzy Osbourne, oh neiheiein!), BLACK SABBATH, die Keimzelle des Heavy Metals sehen und hören, ja zelebrieren dürfen. Ein großer Moment im Leben eines 80er-Jugendlichen. Wegen massiver Parkprobleme kamen wir erst 5 vor Neun in der Konzerthalle an. Es blieb kaum Zeit, sich architektonische Jugendstil-Schmankerl anzuschauen, geschweige denn, noch ein Bierchen zu holen, da rief es hinter verschlossenem Vorhang sowas wie "Kuckuck" - hä? Ozzy war gut drauf, die Leute brachen in Hysterie aus, denn es ging los: Langsame Gitarrenklänge ertönten, ein Bass, eine Sirene, percussives Schlagzeug, dann dreimal der (!) Abschlag "dadam" - 

Treibendes Schlagzeug und Ozzy setzte an: 
Generals gathered in their masses
- wie betäubt antwortete die Menge:
just like witches at black masses.

Es gab keinen Anfang - sofort war man zurückversetzt in die komplizierte Welt von pubertierenden Jugendlichen, deren Gedanken nicht rational sind und die in der Musik ihr einziges Verständnis fanden; und in meinen 80ern gehörte da eben Black Sabbath dazu. Langsam legte sich dieser erste Eindruck, meine Wahrnehmung setze wieder ein. Großartige Bühne (aber keine Gigantomanie) mit großen Videoleinwänden, auf denen ständig die Protagonisten zu sehen waren, eingerahmt von retrospektivischen oder völlig strangen Videoinstallationen. Es folgte "Into the void" und dann das mir gar nicht mehr präsente diabolische "Under the sun". Schwere Gitarre und langsam, sehr langsam folgte "Snowblind". So präzise und akzentuiert kamen die Altmeister daher, dass sich alle Stoner-Rockbands davon mehrere Scheiben abschneiden können….

my eyes are blind but I can see….

Bei "Age of Reason" kamen dann die auffallend vielen jüngeren im Publikum auf ihre Kosten, die da wesentlich textsicherer waren als das deutlich ältere Durchschnittspublikum.

Das Set war indes eine gute Mischung aus dem neuen und wirklich sehr guten Black Sabbath-Album "13" und alten Nummern wie

...the very first song we wrote      Black Sabbath

- vorgetragen in schier unendlicher Langsamkeit. "Basically" - aha, alles klar - Geezer der Hexer leitet virtuos "N.I.B" ein, für mich und meine Freunde eines, wenn nicht das Highlight des Konzerts.

An dieser Stelle noch einige Wort zu den Musikern: Ozzy war am Tag nach seinem 65. Geburtstag gesanglich in Höchstform, Gitarrist Toni Iommi spielte sehr souverän und Geezer's Bass war markerschütternd präzise und donnernd, eindrucksvoll bei "Fairies wear boots". Der aktuelle Schlagzeuger Tommi Clufetos, der schon mit Ted Nugent, Alice Cooper und Rob Zombie spielte, legte bei "Rat Salad" ein 8-minütiges Solo hin, das schlicht großartig war (ich halte Schlagzeugsolos nur für bedingt erwähnenswert, dieses war's!).

"Iron Man" und "God is dead?" folgte der Überaschsungssong "Dirty Woman" aus dem weniger populären 76er "Technical Ecstasy" Album. Respekt, dabei hätten diese legendären Schwerstmetall-Wegbereiter noch einen Sack voll Hits in petto gehabt. Vielleicht auch ein Zeichen dafür, dass sich Black Sabbath nicht nur auf Kommerz-Abschiedstournee befindet, sondern künstlerisch retrospektive Anspüche verfolgt - wie "Children of the grave" als letzter Song des regulären Sets unterstrich.
Kurze Verschnaufpause, Toni fängt "Sabbath Bloody Sabbath" an zu spielen, aber dann Überleitung in "Paranoid", der durfte natürlich nicht fehlen und war Schlußpunkt eines grandiosen Auftrittes eines alten Monsters aus der Vorzeit, das reinkarniert ins Jetzt zurückkam und für die Ewigkeit seinen Platz manifestiert hat. Black Sabbath never dies !

I go fucking crazy,

Micha, 18.12.13

 

Anm. d. Red.:

Hey, bei soviel Begeisterung bereue ich fast doch, geschwänzt zu haben. Dafür hab ich zur Übersicht mal noch kurz eine ausgewiesene Setliste aus dem guten Netz recherchiert - in dem Fall also ohne Gewähr (mehr Gewähr gibt's selbstverständlich im Text). Here we go:


War Pigs / Into the Void / Under the Sun/Every Day Comes and Goes / Snowblind / Age of Reason / Black Sabbath / Behind the Wall of Sleep / N.I.B. / (Preceded by "Bassically" Geezer Butler Bass Solo) / End of the Beginning / Fairies Wear Boots / Rat Salad (with Tommy Clufetos Drum Solo) / Iron Man / God Is Dead? / Dirty Women / Children of the Grave // Paranoid (Sabbath Bloody Sabbath Intro)

 

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