Zum indipändänz dei:

AC/DC                                                   Stuttgart, 13.06.2010

 

AC/DC auf dem Cannstatter Wasen - einem riesiegen flachen Gelände ohne Charisma mit 70.000 Leuten.
Nun ja, es gibt sicherlich bessere Locations aber trotzdem, nach einigen Vorglühern haben wir fünf Mannen uns aufgemacht, waren so gegen 18 Uhr dort und die Vorband Room77 hat schon gespielt. Ne deutsche, lokale Band, die zum einen Ohr rein und zum anderen rausging.

Unser Credo lautete vor allem: Vorarbeiten Richtung Bühne. Also, wir im Gänsemarsch durch die Reihen marschiert und nach einer Weile als Endstation ca. 2m vor dem Absperrgitter des ersten Blocks gelandet ohne uns allzuviele Feinde zu machen, denn schließlich standen die ersten seit 5 Uhr morgens (!) vor dem Gelände und warteten auf den Einlass (Wahnsinn).
Wir standen ziemlich weit links, so etwa 150m von der Bühne weg und ca 100m von dem langen Steg, der später für die Ausflüge von Angus und dem neuen Sänger.Der Sound war voll ok, allerdings deutlich zu leise. Man konnte sich mit nur lauter Stimme unterhalten, schreien war nicht nötig. Das einzig Gute daran war, das man den Spielstand der Nationalmannschaft so mitbekommen hat.

Nach unwichtigen Room77 kamen zu meiner Riesen-Freude und überaschend ACCEPT. Nicht dass ich ein großer Fän von denen gewesen bin, aber kultig fand ich die schon immer irgendwie. Ich erwartete einen mindestens 200kg wiegenden Udo Dirkschneider in Jogginghose auf der Bühne, aber der Sänger wurde wohl letztes Jahr bei der x.-ten Reunion durch einen muskulöseren Typ ersetzt (ebenso wie der Schlagzeuger). Allerdings war die Stimme unglaublich ähnlich und so konnte man den Retrogefühlen freien Lauf lassen. Ich war überrascht wie die Leute mitgegangen sind. ACCEPT hat wirklich noch viele Freunde und man muss ja auch sagen, dass diese Band in der Vergangenheit schon einige für die Metal-Szene bedeutende Songs gemacht hat.
Die wichtigsten davon haben sie auch gespielt, u.a.:

- Metal Heart
- Son of a Bitch
- Losers and Winners
- London Leather Boys
- Princess of the Dawn (wie geil !)
- I'm a Rebel
Und am Schluss natürlich der Kracher auf den alle gewartet haben:
- Balls to the Wall

Mit großem Applaus verabschiedet wurden dann die 80er Dinosaurier, deren neue Sachen - wenig überraschend - exakt dort anknüpfen. Dann 'ne längere Umbaupause, die Füße taten schon weh und dann ging mit lautem Getöse das Video-Intro der Headliner los:

Manga Zeichentrickfilm, in dem AC/DC 'nen Zug bis in den Wahnsinn beschleunigen. Angus als Einheizer mit Teufelshörnern und -schwanz, der neue Sänger sitzt grinsend im Abteil und 'ne Blondine hebt ihren Kopf gerade aus seinem Schritt, die anderen Jungs sind auch irgendwo im Zug. Dann versuchen zwei Superchicks Angus vom Einheizen abzuhalten, indem sie ihm richtig einheizen und dann k.o. hauen (war 'ne Falle und Angus hat's nicht gerafft - typischer Fall von schwanzgesteuert). Aber der Versuch der Damen die Bremse zu ziehen scheitert, der Zug läßt sich nicht mehr stoppen, alles glüht und quietscht und das Eisenungetüm rast mit einer irren Geschwindigkeit auf eine große Konzerthalle zu.
Dann ein lauter Knall, Rauch, der Zug kracht mitten in die Stuttgarter Bühne und AC/DC fangen mit dem neuen "R'n'R Train" an. Gänsehaut und Wahnsinn... WOW !

Danach kurzes 'Hallo' und es folgt 'Hell Aint A Bad Place To Be'. Wieder Gänsehaut, die sich aber legt, sobald der Neue singt. Übrigens ist das line-up außer dem Sänger wieder das originale, inkluse Phil Rudd als Drummer.
Es folgt 'Back In Black', das neue 'Big Jack', für mich dann überaschend "Dirty Deeds Done Dirt Cheap" und vor allem "Shot Down In Flames". Hier dachte ich dauernd an Bon Scott und wie tragisch das alles ist. Bei "Thunderstruck" konnte der Neue aber wieder Punkten, ist auch schließlich sein Song. Mein Blick suchte immer wieder die Bühne und die Band in echt zu erheischen und manchmal gelang das auch, dann wieder war man auf die Videowände im Hintergrund angewiesen, die aber im Wesentlichen den Neuen zeigten (Mann, ist der ein Affe) und vor allem aber Angus und seine Finger. Es folgte das nicht schlechte "Black Ice" von AC/DC's neuer Scheibe und nachdem Deutschland 2:0 in Führung ging und ich dies aus unterschiedlichen Quellen bestägt bekam folgte "T.N.T.".

Das war schon beeindruckend wie mindestens 50.000 Leute "Oi" gerufen haben, wobei die Schwabenseggel haben um mich herum meist "Hoi" verlauten lassen - naja. Dann endlich Angus' Strip Einlage bei "The Jack", kein nackter Po, sondern nur ne AC/DC-Unterbuxe, aber trotzdem witzig. Es wurden berechtigte Vergleiche mit Mr. Burns angestellt. Vor dem nächsten Song rannte der Neue in einem für sein Alter (er ist der älteste der Truppe) beachtlichen Tempo auf eine überdimensionale Glocke zu, die über der Bühne hing, hielt sich am Seil fest und läutete "Hells Bells" ein. Dudi-dudum, Dudi-dudumdumdumdum > es waren echte Tränen die mir über die Bäckchen liefen !

Die weiteren Songs waren dann "Shoot To Thrill", das wirklich gelungene und vor allem groovige "War Machine", mit martialisch-sexistischem Manga-Filmchen im Hintergrund, bevor wieder ein alter Kracher, nämlich "High Voltage" kam. Wieder feuchte Augen, aber gekonnt beendet als der Bon-Scott-Nicht-Ersatz anfing zu krächzen (eine Schande ist das...).

Mir wären dann Akustik-Versionen von den folgenden "You Shook Me All Night Long", "Whole Lotta Rosie", "Let There Be Rock" eigentlich lieber gewesen.
Bei "Whole Lotta Rosie" wurde 'ne Monster-Rosie aufgeblasen, die dann in Strapsen und Körbchen... ähh Korbgröße J auf dem Zug ritt, so dass dem eigentlich tierisch einer abgehen musste. Die begleitenden Angus-Rufe verursachten wieder Gänsehaut und die Gitarre war einfach nur geil. Im letzten Song des regulären Sets "Let There Be Rock" spielte Angus ein wahrscheinlich 20minütiges Solo, hüpfte wie ein Bekloppter über die Bühne und ließ seine Finger wirbeln, dass es eine wahre Pracht war, begleitet von tollen Showeffekten und extatischem Headbangen.

Dann war Schluss. Applaus, Zugabe- und Angus-Rufe, und nach 5 Minuten kamen alle nochmal auf die Bühne, hervorgelockt durch Angussens Gitarre aus dem off, der "Highway To Hell" intonierte - ausrast ! Schlussong war "For Those About To Rock" mit 12 Kanonen im Hintergrund die böllerten wie blöd.
Den finalen Schluss nach ca. 2h, pünktlich um 23 Uhr, wie geplant, bildete ein fast schon bedrohliches Feuerwerk, das den Boden erzittern ließ und nochmal ganz Stuttgart signalisierte: Hier war heute AC/DC !

Fazit:

AC/DC hat sich schon gelohnt zu sehen, aber auf den Riesen-Festivals kommt einfach nicht so viel rüber. Die Bühne ist viel zu weit weg und der Sound war zu leise.
AC/DC ist hochprofessionell, spielt leider ziemlich emotionslos (Angus und seine Gitarre ausgenommen) und schafft es nicht während des Konzertes ein konstantes, gutes feeling aufrecht zu erhalten. Während der Songs ist's immer 'wow', dazwischen aber ist immer ne Pause, da passiert nix, außer dass der Neue aus seinem Bier trinkt und dann ins Mikro 'ahh' grunzt... super. Geil ist allerdings Malcolm, der wahre Star in der Truppe... was für eine Fresse ! Und Cliff Williams am Bass ist auch ziemlich kuhl.

Also schon ein Erlebnis, aber es wäre mehr drin gewesen.

So war's,
mm

 

(Micha, 15.06.10)


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