„Freiburg stimmt ein“ 16.06.24 Freiburg
mit The Dead Orchids, Owl In The Heavens, The Rehats, OIL
Am Sonntag, dem dritten und letzten Tag des städtischen Musik-Events „Freiburg stimmt ein“, nahm ich mir etwas mehr Zeit, von Ort zu Ort zu ziehen und verschiedene Konzerte zu gucken. Auftakt war nachmittags, äbout tea-time, im weitläufigen Eschholzpark um die Ecke.
Dort spielten THE DEAD ORCHIDS einen gut siebzigminütigen Auftritt. Das Quartett mit Bass, Synthies, Drums, Gitarre und Sängerin dürfte eine der jüngsten Bänds des Festivals gewesen sein. Seit einem Jahr spielen die vier in dieser Formation zusammen, selbstredend nicht ohne bereits viele Erfahrungen in anderen Bänds gesammelt zu haben – der Bassist etwa, der seit geraumer Zeit mit Sound Of Smoke zu glänzen versteht. THE DEAD ORCHIDS spielen ziemlich geilen, an die Siebziger angelehnten Rock, mal späcy, mal psychedelisch, immer gerne in kleinere Jäms ausufernd und stets groovy. Gleich der erste Song nahm gut zehn Minuten in Anspruch, war durchweg spannungsgeladen und keine Sekunde langweilig.
Im Mittelpunkt der toten Orchideen stand die Sängerin, die sehr energetisch performte, Synthies betätigte, gegen Ende am Bass zugange war und zwischendurch das Mikro an den Schlagzeuger abgab, der sang, während sie solange dessen Drums übernahm – bis die beiden in fliegendem Wechsel während des Songs ihre eigentlichen Parts auf der Bühne wieder aufnahmen. Indes kitzelte der Gitarrist, der zeitweise die Frontfrau ergänzend ebenfalls stimmlich tätig war, mittels kreativem Spiel von Fingern und mit Effekten, immer wieder ziemlich coole Klänge aus seinen Saiten und fabrizierte gegen Ende auch mal richtig dreckigem Garagensound. Sehr geil, diese Bänd!! Die vier Dead Orchids werde ich mir sicher bei Gelegenheit gerne wieder ansehen!!
Wir erfreuten uns danach noch an Drinks und Leckereien und waren voll des begeisterten Lobes am eben gehörten, ehe wir in Richtung Stadtzentrum ans Historische Kaufhaus aufbrachen, wo insbesondere straßenmusikalische Darbietungen stattfanden. Leider kamen wir etwas verspätet zum Auftritt von OWL IN THE HEAVENS an, einem Duo aus Heidelberg, mit aktustischer Gitarre, Gesang und E-Bass zu Werke, sodass wir nur noch etwa zwanzig Minuten von deren Schaffen zu hören bekommen konnten. Die beiden deuteten das klassischer Singer-Songwriter-Genre gekonnt um, indem sie ihre durchweg sehr schönen Songs nebst toll gezupften Instrumentals immer wieder mit Passagen anreicherten, die ganz schön losrockten. Eine geschickte Verbindung dieses Stils mit Elementen des Prog-Rock und ein angenehmes Intermezzo zwischen all den doch überwiegend lauter agierenden Bänds.
Bis zum nächsten vorab ausgewählten Auftritt blieb noch etwas Zeit, in der wir uns dann auch ohne Musik nicht langweilten, zumal unser Besuchstrio für die folgende Veranstaltung auf dem Augustinerplatz zum Quartett angewachsen war und es genug zu bequatschen gab.
Dort spielten am frühen Abend THE REHATS leichtfüßigen, viel gute Laune verbreitenden Songwriter-Pop mit Rockanstrich. Das Quartett mit E-Gitarre, Bass, Schlagzeug und akustische Gitarre spielendem Sänger, der die Bänd vor etwa zehn Jahren auf den Weg brachte, sorgte für viel Freude und auch Tanz unter dem Publikum, wie auch die Bänd sichtlich in ihren schön fluffigen, oft ohrwurmlastigen Songs aufging. Insbesondere Sänger Jojo und Bassistin Nadine nahmen häufig Kontakt zum Publikum auf und animierten dieses zum Mitsingen, so dass phasenweise die Anwesenden vor der Bühne fast die kompletten Bäckgrounds eines Songs übernahmen. Und da die Leute nach Ende dieses sehr munteren, gut sechzigminütigen Auftritts längst nicht genug hatten, spielten die vier einfach ihren bislang erfolgreichsten Song mit großem Hitpotenzial, „Nothing But The Truth“, nochmal, ehe sie sich sichtlich glücklich vom begeisterten Publikum verabschiedeten.
Nach diesem erfrischenden Auftritt der sympathischen Rehats war eine kleine Stärkung vonnöten. Außerdem meldete sich nach dem vielen Stehen auch das Bedürfnis nach ein wenig Sitzen. Beidem kamen wir umgehend nach, ehe wir kurz nach halb neun auf dem Platz der Alten Synagoge eintrafen, wo das Highlight des Tages bereits am Wirken war: OIL, ein Trio aus Lahr, erfreute sich bereits heftigst an seinem Auftritt und nahm das Publikum dabei mit Leichtigkeit mit. Hauptverantwortlich hierfür war der Sänger und Flying-V-Gitarrist mit vielen aus trockenem Charme gespeisten Ansagen.
Musikalisch liegen die Wurzeln des Trio-Sounds klar in den Siebzigern und Achtzigern, viel Hard’n’Heavy und Blueseinflüsse, gleichsam dreckig und rotzig wie Punkrock, jedoch immer wieder mit Wendungen in den Songs, die im Ansatz an Prog- oder Stonerrock erinnerten. Und das alles mit ziemlicher Wucht voll auf die Zwölf – sowohl in der Darbietung, wie auch im Sound. Insbesondere Schlagzeuger Marc Vetter, abends zuvor noch bei Montau zu hören, zog hier richtig durch, bis hin zu einem Drum-Solo, bei welchem er mit den Sticks über die gesamte Bühne lief und wirklich alles Vorhandene perkussiv nutzte – vom Boden über die Boxen bis zu Mikroständer und Mikro. Hammer!! Ohne das Spielen aufzuhören, geschweige denn auch nur ein klitzekleines bisschen aus dem Takt zu geraten, kehrte er wieder zurück an die Drums, holte eine Trompete hervor und flocht ins nun einhändige Drumspiel eine kleine oh-oho-oh-oh-Melodie m Blasinstrument ein!! Unfassbar geil!!
Auch beim Singen tat sich Vetter als ziemlich begabt hervor und stellte mehr als eine Ergänzung zu Leadsänger Gert Endres dar, den er manchmal per Bäckground ergänzte, mit ihm duettierte oder auch den Lead-Gesang übernahm. Endres wiederum, hauptamtliche Rampensau rechts vor Vetter, hatte viele Anekdoten zu den Songs dabei, sparte bei spontanem Geplänkel nicht mit Selbstironie und sorgte für stets gute Stimmung und viele Lacher im Publikum. Und bei alldem hatten die drei durchweg zündende, abwechslungsreiche Powersongs dabei, die noch einmal so richtig Ohren wie Hirn durchfegten, sehr sehr geil, das!!
Als ruhender Pol der Bänd mit dem kompromisslosen Sound zeigte sich Bassist, Rainer Jauch, der stets den Teppich legte, hin und wieder Bäckgrounds sang und ansonsten sichtlich zufrieden und amüsiert über das Animationstreiben der beiden Mitstreiter in seinem tief rollenden Basssound aufging. Der Auftritt von OIL nahm dabei, inklusive der vor der Zugabe eingeflochtenen Vorstellung der Macherinnen und Macher des Festivals, annähernd zwei Stunden in Anspruch und stellte einen sehr gelungenen Abschluss der drei Musiktage dar, wie er diesem wirklich schönen Festival angemessen war!! Chapeau!!
Erwähnenswert sei noch, dass die Bänds bei dieser Non-Profit- und ehrenamtlich ausgerichteten Veranstaltung durchweg ausreichend Zeit für ihre Sets hatten, zumeist über eine Stunde zugange sein durften, einen sehr guten Sound hatten und dem Publikum zwischendurch immer die Möglichkeit von Atempausen und Gehörerholung sowie Schnack und Plausch gegönnt war. So war sich unsere kleine Runde nach Ende der letzten Klänge einig, dass dies eine wirklich tolle Veranstaltung war, mit abwechslungsreichem, inspirierendem Programm und so mancher Bänd, nach deren Auftritten künftig gerne Ausschau gehalten werden kann!! Fät Thänx an alle Beteiligten von Freiburg stimmt ein!!
17.06.24
Und hier natürlich Linxx zur Musik der erwähnten Bänds:
Owl In The Heavens – hier
The Dead Orchids – da gibt’s noch nicht so viel, ein bisschen aber HIER