fire!    testament   VÖ 26.03.24 Rune Gramofon

 

Das mir mit den Jahren sehr ans Herz gewachsene schwedische Free-Jäzz-Trio fire! hält sich verlässlich an seinen Rhythmus der im steten Wechsel mit dem fire! orchestra stattfindenden Veröffentlichungen. Und das in gleichbleibend sehr hoher Qualität. So wird auch testament jeder einzelnen Vorschusslorbeere gerecht…

Diesmal ist das Werk, nach dem opulenten ‚echoes‘ vor einem Jahr in Orchesterversion, nun radikal auf das Trio Bass, Drums und Saxofon reduziert. Selbst auf bislang regelmäßig bei fire!-Alben zusätzlich zur Kernbänd mitwirkende Gäste wird diesmal gänzlich verzichtet. Der Eröffner des testament steigt, gemächlich und leise, mit einem minimalistisch repetitiven Bassriff ein, das ein paar Takte vorangeht, ehe die Drums und kurz danach das Saxofon, beide zunächst ebenso verhalten, mit einsteigen. Bei dieser ruhigen Zurückgenommenheit bleibt es freilich nicht. „Work Song For A Scattered Past“ gibt nach einiger Zeit noch richtig Gas und liest sich im Gesamtkontext des Albums wie ein ausführlicher Prolog zu dem folgenden, hochintensiven gut vierzigminütigen Feuerwerk aus Sound und Rhythmus sowie instrumentalen Erzählungen.

Die Intensität, die jedes dieser fünf Stücke mit fünf bis zehn Minuten Länge entwickelt, entsteht häufig durch den in seinen gespielten Linien und Läufen immer wieder variierenden, dabei zumeist stoisch voranschreitenden Bass und die häufig in einer Leadfunktion wirbelnden Drums, über welchen das Saxofon Gustafssons, stets auf sicher grundiert, nach Lust und Laune thront, knarzt, dröhnt, schwebt und spielt. Der Schwede entlockt seinem Instrument die unterschiedlichsten Töne, von konventionell bis experimentell, gibt sich gerne klanglichen Eskapaden hin, um sich ebenso gern wieder stark zurückzunehmen, nur punktuell aufzutauchen, zu pausieren oder sanft wie ein aufmunterndes Lächeln zu klingen. Der Bläser ist zu fast jeder Zeit der vornehmliche, jeden Gesang völlig überflüssig machende Geschichtenerzähler dieses bei aller Reduktion außerordentlich fulminanten Albums. So erscheint es nur als logische Konsequenz des gesamten Werks, dass im letzten Stück, „One Testament. One Aim. One More To Go. Again“, als dessen Finale ein sehr ausgiebiges Solo des Sax zu entspannt lässigem Minimal-Sound der Rhythmussektion ein großartiges Album beschließt.

Bei alldem ist kaum zu überhören, dass offenbar immer mal wieder Motive voriger Werke aufgenommen und etwas abgewandelt verwendet und weiter entwickelt werden, was das Album gleichsam neu, wie machmal auch angenehm vertraut klingen lässt. Tatsächlich klingen fire! in meinen Ohren auf testament mit reduziertem Instrumentarium noch deutlich intensiver, als unter der Beteiligung von Gästen oder als großes Orchester. Ganz großes Hörkino!!

28.04.24

Zum Reinhören HIER lang.

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