Finkenbach "Finki Festival" Open Air 2019 10.08.19 Finkenbach, Odenwald
hier mit Guru Guru und Lazuli
Spontan weilte ich vergangenes Wochenende in der Nähe der lokal berüchtigten Open-Air-Veranstaltung zu Finkenbach. Kurzerhand beschlossen mein charmanter Gastgeber und Konzertbegleiter und ich, diesem Kult-Event einen Besuch abzustatten. Über die Rahmenbedingungen war im Lauf des Abends zu erfahren, dass sich das Festival aus dem Feuerwehrfest der Gemeinde heraus entwickelt hat, wobei Mani Neumeier, Schlagwerker und Sänger der Bänd Guru Guru, nicht unwesentlich an Entstehung wie Fortführung seit nunmehr über vierzig Jahren beteiligt ist. Das ganze Dorf ist alljährlich in dieses Ereignis involviert. Und das, wie die angenehm entspannte Stimmung vermuten ließ, auch nicht ohne Freude...
Wir fanden uns am Spätnachmittag des zweiten Festivaltages ein, als gerade eine Reggaebänd zu stilistisch angemessenem Wetter aufspielte. Diese Zeit nutzten wir, das Gelände ein wenig zu erkunden und - selbstverständlich!!- um zu Palavern. Um sieben fanden wir uns - als Neulinge unter den Besuchern mit respektvollem Abstand und neugierigem Überblick über das stark hippiegetränkte Treiben auf dem Gelände - in der Nähe der Bühne ein. Lazuli hieß die Bänd aus Frankreich, die mit Gitarren, Keyboard, Schlagzeug, Horn und einer sogenannten Léode, letzteres ein optisch wie klanglich stark an eine Lapsteelgitarre erinnerndes Unikat, die Bühne für anderthalb Stunden in Beschlag zu nehmen gedachte. Musikalisch war da so mancher Stil herauszuhören, Folk, Rock mit Hang zum Prog, chanson-esker Pop mit Ethno- bzw. Weltmusikeinfluss - was den Auftritt recht interessant machte. Sympathisch waren dazu die Ansagen des Sängers, der, des Deutschen mächtig, hin und wieder etwas über die Songs erzählte, Anekdoten zum Besten gab oder schlicht seine Freude über den Auftritt ausdrückte. Ein paar Längen gab es dennoch im Lauf des Sets, doch konnten wir diese recht glimpflich per Nahrungszufuhr überbrücken. Mit der Zeit wurden die Musikanten immer experimenteller, bis sie ihren gelungenen Auftritt schließlich zu fünft am Vibraphon, mehr oder minder bekannte Melodien klöppelnd, zuende führten.
Zur Primetime um 21 Uhr betraten dann Guru Guru die Bretter. Diese rockten zur Seteröffnung ein fast schon stonerlastiges Instrumentalstück über den nun mit wahrscheinlich allen Anwesenden, geschätzt etwas über fünfzehnhundert Menschen, gut gefüllten Platz des örtlichen Fußballvereins. Namentlich ist mir die Bänd schon seit ich denken kann ein Begriff, bewusst und wissentlich gehört oder gesehen habe ich die Formation bislang nicht. So war ich natürlich zunächst überrascht über den modern klingenden Sound der 1968 gegründeten Bänd; und ich war gespannt, was es im Lauf der kommenden knapp zwei Stunden aus über fünfzig (!!) Jahren Bändgeschichte so zu hören gäbe.
Stilistisch war das so einiges. Basierend auf Bluesrock nahmen sich die Herren - offiziell dem Krautrock zugerechnet - manches Genre vor, ehe sie sehr genüsslich in Richtung der Experimentalität abdrifteten. Vereinzelt performten sie dazu in merkwürdigen Gewändern und insbesondere Kopfbedeckungen und taten beiläufig in einem der Texte ihre Haltung kund: Warum macht ihr denn überhaupt Musik? - (Pause) - Weil man da so schön ausflippen kann!!
Das taten sie auf ihre Art dann auch. Etwa mit Songs wie "Elektrolurch" oder "Space Baby" - um nur zwei der wenigen mir jetzt bekannten Titel zu nennen. Nun gut, der Auftritt dieser Formation hatte ebenfalls zwischenzeitlich, aufgrund manchmal allzu langen Ausdehnens einzelner Songparts, die eine oder andere Länge im Set - zumindest für den Geschmack von uns zwei beiden selbsternannten Connaisseuren...
Spaß gemacht hats uns dennoch, und das nicht allzu knapp. Auch waren die Musiker durchweg Könner ihres Fachs. Insbesondere Neumeier beeindruckte mich mit seinem Gesang, der hin und wieder sehr stark an jenen des Dylan der jüngeren Zeit erinnerte. Ich denke da vor allem an den "Man of the Woods". Sehr geil!! Nicht minder beeindruckend zeigte sich Mani percussiv oder beim beim eben erwähnten Song mit seinem Sprechgesang zu gekonnt stampfenden Trommelgrooves. Damit schickte der 79jährige dem Publikum manch qualitätiv hochwertiges Schmankerl zu Gehör.
So war der Spontanbesuch des in verschiedensten Belangen außergewöhnlichen Konzerts, das Finki Festival 2019, eine rundum gelungene Sache. Auch wenn der Abschluss mit den Dissidenten dann doch eher verwirrend anmutete. Die entwickelten nach einem eher misslungenen ersten Song im Lauf des zweiten Stücks zwar doch ganz interessante Hörwerke, doch waren wir mittlerweile schlicht zu platt, uns darauf einzulassen. Also traten wir insgesamt ziemlich zufrieden den Heimweg durch den am Firmament behalbmondeten, durchaus schick anzuschauenden Odenwald an...
12.08.19