Earth    Full Upon Her Burning Lips   (VÖ: 24.05.19 / Sargent House)

 

Ich weiß es nicht mehr ganz genau, aber es muss so Ende letzten Jahres gewesen sein, dass ich über irgendwelche Kanäle auf eine Bänd mit dem nicht ganz bescheidenen Namen Earth gestoßen bin. Musikalisch werden sie dem sogenannten Drone Metal, wahlweise auch Ambient Metal oder Drone Doom genannt, zugerechnet. Und nicht nur das, sie werden dabei auch als Genre(mit)begründer bezeichnet...

Wie auch immer – die im Kern aus dem Gitarristen und Mastermind Dylan Carlson und der Schlagzeugerin Adrienne Davies (die beiden haben das Album zu zweit eingespielt und waren laut Fachpresse mal verheiratet) bestehende Bänd hat es sich seit Ende der Achtziger zur Aufgabe gemacht, möglichst gemächlich zu musizieren. Wilde Soli der Gitarre oder stürmische Schlagzeugwirbel brauchen hier also keineswegs erwartet werden. Auch gibt es keinen Gesang oder häufige dynamische Tempowechsel. All das findet bei Earth nicht statt. Die Dynamik spielt sich eher konstant und langsam ab, wie die Drehungen des Planeten, nachdem welchem die Bänd sich benannt hat. Das kann natürlich immens langweilen – tut es aber nicht!! Mir gefällt das Doppelalbum, gepresst auf schick rotbraunes und marmoriertes Vinyl, betitelt mit Full Upon Her Burning Lips, recht gut.

Die Songs wälzen sich langsam durch Raum und Zeit und leben dabei vor allem von der Dynamik, die zwischen den Instrumenten entsteht. Stoizismus in Reinform, könnte man sagen. Verschleppte Gitarrenmelodien, ausklingende Akkorde und eingesprengselte Leads werden begleitet vom ebenso schleppendem Bass – ebenfalls gespielt von Dylan Carlson – und werden auch nicht vom Schlagezeug angetrieben, sondern durch jenes viel eher im Zaum gehalten. Es ist gerade dieses zurückgenommene Schlagzeugspiel, das viel vom Charme dieser Gemächlichkeit ausmacht und wie der Fels in der schwerfälligen Brandung der Saiten wirkt, mit welchem Davies die Stücke maßgeblich formt. Die Gitarren flechten hin und wieder eine leitende Melodie ein, die, minimal variiert, immer wiederkehrt, ähnlich wie bei der Konzeption der Minimal Music von Steve Reich oder Philip Glass.

Sicherlich ist das nicht jederfraumanns Ding – mir gefällts wiederum genau deswegen recht gut, weil eben das Tempo so rausgenommen ist. Letztlich kann das zehn Songs umfassende Doppelalbum, mit Songtiteln wie "Exaltation of Larks" oder "An Unnatural Carousel" – um nur derer zwei anzuführen – , auch schlicht beschrieben werden mit dem Untertitel, der auf der Rückseite des Covers steht: "the earth has music for those who listen".
Da gibts doch eigentlich auch gar nicht mehr dazu zu sagen...??

29.03.20

ein Auftritt von Earth aus 2014 ist hier zu begutachten

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