Die Goldenen Zitronen 3.02.14 Freiburg, Schmitz Katze
"Katze!!" - fauchte Schorsch Kamerun besonders gegen Ende des Konzerts hin und wieder ins Mikro, mit den Händen zugreifende Katzentatzen imitierend. Sichtlich Spaß schien den Goldies, wie sie sich selbst gerne nennen, der Auftritt gemacht zu haben. Trotz regelmäßiger Soundprobleme wie komplettes Fehlen der Gitarre oder vor allem sich vom Fuß des Schlagzeugers weg bewegender Bass-Drum. Es hatte mehrfach, fast wie ein spontaner Running Gäg, die Frage nach Hammer und Nägeln bedurft, bis diese geliefert werden konnten, um das gute Stück zu fixieren. Zwischenzeitlich hatte sich gar ein Freiwilliger aus dem Publikum bereitwillig davor gesetzt. Vermutlich hatte sich der Sprechsänger die dramaturgische Inszenierung etwas anders vorgestellt, als er diese als Rechtfertigung gegenüber manchem Zwischenruf nach mehr Lautstärke angeführt hatte.
Mit "Der Investor" vom aktuellen Album "Who's Bad?" begannen die Hamburger ihr Konzert. In priester-ähnlichem Gewand stand der Frontmann in der Mitte der Bühne, fabulierte, politisierte, prangerte Zustände an, ging im weiteren Verlauf immer wieder in Interaktion mit dem Publikum, neckte dies auch gerne mal, sei es mit Fragen zu eventuellem Unbehagen oder Feststellung des nicht unwesentlichen Altersunterschieds zwischen den sechs Männern auf der Bühne und dem Großteil des etwa zweihundertfünfzigköpfigen Publikums.
So richtig aus der Reserve locken konnte er damit nur die Wenigsten, was dem Spaß ebenfalls keinen Abbruch tat. Insgesamt erinnerte das Konzert in der Tat an eine sehr theaterhafte Inszenierung, mit fast kompletter Abdunkelung zwischendurch, untermalt von expressionistischen Klängen zu meist von Kamerun vorgetragenen Monologen. Die technischen Probleme wurden souverän gelassen hingenommen, so dass auf musikalischer Seite an diesem Abend die garagen-punkige Attitüde weit mehr im Vordergrund stand, als der avantgardistische Anteil des Zitronen-Universums. Gitarre, Bass, Schlagzeug, Percussion, Synthies und diverse andere Spielzeuge wurden verwendet, gegen Ende des ersten Zugabenblocks gab es zu meiner großen Freude auch mal eine ausgedehnte lecker Lärmpassage.
Der Abend verlief also recht kurzweilig, nach dem sechzigminütigen Set kamen Die Goldenen Zitronen drei Mal wieder zurück auf die Bühne und zumindest beim letzten Stück, dem betagten und doch immer noch aktuellen "80.000.000 Hooligans" hatte ich den Eindruck, dass dies nicht unbedingt geplant war, die Jungs aber einfach noch Lust hatten. Ansonsten erinnere ich mich noch - selbstverständlich ohne Gewähr - an "Wenn ich ein Turnschuh wär", "Europa", "Psycho", "Positionen" und natürlich "Scheinwerfer und Lautsprecher" - vielleicht der beste deutsche Text, der seit längerem meine Ohren erreicht hat. So ganz die Qualität von vor ein paar Jahren im Jazzhaus konnte der Auftritt nach meinem Geschmack nicht erreichen, wofür ich aber weniger die Bänd verantwortlich machen möchte denn die technischen Unwägsamkeiten, was schlussendlich wieder einen ganz anderen Charme zu Eigen hatte, der dem Auftritt einen doch sehr amüsanten Anstrich verpasste...
9.02.14