DAS FEST             23.-25.07.10 Karlsruhe, Günther-Klotz-Anlage

(hier u. a. mit: Bela B., The Editors, Monsters of Liedermaching, Charlie Winston, The John Butler Trio)

 

Im Lauf der Jahre durch stetig steigenden Besucherandrang vom entspannten Wohlfühl-Ereignis zur mitunter höchst ungemütlichen Massenveranstaltung mutiert, wartete DAS FEST 2010 mit z. T. grundlegenden Änderungen auf. So ist zum Beispiel die Zeit des 'umsonst und draußen' vorbei, denn es wird ein, nennen wir es mal Soli-Beitrag, für Freitag und Samstag erhoben. Außerdem ist das Gelände um die Hauptbühne herum zur besseren Übersicht - sprich Kontrollierbarkeit - abgeriegelt. Dies erscheint nicht zuletzt anbetrachts der Ereignisse am selben Wochenende in Duisburg sinnvoller denn je. Nun mögen die ewigen Nörgler des verloren gehenden Flair schweigen, denn von ein paar kleinen Abstrichen abgesehen muss darauf in der 'Klotze' nach wie vor nicht verzichtet werden. Die für mich größte Frage bleibt jedoch nach wie vor: warum nicht bei den großen Namen Abstriche machen? Manchmal kann weniger doch so viel mehr sein...

Darum soll's hier derweil aber nicht gehen, sondern um die Konzerte an besagtem Wochenende, deren Auftaktabend ich dann gleich mal verpasst habe. Auch lieber nicht erwähnen möchte ich, was vertrauenswürdige Stimmen mir über den freitagabendlichen Auftritt von Jan Delay und seiner Disko No.1 zugeflüstert haben, sondern direkt mit meiner samstäglichen Premiere einsteigen.

Fast pünktlich fanden wir uns zu Bela B y Los Helmstedt an der Hauptbühne ein. Und wie einem gerne geschieht, wenn man nicht geringe Erwartungen hegt, konnten diese mehr schlecht denn recht erfüllt werden. Ein für meine Begriffe musikalisch langweiliges, eher spröde zu nennendes Deutsch-Rock-Set boten die Herren (incl. einer Dame) um den Ärzte-Trommler am frühen Abend feil. Dies spielten sie meines Erachtens zudem nur begrenzt motiviert herunter. Dabei wusste der zweifelsohne nicht unbegabte Sänger selbst mit Ansagen und Zoten nur mäßig zu unterhalten oder gar zu amüsieren. Es war einfach nur flach, öde und, ja, eben langweilig. Gegen Ende der ungefähr 75 Minuten wurden die Songs zwar etwas knackiger, doch viel gerettet konnte nicht mehr werden. Böse Zungen ließen gar verlauten, dass dies nun mal passieren könne, wenn man hauptberufliche Schlagzeuger den Frontmann geben lässt...

Wie auch immer, deutlich interessanter konnten hiernach die Editors aus Birmingham ihr etwa anderthalbstündiges Set gestalten. Nach einigen gemächlichen Takten Keyboard-Intro markierten vier aufflammende Feuerfontänen den Startschuss in eine durchaus anspruchsvolle Show. In blau-weißes Licht getaucht ließ das Quartett seinen stark vom New-Wave der Achtziger geprägten Sound von den Brettern wogen; hier elegisch elegant, dort düster geheimnisvoll, mal lustbetont extrovertiert, dann wieder leicht britisch unterkühlt. Während von Gitarren dominierter Stücke dachte ich öfter an U2, bei den Synthies wiederum an Depeche Mode, ohne jeweils platt plagiatiertes zu hören, denn die eigene Note war jederzeit erkennbar. Eine sehr feine Sache zur Prime-Time, und dies obendrein bei etwas weniger Gedränge als zuvor.

Die letzte Stunde bis Mitternacht gehörte schließlich 6 Jungs namens  Monsters of Liedermaching, von denen man in jüngerer Zeit immer mal wieder was munkeln hörte. Ganz so monströs war´s denn allerdings nicht, in jedem Fall hatten sie aber riesigen Spaß auf den größten Brettern, die sie bislang betreten durften. Diese Freude konnten sie derweil mit Leichtigkeit auf das Publikum übertragen. Kreative Texte gab´s ins Ohr der Hörer, bei welchen die Themen zwar nicht selten weit unter der Gürtellinie angesiedelt waren, doch wurde dabei immer charmant-gewitzt und schön im Wechsel - sowohl an Stimmen wie Instrumenten - vorgetragen, so dass man sich vom sympathischen Sextett mit einer sehr unterhaltsamen und kurzweiligen Darbietung gut umsorgt wähnte. Die private After-Show-Party hiernach gestaltete unsere Truppe wie immer selbst bei den entzückenden Gastgebern...

Der Fest-Sonntag begann für uns zu fortgeschrittener Nachmittagszeit mit Charlie Winston. Der Songwriter mischte mit seiner Bänd so einige Stile, von Folk über Funk bis hin zum Pop, wobei das Auffälligste hierbei die abwechslungsreiche Instrumentierung war: mal wurde die Harp mit Effekten verziert, mal wurde mit Löffeln auf der Pedal-Steel gespielt, während der Chef selbst auch gerne mal die Gitarre abgab und den Bass oder das Klavier gekonnt bediente. Gesanglich ließ der Engländer mich gelegentlich an Jack Johnson denken, wobei Herr Winston sich weitaus gestaltungsfreudiger zeigen konnte.

Danach gab´s mit dem John Butler Trio ein echtes Highlight für Saitenfetischisten: die aus dem fernen Australien Angereisten hatten den wohl abgefahrensten Sound des Festivals. Meist auf der 12-saitigen, gerne mit Lap-Steel-Gitarre, gelegentlich auch an Banjo oder einfach mal ganz normaler akustischer oder elektrischer Gitarre konnte der namensgebende Gitarrist und Sänger mit seinem ausgezeichneten Spiel bestens gefallen und schien auch selbst große Freude am Auftritt zu haben. Hervorragend unterstützt wurde er vom sehr schön groovenden Bass und einem echten Könner am Schlagzeug. Auch diese beiden bekamen gegen Ende des Sets noch ihre Solo-Parts, wobei sich der Schlagzeuger an einem ausufernden Mitmachteil mit dem Publikum so zu ergötzen schien, dass er darüber fast die begrenzte Spielzeit vergessen wollte. Für mich war die Darbietung dieser drei Herren jedenfalls die weitaus Eindrücklichste beim diesjährigen FEST um den 'Mount Klotz' herum.

Der Schlussakt auf der Hauptbühne gehörte dem Kölner Reggae-Musiker Gentleman, der nach kurzem Intro zunächst mit einer Schweigeminute der Opfer und Angehörigen des Love-Parade-Unglücks Respekt zollte. Dann begann er sein Set, welchem wir jedoch nach einer knappen halben Stunde überdrüssig wurden. Nicht dass es schlecht gewesen wäre, doch ist Reggae eben nicht jedermanns Ding, so dass wir lieber noch einen Ausflug zur Zeltbühne unternahmen - die übrigens dieses Jahr zwar ganz ohne Zelt auskommen musste, ihren Namen aber dennoch behalten durfte. Dort begann mit etwas Verzögerung eine Dame namens Jessie Evans ihre Performance. Unterstützt von einem Schlagzeuger und Klängen vom Band sang und tanzte sie, spielte hier und da mal Saxophon, alles jedoch ohne wirklich große Begeisterung bei mir oder meinen Begleitern auslösen zu können. Da nutzte auch ihre eng getragene Kleidung nix.

Mittlerweile zum Duo geschrumpft begaben wir uns also erstmals in unserer FEST-Karriere auf einen Sprung zur DJ-Bühne, wo ordentlich die Bässe wummerten und das Publikum sehr deutlich jünger war als anderswo auf dem großen Gelände - sieht man mal von den Kinderspielecken ab - ehe wir nach Verklingen der letzten Töne auf sämtlichen Bühnen noch ein quasi Abschiedsbier auf dem Hügel zu uns nahmen.

So ging der erste Anlauf der neu konzipierten Traditionsveranstaltung durchaus sehr zufriedenstellend zu Ende, wenn auch - wie bereits oben erwähnt - sicher noch nicht alles richtig optimal gelöst werden konnte. Trotzdem bleibt wie immer bereits die Vorfreude auf die nächste Ausgabe zurück, wenn der Hügel wieder ruft!!

5.08.10

(Bilder gibt´s übrigens unter www.dasfest.net)

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